Wolfsmate

13

Nachdem Mrs. Clark mein Auge versorgt hat, indem Sie ein paar Steri-strips über die größten Schnitte geklebt hat, treten die Jungs aus dem Hintergrund wieder hervor und lassen sich zu mir auf die Liege fallen.

"Das wie vielte mal ist das jetzt, das du diesen Monat schon hier warst?" fragt mich Noah lachend und lehnt sich an der Wand hinter sich an.

"Keine Ahnung, ich hab nicht mitgezählt" erwidere ich ihm erschöpft und lehne mich an seine gemütliche Brust an. Woher genau die Erschöpfung jetzt eigentlich kommt kann ich ehrlich nicht genau sagen, ich meine, so richtig erschöpfend war das jetzt nicht gewesen. 

"Um genau zu sein das fünfte mal diesen Monat, und dabei haben wir gerade einmal die Hälfte des Monates hinter uns." Wirft Lia's Mutter uns von ihrem Schreibtisch aus über ihre Schulter zu, während sie irgendwas an ihrem Computer herum tippt.

"Was machst du denn immer, das du so oft schon hier gelandet bist?!" überfordert und erstaunt blickt Jack mich von der Seite aus an. 

"Das ist ein Geheimnis" erwidere ich ihm und schenke ihm ein leichtes lächeln, ehe ich mein unverletztes Auge genauso schließe wie das andere.

Doch ich habe nicht lange die Möglichkeit meine Augen zu schließen, denn auf einmal wird die Türe aufgestoßen und ein besorgter Julien kommt ins Zimmer gestürzt. Ich zucke heftig vor schreck zusammen und auch die anderen erschrecken sich über das Plötzliche erscheinen meines Zwillings. Als mein großer Bruder mich entdeckt, kommt er schnellen Schritts auf mich zu und blickt mich teils besorgt, teils entnervt an.

"Mensch Rose! Was machst du denn bitte für einen Scheiß? Das ist nun schon das fünfte mal diesen Monat das du hier gelandet bist. Die halbe Schule hat von eurer Streiterei mitbekommen!" beginnt Julien und nimmt vorsichtig mein Gesicht in seine Hände, als würde es gleich zerbrechen.

"Es ist doch nichts passiert..." entgegen ich meinem Bruder und blicke ihn durch mein Auge entschuldigend an.

"Für dich vielleicht noch nicht, aber der Direktor hat Dad informiert, also freu dich nicht zu früh. Er hat mir geschrieben, das er mit uns dreien zusammen reden wird, sobald er da ist. Er ist auf dem Weg hier her." Mitleidig blickt er mich an und nimmt mich kurz darauf in den Arm. Ich schmiege mich in seine Arme und umklammere ihn wie ein kleines Äffchen. 

Jack erhebt sich von seinem Platz auf der Liege, um ihn für Julien frei zu machen, und lässt sich auf einen Stuhl neben der Türe fallen. Als ich mich wieder von meinem Bruder gelöst habe, setzt er sich auf den nun frei gewordenen Platz neben mir. 

Wir warten schon gute 10 Minuten, in denen wir uns etwas unterhalten haben, ehe die Türe wieder aufgeht und Cole im Zimmer erscheint, gefolgt von unserem Direktor und unserem Vater. Kaum haben sie den Raum betreten richten sich Noah, Jack und auch Mrs. Clark auf und senken ihren Blick gen Boden um meinem Vater, dem Alpha, Respekt zu erweisen. 

"Noah, Jack, Mrs. Clark, würden sie uns bitte einen Moment alleine lassen?" bittet mein Vater die drei mit ernstem Ton. Sofort erheben sich die drei und verschwinden aus dem Krankenzimmer. Kaum ist die Türe hinter ihnen zugefallen kommt mein Paps auch schon auf mich zu und nimmt mein Gesicht in seine Hände, so wie es zuvor mein Zwilling getan hat und blickt mich enttäuscht an. 

"Wie war das mit sich ruhig verhalten?" mit einer gehobenen Augenbraue blickt mich mein Vater ernst an, ehe er eine Schritt zurück tritt und das Wort an Mr. Pullman weiter gibt.

"Mrs. Grayson das ist nun leider schon öfters passiert, dass sie und Mrs. Carson aneinander geraten sind. Das geht leider fast Täglich so aber so kann das leider nicht weiter gehen. Ich habe Mrs. Carson als Strafe aufgetragen am Montag die Bibliothek zu entstauben und damit sie beiden lernen, sich etwas mehr zusammen zu reisen, werden Sie sie dabei unterstützen. Sollte dies allerdings nochmals passieren werde ich sie beide suspendieren müssen." Erklärt mir mein Direktor. Vermutlich viel die Strafe so leicht aus, weil mein Vater anwesend ist, sonst wären wir vermutlich direkt suspendiert worden. 

"Sie dürfen dann für den restlichen Tag nach Hause gehen und ihre Wunde heilen lassen." wirft Mr. Pullman noch ein und blickt mich dabei etwas freundlicher an. 

"Vielen Dank Mr. Pullman." bedanke ich mich bei ihm für den freien Tag, ehe er nach einer leichten Verbeugung in die Richtung meines Vaters das Zimmer verlässt und uns vier alleine lässt. Kaum hat er das Zimmer verlassen tritt mein Vater wieder vor uns und blickt jeden von uns dreien ernst an. 

"Kinder, ihr wusstet alle dass das neue Rudel hier auf die Schule gehen wird für die nächsten paar Wochen und ihr wusstet alle auch das ihr euch anständig verhalten sollt. Also warum bekomme ich dann von eurem Direktor zu hören, das es am ersten Tag beinahe eine Schlägerei mit ein paar Jungs aus dem anderen Rudel gab, oder das ihr eine Prügelei mit euren Mitschülern angefangen habt. Dabei blicke ich gezielt dich an Cole. Du kannst nicht einfach auf einen Mitschüler losgehen. Was habt ihr euch denn dabei gedacht?" enttäuscht blickt Paps jeden von uns an, während er seine Standpauke hält. 

"Dank euch darf ich am Freitag beim Alpha des neuen Rudels zu einem Willkommensball des Rudels gehen, nicht nur um sie als Nachbarn Willkommen zu heißen und um ihren Alpha kennen zu lernen. Nein, auch um mich bei ihm für eure und die Taten eurer Mitschüler zu entschuldigen." Still schweigend lauschen wir mit hängenden Köpfen unserem Vater. 

"Aber damit nicht nur ich das abbekommen, werdet ihr mich schön auf diese Feier begleiten. Jeder einzelne. Chris und Kyle werden uns ebenfalls begleiten, Chris als mein Beta und Kyle als der Zukünftige." lässt mein Vater die Bombe platzen.

"Das kannst du uns nicht antuen!" erwidert Cole panisch. Und auch Julien und ich blicken uns gequält an. Nach unserer letzten Erfahrung mit Bällen haben wir eine gewisse Abneigung Bällen gegenüber entwickelt. Das Ganze war so langweilig gewesen, die Musik war scheußlich, die Regeln waren nervig und die Kleider und Anzüge waren absolut ungemütlich gewesen. Man muss dazu sagen, das ist nun gute drei Jahre her, aber die Erinnerung schwebt noch im Kopf als wäre es Gestern gewesen.

"Ihr werdet mitkommen und da gibt es nichts zu meckern!" knurrt unser Vater mit seiner Alpha-stimme, was uns dazu bringt unserer Köpfe zu senken und uns ihm zu unterwerfen. Kurz herrscht eine kleine Stille im Raum, ehe Julien das Wort ergreift.

"Wir werden dich dort hin begleiten. Doch ich müsste nun gehen, ich verpasse bereits die Hälfte des Unterrichtes. Ist das in Ordnung?" Mit einem Kopfnicken meines Vaters als Antwort erheben sich mein Brüder und verlassen das Zimmer, was mein Vater ihnen gleich tuen möchte, doch ich stoppe ihn noch rechtzeitig.

"Dad, eigentlich wollte ich mit Jack direkt nach der Schule zu ihm fahren um dort an unserem Referat zu arbeiten... wäre es okay, wenn Jack und ich jetzt schon zu ihm fahren? Eigentlich hat er jetzt noch Schule, aber ich wurde nach Hause geschickt und es wäre ein Umweg für Jack mich erst noch von Zuhause aufgabeln zu müssen." erkläre ich meinem Vater die Situation. Mit schief gelegtem Kopf blickt mein Vater mich von oben herab an, ehe er aufseufzt und schließlich nickt.

"Ist gut, ihr beiden könnt jetzt gehen. Ich werde Mr. Pullman Bescheid geben, das ist kein Thema."

"Danke Paps!" rufe ich begeistert und umarme ihn glücklich. Immerhin eine gute Sache ist bei diesem Gespräch raus gekommen.