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Sobald ich mit dem Essen fertig bin, bringe ich mein Geschirr wieder in die Küche. Da ich die Spülmaschine bei meiner Suche vorhin schon entdeckt hatte, dauert es auch nicht lange, ehe ich die Küche wieder verlasse und mich auf den Weg in sein Schlafzimmern mache, in welchem meine ganzen Klamotten gelagert sind.

Als ich im dritten Stock den Flur entlang laufe, komme ich an Nathans Arbeitszimmer vorbei, aus welchem die gedämpften Stimmen der beiden Männer kommen. Da es mich jedoch nicht wirklich interessiert, was die beiden da drinnen besprechen und es mich vermutlich eh nichts angeht, steuere ich weiter Nathans Schlafgemach an.

Ich betrete sein Zimmer und entdecke in der Ecke neben der Tür zum Kleiderschrank eine mir bekannt vorkommende Tasche. Mit schnellen Schritten bin ich bei ihr und öffne sie. Tatsächlich. Es ist meine Sporttasche, mit meiner Boxausrüstung, die ich Zuhause hatte. Ich kann also richtig Trainieren.

Die Tür zum begehbaren Kleiderschrank ist schnell offen und ich betrete den großen Raum. Auf der Rechten Seite erkenne ich seine Klamotten, alle schön ordentlich eingeräumt, während auf der linken Seite meine Klamotten ordentlich auf den Stangen und in den Fächern platziert wurden. Alles sehr ordentlich sortiert. Da legt wohl jemand wert auf Ordnung im Kleiderschrank. Ich kenne das leider nicht von meinen Brüdern, bei ihnen ist alles nur rein geworfen und ein absolutes Chaos. Aber gut das er nicht so ist, da hat er schon mal einen Plus punkt bei mir gesammelt. Ich finde Ordnung wichtig, zu mindestens im Ankleidezimmer und der Küche.

Lange brauche ich nicht, bis ich meine Sportsachen entdecke. Ich schnappe mir einen Sport-BH, ein Top, meine lieblings Leggins, Socken und meine Sportschuhe ehe ich mich auf den Weg in Bad mache.

Nach ca. 10 Minuten bin ich fertig umgezogen und habe mich kurz frisch gemacht. Mit meiner Sporttasche über der Schulter mache ich mich also wieder auf den Weg nach unten in den Keller.

Unten angekommen stelle ich meine Tasche im leeren Raum nebenan ab und schnappe mir aus ihr meine Boxbandagen. Im Fitnessraum entdecke ich sogar eine art Musikanlage. Freudig gehe ich auf diese zu und schalte sie an. Es ertönt sofort Musik, mit einem guten Beat. Enthusiastisch gehe ich, mit guter Musik im Hintergrund auf den Boxsack zu. Um ihn herum ist genügend Platz, sodass ich mich an ihm austoben kann, ohne das ich aufpassen muss mich an einem anderen Gerät zu verletzen.

Meine Bandagen habe ich recht schnell um meine Hände gewickelt und bin bereit endlich loszulegen. Ich begebe mich in meine Starthaltung und lege erstmal mit meinen Aufwärmübungen los. Nach ca. zehn Minuten fühle ich mich warm genug und rufe mir die Tipps von Carter ins Gedächtnis zurück, welche ich auch sofort versuche umzusetzen.

Ich weis nich, wie lange ich schon trainiere, aber ich merke wie gut es mir tut.

"Eine Kämpferin. Du wirst es Nate nicht leicht machen." ertönt eine Stimme hinter mir. Ich, die gerade mitten in einem Kick war, verliere das Gleichgewicht und falle. Ich kann mich gerade noch mit meinen Armen abfangen und blicke überrascht auf. Marc steht im Raum und betrachtet mich besorgt.

"Alles gut?" fragt er.

"Ja, alles gut, du hast mich nur erschreckt. Was gibt's denn?" entgegen ich ihm und rapple mich wieder auf. Mein gegenüber entspannt sich wieder und Atmet einmal kurz durch.

"Ich wollte dir nur bescheid geben, das Nate weg musste. Rudelangelegenheiten klären und so. Hast du was dagegen wenn ich mich deiner Sporteinheit anschließe?" erkundigt er sich. Ich hab eigentlich nichts dagegen, er kann schließlich machen, was er möchte. Außerdem schadet ein bisschen Gesellschaft von jemandem, der nicht kalt und aggressiv ist, sicherlich nicht.

"Ah okay. Ja klar, nur zu." antworte ich ihm also und wende mich wieder meinem Boxsack zu. Ich setze nochmal zum gleichen Kick an, bei dem Marc mich aus dem Geleichgewicht gebracht hatte. Aus dem Augenwinkel erkenne ich, das sich Marc seinen Pullover ausgezogen hat und auf die Klimmzugstange zu geht.

"Seit wann Boxt du schon? So wie es aussieht, hast du definitiv Ahnung von dem was du tust." möchte er wissen. Meinen Kopf wende ich wieder dem Boxsack zu, ehe ich einen weiteren Schlag ausübe.

"Seit ca. 4 Jahren. Wir sollten uns in der Schule für eine Sportart eintragen, die wir während unserer Sportstunden machen möchten. Cheerleading ist nichts für mich gewesen, ich hatte keine Lust mit pompoms auf und ab zu hüpfen. Ich wollte was, wo man für sich alleine Kämpft und wo man Kraft aufbauen kann. Da war Boxen das, was als einziges gepasst hat." erkläre ich und Schlage nochmal zu.

