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Vorsichtig klettere ich auf das breite, durch den regen rutschige Geländer des Balkons und hüpfe mit einem Satz in die Äste des Baumes. Kurz falle ich ein Stück nach unten, ehe ich es schaffe meine schnell ausgefahrenen Krallen in einen Ast zu schlagen und mich abzufangen. Sobald ich einen sicheren Griff habe, ziehe ich mich erstmal auf den Ast hoch und blicke mich kurz um. Immer noch ist kein anderer Wolf ist in der Umgebung zu riechen und keine anderen Herzschläge sind zu hören.

Schnell klettere ich den Baum hinab, der Alpha könnte ja jederzeit wiederkommen. Sobald ich unten Ankomme, drehe ich mich dem Wald zu und laufe auch schon los. Mit einem Blick nach oben zum Himmel kann ich erkennen, in welcher Richtung der Mond bereits beginnt unterzugehen, also weiß ich auch direkt, das ich in die richtige Richtung laufe. Der Regen hat mich bereits komplett durchnässt und verwischt hoffentlich auch meinen Geruch.

Nach einigen Minuten verwandle ich mich in meinen Wolf und sprinte so weiter. Damit er mich nicht direkt verfolgen kann, mache ich viele kleine Umwege durch Bäche und Rolle mich im Schlamm, um meinen Geruch zu überdecken. Nach ungefähr einer Stunden, voller Umwege und Schlammbäder, erreiche ich endlich meine Stadt. Immer noch als klitschnasser und dreckiger Wolf, laufe ich die Straßen entlang. Nach Hause kann ich erstmal nicht, da würde er vermutlich als erstes suchen, falls er mich überhaupt suchen sollte, sobald er heraus findet aus welchem Rudel ich komme. Und das aber auch nur, wenn er meinen Geruch, wie ich es beabsichtigt habe, durch den Regen und die vielen Umwege verloren hat.


'Zu Lia!' Schießt es mir durch den Kopf. Von meinem Standort aus brauche ich gute 12 Minuten, ehe ich mich zu Lias Eingangstür schleppe.

"Hey Lia! Ich brauche deine Hilfe! Kannst du mir aufmachen?" rufe ich per Mindlink nach ihr und erhalte auch sofort eine Antwort

"OMG ROSE! Klar, warte kurz." ertönt Lias aufgelöste Stimme. Vermutlich hat sie schon von den anderen erfahren, was passiert ist.

Keine Minute später wird auch schon die Haustür aufgerissen und Lia kommt, in den Regen, auf mich zu und zieht meinen nassen und dreckigen Wolf in eine Umarmung.

"Komm rein. Wir gehen nach oben in mein Zimmer und dann reden wir über alles." Es wird langsam Heller draußen und der Regen hört langsam auf, was bedeutet, das einige der Nachbarn demnächst aufwachen werden und mein Geruch dann wieder stärker erkennbar wird. Mit einem kurzen Blick über die Straße, das mich auch ja keiner sieht, husche ich, immer noch als von Schlamm beschmutzter Wolf ins Haus hinein. Lias Eltern sind zum Glück nicht Zuhause, da sie alte Freunde in New York besuchen sind und erst Montagvormittag in die Stadt zurück kehren und dann direkt zur Arbeit gehen werden.

Leise schleichen wir beide nach Oben zu Lias Zimmer, in welchem sie, sobald wir drinnen sind auch sofort ihre Vorhänge zu zieht, damit auch kein Nachbar rein schauen kann. Ich mache mich direkt auf in ihr Bad und verwandle mich da zurück, damit ich ihr Zimmer nicht zu sehr durchnässe.

"Ich geh kurz Duschen, wenn das für dich Okay ist. Hast du vielleicht ein paar Klamotten, die ich mir ausleihen kann?" rufe ich ihr leise aus dem Bad zu.

"Ja, geh ruhig. Ich leg dir ein paar Sachen rein." erwiedert Lia ebenfalls leise, damit ihre Nachbarn nicht mitbekommen das ich hier bin.

Ich steige also in die Dusche und wasche mir den ganzen Schlamm ab, welcher immer noch an mir klebt.

Nach 10 Minuten komme ich frisch geduscht und in Lias Klamotten in ihr Zimmer zurück und lasse mich neben ihr ins Bett fallen, in welchem sie bereits liegt und an ihrem Handy herum tippt. Sobald sich die Matratze neben ihr senkt, legt sie ihr Handy auf die Seite und dreht sich mir zu.

"Was genau ist passiert, Schatz? Ich hab zwar aus der Gruppe schon eine grobe Zusammenfassung bekommen, aber die Jungs sind sich selber nicht ganz sicher, was genau passiert ist." flüstert mir Lia zu.

"Als erstes mal ganz wichtig, hast du irgendwem gesagt, das ich hier bin?" mit ernstem Blick blicke ich zu ihr rüber, woraufhin sie nur den Kopf leicht schüttelt.

"Ich hab niemandem geschrieben, das du hier bist, aber vielleicht sollten wir Julien schreiben, das er weiß das es dir gut geht. Er macht sich nämlich große Sorgen, so wie der Rest deiner Familie anscheinend und auch der ganze 'WeAreTheWolfs'- Chat." erklärt sie mir. Der WeAreTheWolfs-Chat, ist der Gruppenchat zwischen meinen und Juliens Freunden aus unserem Rudel.

"Nein, nicht Julien. Wenn der Alpha mich wirklich suchen sollte und herausfindet, wo ich herkomme und er meine Familie ausquetscht, ist er in Gefahr und das will ich nicht. Wenn, dann kannst du Noah bescheid geben, bzw. wir können ihn anrufen." stelle ich klar. Bei Noah, würde der Alpha vermutlich nicht auftauchen, im Gegensatz zu meiner Familie, falls er auftauchen sollte. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob meine Vermutung über die Aktion gestern stimmt, oder ob es doch ganz anders ist. Ich brauche einfach Lias und eigentlich auch Noahs Meinung dazu.

"Okay, dann rufe ich ihn kurz an und sag ihm er soll herkommen." Lia schnappt sich ihr Handy, welches sie gerade noch auf die Seite gelegt hatte und wählt Noahs Nummer.

"Hey Noah, kannst du bitte schnell vorbei kommen? Es ist Wichtig" beginnt Lia, sobald an der anderen Leitung angenommen wird.

"Es geht um Rose, beeile dich also bitte. Und erzähle keinem etwas!" fährt sie fort, ehe sie einfach auflegt.

Nicht mal 5 Minuten später hören wir Noah die Einfahrt hochrennen. Schnell flitzt Lia runter um ihm die Tür zu öffnen. Ich setzt mich derweil in die Mitte des Bettes und sortiere meine Gedanken. Wie soll ich nur beginnen.

Viel Zeit zum denken habe ich jedoch nicht, da auch schon im nächsten Moment mein müde aussehender bester Freund in der Tür erscheint und schnell auf mich zu kommt, ehe er mich in seine Arme zieht. Der Regen hat anscheinend in der kurzen Zeit aufgehört, denn Noah hat nicht einen Tropfen abbekommen.

"Hey" begrüße ich ihn.

"Hey Prinzessin. Was ist gestern passiert?" antwortet er sofort, während er mich wieder frei lässt und sich neben mich aufs Bett setzt. Lia hockt sich auf meine Andere Seite und beide blicken mich gespannt an.

"Das ist genau das worüber ich jetzt mit euch reden muss, denn ich brauche dabei eure ehrliche Meinung. Ich bin mir nämlich nicht ganz sicher ob meine Vermutung richtig ist, oder ob ich mir zu sehr den Kopf gestoßen habe, das ich sowas auch nur vermuten könnte." flüstere ich und setze mich, ans Kopfende anlehnend hin, sodass ich beiden ins Gesicht blicken kann.

"Okay, schieß los" gibt mein bester Freund von sich und lehnt sich auf seinen Händen abgestützt nach hinten.

"Okay, also folgendes ist passiert..." beginne ich und berichte den beiden, was alles am Abend passiert ist, bis hin zu dem Moment, an dem ich vor Lias Haustür aufgetaucht bin. Schweigend lauschen Sie meiner Erzählung, ohne eine Unterbrechung. Sobald ich geendet habe, seufzt Lia einmal leise auf.

"Maus, was ich aus deiner Erzählung schließen würde, wird dir Glaube ich nicht so ganz gefallen, vor allem wenn man an die ganzen Geschichten denkt, die man sich so über den Alpha erzählt. Es kann allerdings auch totaler Quatsch sein." startet sie und wirft erst mir einen Mitleidigen blick zu, ehe sie zu Noah rüber Blickt, welcher vermutlich den gleichen Gedanken hat, wie sie.

"So viel wie ich es verstanden habe, hat der Alpha in dir seine Mate gefunden." spricht sie ihre Vermutung aus. 


"Was?"

WolfsmateWhere stories live. Discover now