Teil 9

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Am nächsten Morgen zische ich auf, als ich mich aufsetze.
Fuck, diese Schmerzen.

Ich nehme wieder etwas von dem Schmerzmittel, was neben meinem Bett liegt.
Ich bleibe noch einige Minuten liegen und denke über das alles nach.

Ich bin 16, das heißt ich muss noch zwei Jahre in dieser Hölle aushalten.
2 Jahre? Niemals, ich bin erst einen Monat hier und schon komplett gebrochen.

Vor dem Tod war ich ein glückliches Mädchen. Hatte zwar nicht viele Freunde und so eng befreundet waren wir auch nicht, allerdings war ich nicht alleine.
Auch mit meiner Mutter habe ich mich super verstanden. Sie war eine wundervolle Person.

Warum müssen immer die falschen Menschen sterben?

Seufzend und ohne Plan wie ich die nächsten Jahre überstehen soll, stehe ich auf und packe schnell meine Tasche.

Danach stehe ich ratlos vor meinem Schrank und überlege was ich anziehen soll.
Blauer oder schwarzer Pulli? Oder doch lieber beige?
„Mannn", stöhne ich und suche mir dann blind einen raus.

Mein Finger bleibt an dem hell blauen Pulli mit Aufschrift hängen und schließlich ziehe ich ihn mit einer schwarzen Baggy Jeans an.

Meine Haare binde ich zu einem Zopf und mein Blick fällt auf die Wimperntusche.

Soll ich? Aber was ist es wenn es zu übertrieben ist oder so.

Nein Eliana, es ist egal was die anderen denken. Du machst dir jetzt die Mascara drauf.

Dazu decke ich meine Wange noch mit Concealer ab und schaue dann auf mein Handy.

Fuck 6:45. In 15 Minuten muss ich los.

Schnell gehe ich nach unten, decke den Tisch für die anderen und esse schnell mein Brot.

Camilla kommt nach unten und ich sage „Guten Morgen", doch sie würdigt mir nicht mal einen Blick.
Dann eben nicht.

Relativ pünktlich verlasse ich das versiffte Gebäude und mache mich auf den Weg zur Schule.
Dank den Schmerzmitteln sind meine Schmerzen nicht ganz so groß, allerdings merke ich trotzdem bei jeder Bewegung meinen Körper.

Als ich an der Schule ankomme, lasse ich ängstlich meinen Blick über den Schulhof werfen. Zum Glück entdecke ich keinen von diesen Idioten, auch genannt Louis, Aiden, James und Mike.

Ich betrete das Gebäude und gehe zum Kunst Raum. Wenn ich eine Sache nicht kann, dann ist es zeichnen. Kann und konnte ich noch nie.

Genervt lasse ich mich auf einen Platz fallen und warte bis der Unterricht anfängt.

In der Stunde müssen wir einen Apfel so identisch wie möglich zeichnen.
Am Ende der Stunde gebe ich beschämend mein Ergebnis ab und verlasse den Raum.
Hoffen wir mal meine Lehrerin bewertet das nicht ganz so streng.

Ich setze mich draußen auf eine Bank und lasse meinen Blick über den Schulhof gleiten. Überall stehen Schüler in Freundesgruppen rum.
Ich hole mein handy raus und scrolle noch ein bisschen durch Tik Tok.
Das Handy ist ehrlich so eine gute Art um sich abzulenken.

Nach der 5. Stunde gehe ich zu in die Cafeteria.
Ich hole mir was zu essen und will mich dann an einen leeren Tisch setzten.
Allerdings höre ich die Stimme von Maya, dem Mädchen was mich in Englisch angesprochen hat: „Eliana, willst du zu uns kommen?".
Ich drehe mich um und Maya steht dort mit einem anderen Mädchen und zwei Jungen.

Soll ich? Würden die anderen das auch okay finden oder wollen sie das vielleicht gar nicht?
Bevor ich mir noch mehr Gedanken mache, setze ich mich zu den vier.

„Also das hier sind Aris, Soraya, gennant Sori und Lian", sagt Maya und zeigt auf die anderen die mich fröhlich anlächeln.
„Und das ist Eliana, wir haben Englisch zusammen", sagt sie zu den anderen.
„Hey", sage ich und die anderen begrüßen mich zurück.

Die anderen fangen an über alles mögliche zu reden und ich bin die ersten Minuten ein bisschen durcheinander.
Ich glaube ich habe seit einem Monat nicht mehr an einem so lustige Gespräch teilgenommen.

„...und dann hat sich Lian vor allen in die Hose gemacht", sagt Soraya lachend.
„Hallo ich war 7, Sori das unfair", sagt Lian schmollend, fängt dann aber an zulachen.
Auch ich muss lachen und es fühlt sich gut an. Man wie lange ich nicht mehr gemacht habe.

Ich drehe mich zu Maya um: „Danke".
Ohne irgendwas zu erklären, weiß sie anscheinend schon so worum es geht.
„Kein Problem, möchtest du mir vielleicht deine Nummer geben?", fragt sie mich.
„Mir auch?", „Mir auch", „Mir auch", sagen die anderen gleichzeitig und fangen an zu lachen.
Überfordert tippe ich meine Nummer in ihre Handys ein.

Vielleicht finde ich ja wirklich Freunde in den vier. Ich hoffe es, so muss ich vielleicht in der Schule ja nicht immer alleine sein.
Ich gebe ihnen die Handys zurück und in dem Moment klingelt es zu der letzen Doppelstunde und zwar habe ich jetzt noch Bio.

Glücklich gehe ich zum Bioraum.
Das war die tollste Mittagspause, die ich jemals an dieser Schule hatte.
Ich setze mich auf einen Platz und warte, dass die Lehrerin kommt.

Nach ein paar Minuten kommt sie endlich und beginnt mit dem Unterricht.
Ich schaffe es mehrmals richtig gute Sachen zu sagen, Bio kann ich eigentlich ganz gut.

Zum Glück verläuft auch diese Stunde relativ gut und ich kriege keine nervigen Kommentare von irgendwem.

Nach dem Unterricht gehe ich noch zu meinem Spind und mittlerweile hat das Schmerzmittel nachgelassen.
Jede Bewegung tut weh und besonders die Schmerzen an meinem Bauch sind kaum auszuhalten.

Ich schließe meinen Spind und drehe mich um und stoße mit jemandem zusammen.
Ich falle nach hinten und gucke in das Gesicht von der Person, mit der ich zusammengestoßenen bin.

Adrian steht vor mir und grinst mich an.
„Tut mir leid Freak, ich habe dich nicht gesehen".
Ich nicke und will aufstehen, allerdings entweicht mir dabei ein schmerzvolles Stöhnen.
Adrian guckt mich verwirrt an, sagt aber zum Glück nix.

Schnell laufe ich nach draußen und gehe zum Bus. Heute muss ich wieder arbeiten, super.

ElianaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt