Kapitel 36

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Mit einem Lächeln auf den Lippen packt Ann ihr Tablet in die Tasche und steht auf. Mit geschulterter Tasche läuft sie Richtung Ausgang.

Vor ein paar Minuten hat es zum Schulschluss geklingelt. Nun fangen die Ferien an. Das heißt, Ann wird endlich eine Zeit lang ihr Ruhe haben.

Am Nachmittag wird Emely kommen. Bis dahin hat sie noch genug Zeit, um alles für ihre Ankunft vorzubereiten.

Jetzt muss sie nur noch schnell zu ihrem Auto gelangen. Deswegen beschleunigt Ann ihre Schritte deutlich. Ebenso ihre Mitschüler. Jeder will schnellstmöglich nach Hause. Es herrscht reges Treiben in der Eingangshalle.

Ann stellt sich gerade an den Rand der Menschentraube, die sich vor der Tür gebildet hat, als sie jemand an der Hand zurückzieht. Sie will dagegen protestieren, aber ein Blick zu der Person reicht, um zu wissen das es Mia ist. Es würde also nichts bringen sich zu wehren. Mia zieht sie währenddessen ungehindert weiter fort von den Rest ihrer Mitschüler.

In einer nicht so vollen Ecke des Raumes bleibt sie stehen. Ernst blickt ihr Gegenüber sie an.

"Mia, was soll das?" fragt Ann ernst und verschränkt die Arme vor der Brust.

"Das sollte wohl eher ich dich fragen." Wie eine Mutter, die mit ihrem Kind schimpft, stemmt sie die Hände in die Hüften.

Verwirrt zieht Ann die Augenbrauen zusammen.

"Ich weiß nicht, was du meinst."

"Doch, dass weißt du ganz genau."

"Nein, ehrlich nicht."

"Mia spricht davon, dass du verlobt sein sollst." ertönt es hinter ihr.

Ein Blickt über die Schulter und sie weiß das die Stimme zu Melanie gehört. Neben ihr steht Isabell. Beide sehen sie ebenfalls ernst an.

Melanie führt mit ruhiger Stimme fort:,, Ann. Stimmt es wirklich?"

"Das gesamte Rudel sagt dies." erhebt Isabell ihre Stimme.

Leugnen würde nichts bringen, denn in spätestens drei Monaten würde sowieso alles ans Licht kommen.

"Ja." schnauft Ann genervt.

"Ann. Wie kannst du nur?" traurig sieht Mia sie an.

"Ich liebe Nero und er mich." Sie zuckt dabei leicht mit den Schultern.

"Er liebt nur sich und genießt es zu sehen, wie das Rudel seines Rivalen leidet." kontert Melanie.

"Quatsch." Ann schüttelt den Kopf.

"Wir sagen die Wahrheit. Er will Jace leiden sehen. Unser Rudel soll zerstört werden damit er sein Territorium erweitern kann und sein Erzfeind jämmerlich stirbt. Ann er benutzt dich, um Jace an einem gebrochenen Herzen sterben zu lassen oder noch schlimmer ihn mit seiner Schwäche qualvoll töten." sagt Isabell.

"Ihr sagt das nur, damit ich Jace endlich eine Chance gebe. Hab ich recht? Aber ihr habt euch geschnitten. Niemals werde ich ihn seine Taten verzeihen." schnauft Ann.

"Jain. Wir wollen vor allem dich nur schützen. Du bist immer noch unsere Freundin. Doch wir haben auch Angst davor, wenn das Rudel zu Grunde geht. Viele werden deswegen sterben. Jace wird niemand anderes als dich haben wollen. Und ein Rudel braucht nun mal seine Luna" Ein leichter Glanz legt sich auf Mias Augen.

"Ich habe mich wohl noch nicht deutlich genug ausgedrückt. Wir sind keine Freunde mehr. Ihr habt mich hintergangen. Das ist unverzeihlich. Und ich kann und werde nicht mit jemanden zusammen sein, nur damit er glücklich ist. Ich würde mich selbst damit in den Abgrund treiben." Anns Stimme wird brüchig. Allein der Gedanke daran ihr eigenes Glück aufzugeben, nur um ihren Ex Mobber glücklich zustimmen stürzt sie in eine tiefe Traurigkeit, aber auch Hilflosigkeit.

Die Eingangshalle ist mittlerweile Menschen leer.

"Auch wenn du das so siehst, wirst du immer unsere Freundin bleiben." spricht Melanie weiterhin ruhig.," Und wir hoffen, dass du dich gegen diese Hochzeit entscheidest. Du musst nicht die Luna unseres Rudels werden. Wir werden dich nicht dazu zwingen, aber wir wollen dir nur erklären, was passieren wird. Außerdem wollen wir dich nur vor Nero warnen. Er ist alles andere als gut für dich."

Einfühlsam sieht Melanie Ann an.

"Aha." nickt Ann resigniert.

"Und wir wollen unsere Freundin zurück. Es ist so ruhig geworden an unserem Tisch." Bittet Isabell verzweifelt.

"Ich verstehe eure Bedenken. Doch ich kann euch nicht mehr vertrauen wegen Jace." argumentiert Ann.

"Scheiß auf meinen Bruder. Der kann uns gestohlen bleiben. Er hat alles vergeigt. Ich will nur meine Freundin zurück und das ohne Ring am Finger." Schluchzt Mia nun.

Kurz überlegt Ann.

"Ich überlege es mir. Aber jetzt muss ich nach Hause. Bye." Ann dreht sich um und läuft zum Ausgang. Hinter ihr hört sie ein gemeinschaftliches "Bye".

Draußen läuft sie schnurstracks zu ihrem Opel. Dort wartet aber leider schon die nächste Person auf sie.

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