"Als ich noch in der Schule war, waren so gut wie keine Mädels beim Boxen, vielleicht eine oder zwei, aber auch nicht mehr. Wie ist es jetzt? Seid ihr mehr geworden? Oder trainiert ihr noch immer mit den Jungs?" kommt auch schon die nächste frage, während er sich an der Stange hoch zieht.

"Wir sind immer noch so wenige. Sogar so wenige, das wir mit den Jungs an den Wettbewerben teilnehmen. Ich bin tatsächlich im Viertelfinale. Ich hab also schon einige der Jungs besiegt." äußere ich mich stolz und attackiere den Boxsack mit weiteren Kicks.

"Respekt. Ich glaub ich will nicht mit dir in einem Ring stehen müssen." erwidert er und lässt von der Klimmzugstange ab, um sich den Gewichten zuzuwenden.

"Ich liebe das Boxen. Deswegen musst du mir bitte etwas versprechen." Ich lasse von dem Boxsack ab und wende mich Marc zu, der gerade seine Hanteln stemmt und zu mir auf blickt.

"Was denn?" möchte er wissen.

"Bitte sag dem Alpha nichts davon, das ich Boxe. Ich sehe es schon kommen, das er es mir verbieten wird, dass ich in den Ring steige. Auch wenn ich dem nicht zuhören werde, denn ich liebe diesen Sport einfach." äußere ich meine Bitte. Er sieht mich für einen Moment schweigend an, ehe er die Hanteln auf die Seite legt und sich auf eine Bank setzt, den Blick auf mich gerichtet.

"Ich werde ihm nichts sagen, denn ich finde das solltest du selber machen. Aber erzähle es ihm. Er wird es verstehen. Du siehst ihn vermutlich als den eiskalten Klotz oder den gewalttätigen Alpha an und hast einige Geschichten über ihn gehört, die nicht sehr positiv für ihn Sprechen. Aber ich möchte das du weist, dass er nicht immer so war. Er hatte einfach keine Kontrolle mehr über seinen Wolf, aus eigenen Stücken hätte er deinen Bruder und Jack das nicht angetan. Ich verlange jetzt nicht, dass du ihm alles vergeben sollst, aber gib ihm eine Chance, sich dir so zu zeigen, wie er wirklich ist." erklärt er mir. Meinen Blick wende ich von ihm ab und betrachte den Boden.

Vielleicht hat er recht und ich bin zu abweisend, aber ich kann nicht einfach vergessen, was er getan hat. Auch wenn ich jetzt weis, dass er es vermutlich gar nicht beabsichtigt getan hat, fällt es mir schwer da einfach drüber hinweg zu sehen.

"Hmm... ich lass mir das mal durch den Kopf gehen, auch wenn ich nicht wirklich überzeugt bin." antworte ich ihm nur und wende mich wieder dem Boxsack zu.

"Hast du eigentlich schon deine Mate gefunden?" Wechsle ich das Thema und führe wieder einen schlag aus. Ein belustigest schnauben ertönt hinter mir, ehe ich seine Schritte wieder höre.

"Was ein schneller Themenwechsel. Ja, ich habe meine Mate bereits vor zwei Jahren gefunden, sie heißt Charlie." berichtet er mir stolz, was mich lächeln lässt. Ich bin ein absoluter Fan von Romantik und der Liebe an sich. Wahrscheinlich wirkt das bei mir überhaupt nicht so, aber ich finde wenn mein Mate meinen kleinen Bruder schlägt, hat das nichts Romantisches an sich.

Marc und ich trainieren noch mindestens eine Stunde und unterhalten uns dabei über alles mögliche. Wir quatschen über unsere Familien, Lieblingsfilme, die schönsten Orte an denen wir als Wolf schon unterwegs waren oder einige lustige Geschichten mit unseren Freunden. Ich erfahre einiges über meinen Mate, auch einige peinliche Geschichten, die ich mir definitiv merken werde. Man weis ja nie, wann man eine Geheimwaffe ausfahren muss.

Marc erzählt gerade, wie er mit seinem kleinen Cousin campen war und dieser in eine Netzfalle getappt ist, sein Cousin klingt dabei so, als könnte er eins zu eins ich gewesen sein, als es oben an der Tür klingelt. Verwirrt blicke ich ihn an, doch auch er schaut verwirrt. Eigentlich erwarten wir niemanden.

Wir machen uns nach oben auf den Weg zur Haustür. Marc schickt mich in die Küche, da er nicht weiß wer an der Tür ist und weil Nate ihm gesagt hat, ich soll das Haus nicht ohne ihn verlassen. Also echt, was denkt er? Das ich fünf bin?

Ich lausche also Marcs Schritten, und dem öffnen der Haustür von der Küche aus.

"Marc, gut das wir dich treffen, ist Nathan zuhause? Wir müssen dringend mit ihm sprechen. Jack ist verschwunden." Ich erkenne diese Stimme. Sie gehört zu Rebecca, Jacks, Chiaras und offensichtlich auch Nathans Mutter.

WolfsmateWhere stories live. Discover now