Kapitel 5

13.3K 406 70
                                    

A u r o r a
[Überarbeitet]

In meinem Leben war ich noch nie glücklicher, endlich Feierabend zu haben. Dass dieser Mann sie nicht mehr alle hatte, wurde mir Tag für Tag immer klarer. Was genau heute sein Problem wusste, kein Mensch und was genau heute in seinem Büro passiert war... dazu sagte ich lieber nichts mehr.

Meinen Kopf schüttelte ich. ,Versuch es.' hallte seine tiefe Stimme in meinem Kopf. ,Vielleicht sollte ich wirklich.' murmelte ich zu mir selbst. Ich meine, was will er schon machen? Was kann er schon machen?

Aber dann musste ich, an seine kleine Drohung denken. Ob es wirklich machen würde? Keine Ahnung. Er sah nicht wie jemand aus, der sein Wort nicht hielt.

Es gab nur eine Person, mit der ich über das sprechen konnte. Eine Person, die mich niemals verurteilt hätte und mir bestimmt einen Rat gegeben hätte. Tief holte ich Luft und stieg aus meinem Auto. In langsamen Schritten lief ich zu ihm.

Als ich endlich ankam, bemerkte ich, wie die ersten Tränen sich in meine Augen schlichen. Doch ich versuchte sie zu unterdrücken. Auf dem Boden nahm, ich platze. Hola.' sagte ich. ,Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen. Lo siento Hermano.' hauchte ich. ,Ich hoffe es geht dir gut. Hast du es gut?' fragte ich ihn, ehe ich leise auflachte. ,Natürlich hast du es gut. Besser als hier zumindest.' meinen Kopf schüttelte ich, ehe ich begann von meinem Boss zu reden. Ich erzählte ihm alles und war mir sicher, er hörte mir zu und sah dabei genervt aus. Leise lachte ich wieder auf, als ich an seinen Gesichtsausdruck denken musste. ,Mierda.' hauchte ich. ,Ihr hättet euch gut verstanden, den ihr seit beide kleine Satans.' murmelte ich, ehe eine Träne mein Auge verliess. ,Wieso musstest du nur so früh gehen, hermano?' schluchzte ich. ,Wieso musstest du mich hier so früh allein lassen?' fragte ich ihn. ,Wir hatten doch so viel vor. Ich brauche dich doch.' Immer mehr Tränen verliessen meine Augen. ,Gott Hermano, du bist seit zwei Jahren Tod, doch der Schmerz verging nie. Die Trauer ist jeden Tag da, du fehlst uns allen so sehr. Dein freches grinsen, dein genervter Blick, deine angewiderte Miene, wenn Mamà und Papà sich wie Teenager benehmen, dein schreckliches lachen, deine blauen Augen, deine schrecklichen Witze, deine Nähe. Alles fehlt, so sehr.' sagte ich. Mit meiner Hand fuhr ich über seinen Grabstein.

Gabriele Pablo Ruíz
19.7.1992 - 14.9.2020

,Du warst so jung. Du hattest dein ganzes Leben vor dir. Du hast das nicht verdient. Dieser schreckliche Unfall, hermano, wieso konntest du nicht zu Hause bleiben. Wieso?' Immer wieder stellten wir uns diese Frage, wieso blieb er nicht zu Hause? Wieso war das Schicksal so gemein und nahm uns unseren Bruder?. ,Es ist so schwer ohne dich.' meine Tränen wischte ich mir weg. Ich konnte es nicht verstehen, weshalb er so früh gehen musste. Er hatte sein ganzes Leben vor sich. Doch so war das Leben. Wir lebten für den Tod. Kein Tag war sicher.

Meinen Kopf schüttelte ich. Er war kerngesund. Er war sportlich. Er war nie krank. Einen fitteren oder gesünderen Menschen gab es nicht, als ihn. Doch ein tragischer Unfall veränderte das ganze Leben unserer Familie.

Eine Mutter verlor ihren Sohn, ein Vater verlor seinen Sohn. Drei Schwestern verloren ihren Bruder.

Diese Schreie von meiner Mutter werde mich ein ganzesLeben verfolgen. Dieser schmerzhafte Schrei, der ihre Kehle verliess, wie sie zu Boden sank und nach seinem Namen schrie. ,Por favor Dios, no, no, no, Gabriele hijo mio...' Mein Vater, der blasser als die Wand war, der zitterte, doch sich zusammenreissen wollte und musste für meine Mutter, legte seine Arme um sie, während die Tränen stumm seine Augen verliessen. Meine zwei Schwestern, die weinten und sich umarmten. Das sind die Momente und Bilder, die ich nie wieder vergessen werde. Nie wieder.

Oh dios, woher konnten wir den wissen das sein Abschied am Morgen, sein letzter sein wird?

-
,Hola Hermana.' ertönte die sanfte Stimme meiner Schwester. ,Du warst bei ihm, oder?' fragte sie und ich nickte. ,Sieht man es mir so an?' ehe sie nickte. ,Sí. Lass uns doch eine runde laufen, gehen und dann erzählst du mir was los ist.' sagte sie. ,Sofia..' fing ich an. ,No, no.' sagte sie. ,Mamà, Aurora und ich sind eine Runde laufen!' rief sie, ehe wir beide das Haus verliessen. ,Es ist besser, wenn Mama dich nicht so sieht.' ich nickte. Sie kam mit dem Tod ihres Sohnes nicht zurecht, wie auch?

,Was ist los?' fragte sie mich. Sofia war die Älteste von uns. Sie war ebenfalls schon verheiratet und hatte zwei bezauberte Kinder und war mit dem dritten Kind schwanger. ,Ach Arbeit.' murmelte. ,Mamà, meinte, dein Chef ist ein Arsch?' schmunzelte sie. ,No, der ist Satan höchstpersönlich.' sagte ich. ,Ihn als Arschloch zu beleidigen, ist eine Beleidigung für das Wort Arschloch.' sagte ich, ehe sie loslachte. ,Mierda, du stehst auf ihn.' sagte sie, ehe meine Augen gross wurden. ,Què?!' fragte ich sie entsetzt. ,Rora, du stehst so was von auf ihn.' sagte sie. ,No never!' sprach ich schockiert. ,Oh doch. Deine Augen funkeln total. Du willst ihm hassen, aber gleichzeitig zieht er dich an.' sagte sie. ,Er ist heiss Sof. So verdammt, heiss, man könnte Angst haben, sich zu verbrennen, wenn man ihn anfasst.' sagte ich. ,Aber Mierda, dieser Mann ist kalt und skrupellos.' fuhr ich fort. ,Der hat Daniel einfach so gefeuert und war sauer, weshalb ich in meiner Pause mit Männern rede.' sagte ich, dass er mir gedroht hatte, die Hände eines Mannes abzuschneiden, welcher mir zu nahe kommen würde, erwähnte ich nicht. ,Wow. Der Typ ist eifersüchtig. Die pure Versuchung.' sagte sie. ,Eifersüchtig?' sie nickte. ,Mierda Rora, streng dein Hirn an. Ein Mann, der einen Mann so feuert, weil du mit ihm redest? Das schreit nach Eifersucht.' sagte sie, meinen Kopf schüttelte ich. ,Niemals.' ,Sage niemals nie hermana.' zwinkerte sie.

Meine Augen schloss ich genervt und seufzte. ,Er macht dich so was von an. Du willst mehr.' sagte sie, ehe ich einfach meine Klappe hielt, den seit Tagen hatte mein Gehirn Vorstellungen, die... ach egal.

Auch wenn es falsch war, konnte ich diesen Gedanken nicht stop. ,Oh und wie du mehr willst.' sagte sie lachend. ,Ach klappe hermana.' sprach ich, während ich meine Augen verdrehte.

Flüsternde Herzen - Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt