Der Gefallen

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POV: Lia

Meine Haut brannte und ich hatte das Gefühl mein Körper war mir zu klein. Den ganzen Vormittag hörte ich Dinge, die ich eigentlich nicht wahrnehmen sollte. Als eine Tasse drei Räume weiter auf die Theke gestellt wurde oder aber das leise flüstern der Kollegen am anderen Ende des Raumes. Jedoch wirkte sich diese Überempfindlichkeit nicht nur auf mein Gehör aus, nein dass wäre ja zu schön um wahr zu sein. Es glich einem einzigen Chaos. Alle Sinne waren geschärft und auch wenn es eigentlich ziemlich cool war eine Tasse ohne Probleme im Fall zu fangen, so halste mir das doch skeptische Blicke ein.

Je weiter der Morgen voran Schritt umso mehr Kollegen betraten das Gebäude und umso unangenehmer wurde der Geräuschpegel. Somit entschied ich mich kurzer Hand dazu im Trainingsraum ein wenig Dampf abzulassen.

Sobald ich mir meine Trainingskleidung übergeworfen hatte, welche nur aus einem Sport BH, einer schwarzen trainingshose und einfachen Sportschuhe bestand, betrat ich den geräumigen Trainingsraum. Der Boden bestand lediglich aus dunklen polstermatten um sich bei einem Übungskampf nicht ernsthafte Verletzung zuzuziehen. Von der Decke im hinteren Teil des Raumes, hingen Boxsäcke im perfekten Abstand zueinander, so daß sich niemand in die Quere kam. Im Grunde war dieser gigantische Raum ein einziges Fitnessstudio mit dem extra, dass hier auch mit waffen trainiert wurde.

Ich steuerte einen der Boxsäcke an und warf mein Handtuch auf den Boden. Die Blicke vereinzelter anwesender spürte ich nur allzu deutlich in meinem Rücken. Seitdem Ryu vor drei Tagen erklärt hatte was es mit dem Drachenmal wirklich auf sich hatte, war ich noch gereizter als zuvor und alle hatten angefangen mich zu meiden. Gedankenverloren starrte ich auf die Bandage über das Mal. Sie bedeckte es komplett, doch auch wenn ich es nicht sah, spürte ich es nur zu deutlich. Wütend begann ich auf den Boxsack einzuprügeln. Erst waren meine Schläge noch präzise und gezielt ausgeführt, doch als plötzlich ein paar eisblauer Augen in meinem Inneren erschien begann ich unkontrollierte zuzuschlagen. Ich spürte wie sich meine Nackenhaare aufstellen als plötzlich jemand hinter mir trat und rein instinktiv wirbelte ich herum und trat der Person die Beine weg, so daß diese auf den Boden landete und erschrocken zu mir aufsah.

,,Sam?! Warum schleichst du dich so an? "

Seine braunen Augen richteten sich geradewegs auf die meinen.

,, Mir wurde gesagt das du denn ganzen Tag schon ziemlich unruhig bist und ich wollte einfach mal nach dir sehen. Was ist momentan los mit dir. Du bist nicht du selbst. Hast du irgendwelche Probleme? "

Ich schüttelte den Kopf und half ihm auf. Niemand durfte von alledem erfahren, nicht einmal er. Auch wenn ich eigentlich echt jemanden zum Reden gebrauchen könnte. Doch er würde es niemals verstehen. Ich selbst verstand es ja nicht einmal. Plötzlich musste ich an das letzte Treffen mit Ryu denken und daran wie sie mir zum Schluss einen Kuss auf die Wange gedrückt hatte. Bei der Erinnerung musste ich unwillkürlich grinsen und rügte mich selbst dafür. Ich bekam sie einfach nicht aus dem Kopf. Wie konnte es sein das ich mich zu ihr hingezogen fühlte. Wir haben kaum miteinander geredet. Außerdem war sie mein Feind, warum also spürte ich dieses Bedürfnis danach sie sehen zu wollen. Ich sollte sie hassen, dafür das sie mir das Drachenmal verpasst hat, dafür das sie ist wer sie ist und dafür das sie mich einfach geküsst hat und dann verschwunden ist. Mein Lächeln verschwand augenblicklich und Sam musterte mich besorgt, er legte seine Stirn in falten.

,, hey, Ich denke du solltest dir heute vielleicht mal ne Auszeit gönnen. Lass mich den papierkran für dich erledigen und leg dich etwas hin."

Ich beschloss das er recht hatte. Heute   war ich hier keine große Hilfe, also bedankte ich mich bei ihm und machte mich auf den Weg nach Hause. Gerade als ich durch den Wald lief, hörte ich plötzlich wie jemand meinen Namen rief und als ich mich zu der Person umdrehte gefror mir das Blut in den Adern. Die Dämonin, welche mich ins Outback gebracht hatte, stand in einer eng anliegenden lederkleid vor mir.

Jäger und Gejagte  (girlxgirl) Where stories live. Discover now