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"Oh Gott es tut mir so leid! Das wollte ich nicht!" höre ich auch schon die weinerliche Stimme des kleine Mädchens. Ich blicke zu ihr herüber und sehe , wie sie sich an ihre Mutter klammert und mich mit feuchten Augen ansieht.

"Nein, alles gut Maus! Das war nicht dein Fehler. Ich bin nun mal schon wieder über meine eigenen Füße gestolpert. Ich bin ein kleiner Tollpatsch." versuche ich die kleine zu beruhigen. Um meine Aussage nochmal zu unterstreichen, schenke ihr noch ein kleines Lächeln, welches sie zwischen zwei kleinen Schiefern erwidert.

"WER HAT MEINE KLEINE PRINZESSIN ZUM WEINEN GEBRACHT?!" ertönt auf einmal eine laute, aufgebrachte Stimme aus der Gartentür im Wohnzimmer. Kaum zwei Sekunden später kommt ein Riese von Mann in die Eingangshalle gestürzt und blickt aus seinen braunen zusammengekniffenen Augen aufgebracht und besorgt, hektisch umher. 

"Ganz ruhig Schatz! Chiara ist nichts passiert! Dafür aber unserem Gast." klärt Rebecca ihren Mann auf und tatsächlich beruhigt sich dieser augenblicklich wieder.

"Ich glaube es wäre besser wenn wir nach oben in mein Zimmer gehen würden. Wir müssen eh noch unser Projekt fertig machen." beschließt Jack, dem das Verhalten seines Vaters anscheinend sehr unangenehm ist, während er mir auf hilft.

"Ja, das ist eine recht gute Idee." stimmt Rebecca ihrem Sohn zu. Ich lächele Chiara und Rebecca noch einmal kurz an, ehe ich auch schon von Jack die Treppe nach oben geführt werde.

Schweigend schreiten wir die Treppen nach oben in sein Zimmer hinauf. Als wir endlich oben in seinem Zimmer stehen und die Türe hinter uns geschlossen haben, blickt mich Jack entschuldigend an.

"Es tut mir leid, wie das treffen mit meinem Dad lief. Er ist, wenn es um meine kleine Schwester, manchmal ein absolutes Tier mit hochgradig aktiviertem Beschützerinstinkt." erklärt mir Jack und lässt sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen, auf dem immer noch der aufgeklappte Computer steht, an dem wir vorhin noch gearbeitet haben, jedoch nun mit einem schwarzen Bildschirm.

"Sollen wir mit dem Projekt weiter machen?" frage ich ihn, doch Jack schüttelt nur den Kopf. 

"Es fehlt ja nur noch die PowerPoint, die kann ich auch alleine noch machen." erklärt er mir und blickt mich weiterhin an, während ich mich wie vorher auch auf den Sitzsack fallen lasse. 

"Hast du vielleicht Lust eine Runde Plays Station zu zocken?" interessiert blicke ich auf. Durch meine beiden Brüder habe ich schon etwas Erfahrung gesammelt, also war ich auch gar nicht so schlecht darin.

"Klar, klingt gut!" mit einem Grinsen im Gesicht erhebt sich Jack von seinem gemütlich aussehenden Stuhl und stellt am Fernseher alles ein, damit wir spielen können. Ich werfe kurz einen Blick auf mein Handy und stelle fest das ich keine neuen Nachrichten bekommen habe, dafür kann ich aber erkennen, das es bereits 14 Uhr ist.


Jack und dich spielen gerade die 5. Runde, von der ich sogar 1 Gewonnen habe, zwar nur da durch, weil ich Jack einmal kurz in seine Steuerung gegriffen habe, aber immerhin, als mein Handy anfängt zu klingeln. Entschuldigend blicke ich zu Jack, ehe ich meinen Controller kurz auf die Seite lege und nach meinem Handy greife, welches noch auf dem Sitzsack liegt. Auf dem Bildschirm wird mir der Name 'schlechtere Hälfte' angezeigt. Ich drücke auf Anruf annehmen und halte mein Handy an mein Ohr.

"Hey, was gibt's denn?" spreche ich in mein Handy. Am anderen Ende der Leitung ertönt ein rascheln, ehe mir die andere Person antwortet.

"Na Sis, was machst du so bei Jack?" höre ich meinen Bruder am anderen Ende. Genervt verdrehe ich meine Augen.

"Wir spielen gerade ne runde Plays Station."

"Ah okay. Ich wollt eigentlich nur Fragen, wann ich dich abholen soll, Lia meinte du wolltest mit uns zur Lichtung." entsetzt blicke ich auf die Uhr. 16:26.

"Äh ja, ich wollte mit, ich hab irgendwie die Zeit nicht im Kopf gehabt." erkläre ich meinem Bruder, während ich den verwirrten Blick von Jack neben mir erkennen kann.

"Okay, ich würde mich dann aber jetzt auf den Weg machen um dich anzuholen, sonst wird es zu spät und wir können den Sonnenuntergang nicht mehr anschauen. Schickst du mir noch die Adresse zu?" gibt mir Julien durch.

"Ja mach ich, bleib kurz dran." erkläre ich meinem Zwilling und wende mich Jack zu.

"Mein Bruder würde mich gleich abholen kommen, da wir noch verabredet waren. Wie lautet denn die Adresse hier?" frage ich ihn.

"Amalienweg 7" informiert mich Jack.

"Amalienweg 7" gebe ich an meinen Bruder weiter.

"Okay, ich bin auf dem Weg." erwidert er nur, ehe er auflegt.

Nachdem mein Bruder aufgelegt hat, lege ich mein Handy auf die Seite und blicke zu Jack, welcher mich neugierig ansieht.

"Mein Bruder ist jetzt auf dem Weg her. Aber wenn du magst können wir bis dahin noch weiter spielen." schlage ich ihm vor.

"Können wir machen." erklärt er mir und reicht mir meinen Controller zurück, ehe er das pausierte Spiel fortsetzt.


Gut eine dreiviertel Stunde später klingelt es unten an der Tür. Schnell beenden Jack und ich das Spiel und ich schnappe mir meine Schultasche, ehe wir die Treppen nach unten gehen und ich meine Jacke und meine Schuhe wider anziehe, während Jack die Türe öffnet und meinen Bruder begrüßt. 

"Na, wie geht's meiner anderen Hälfte jetzt?" fragt mich Julien, als ich neben Jack aus der Tür trete. 

"Ganz gut soweit" erkläre ich ihm, ehe ich mich Jack zu wende und ihn in eine Umarmung ziehe, welche er erwidert.

"Na gut, dann sehen wir uns wohl morgen in der Schule. Einen schönen Gruß an Rebecca und Chiara bitte." verabschiede ich mich und folge Julien zu seinem Motorrad, mit welchem er anscheinend her gekommen ist. Mein Bruder reicht mir einen zweit Helm, welchen er aus dem Fach unter dem Sitz hervor gezogen hat. Ich setze ihn mir kurz auf, wie auch er seinen eigenen. Als er sich auf sein Motorrad schwingt und mir das Zeichen gibt, das ich aufsteigen soll, schwinge ich mich, an seinen Schultern Festhaltend, hinter ihm aufs Motorrad und setze mich richtig hin. Meine Hände schlinge ich um Juliens Bauch, ehe er den Motor einmal kurz aufheulen lässt. 

Ich werfe noch einen letzten Blick zur Tür zurück, in welcher Jack immer noch lehnt und uns belustigt beobachtet, ehe mein Bruder Gaß gibt und aus der Einfahrt verschwindet und auf die Straße, raus aus der neuen Stadt, einbiegt. 

WolfsmateOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz