Let's get lost into the stars

Minho Special

Mit den Gedanken noch immer bei dem, was im Café passiert war, schloss Minho die Wohnungstür hinter sich. Sein Herz fühlte sich schwer wie Blei an und er fragte sich, ob er wirklich eine derart aufdringliche und nervtötende Mutterglucke war, die an nichts anderem Gefallen fand als sich in das Leben seiner besten Freunde einzumischen. Dabei meinte er es wirklich nicht böse. Im Gegenteil, er machte sich große Sorgen um Hyunjin und Jisung. Sie waren die Brüder, die er nicht hatte und die er sich ehrlich gesagt auch nicht gewünscht hatte. Aber er liebte sie und wollte nur, dass sie glücklich werden. Doch im Moment standen alle möglichen Zeichen auf 'große, unaufhaltsame Katastrophe'. Erst Hyunjin, der irgendwie irgendwas für diesen Felix empfand. Und dann Jisung, der sich auf einen One Night Stand mit Chris eingelassen hatte. Was dem Ganzen dann die Krone aufsetzte, war die Tatsache, dass besagter Felix und besagter Chris eigentlich ein Paar waren.

"Ich sag ja..... Katastrophe.....", murmelte der Dunkelhaarige mehr zu sich selbst, als er seine Jacke an die Garderobe hing und seine Schuhe ordentlich an ihren Platz stellte. Sein Blick fiel auf ein Paar schwarze Bikerboots, und obwohl ihm eigentlich nicht danach zumute war, musste er leicht lächeln. "Er ist immer noch da.... Gottseidank, ich hätte jetzt wirklich nicht allein sein wollen...." Wobei Minho nie wirklich allein war. Neben seiner Wenigkeit lebten hier noch drei Kater, die auf die schönen Namen Dori, Doongie und Soonie hörten. Naja, im Grunde wussten sie schon, dass es ihre Namen waren. Aber die kleinen Satansbraten hörten nicht immer auf sie. Besonders Dori war ein Spezialfall. Der graue Kater war sozusagen das Nesthäkchen von Minhos kleiner Rasselbande und benahm sich auch dementsprechend. Aber Minho störte sich nicht wirklich daran. Wer mit Leuten wie Hyunjin und Jisung befreundet war, für den war eine widerspenstige Katze noch das kleinste Übel.

Ein energisches Miauen riss ihn aus seinen Gedanken, und sein Blick fiel auf nicht nur drei, sondern acht Vierbeiner, die sich nun in seinem zu klein geratenen Eingangsbereich tummelten und lautstark nach seiner Aufmerksamkeit verlangten. Leicht lachend ging der Dunkelhaarige in die Hocke und nahm sich die Zeit, jede einzelne Katze ausgiebig zu streicheln. Nun, zumindest, so lange sie es zuließ. Katzenfreund hin oder her, er hatte keine Lust, sich beißen oder kratzen zu lassen, nur weil er die Privatsphäre dieser stolzen Dickköpfe nicht beachtete. Vorallem bei Dori musste er da immer aufpassen. Aber der war heute ausnahmsweise mal besonders gierig nach der Aufmerksamkeit seines Herrchens und ließ sich sogar laut schnurrend von ihm in das Wohnzimmer tragen.

Der Fernseher lief auf minimaler Lautstärke, und Minho warf einen kurzen Blick auf das Programm. Es lief die Wiederholung irgendeines Films, der gestern zur besten Prime Time lief und der so langweilig gewesen war, dass sich der junge Mann noch nicht mal mehr an den Titel erinnern konnte. Naja, nicht erinnern wollte kam der Wahrheit wohl näher.

Er kraulte Dori ein letztes Mal hinter seinem Ohr und setzte den Kater dann auf den riesigen Kratzbaum, der in einer der Ecken Wohnzimmers stand und bis zur Decke reichte, und er war so breit, dass er beinahe ein Drittel von einer der Zimmerwände einnahm. Minho konnte vielleicht nicht so gut mit Menschen umgehen, aber er vergötterte Katzen und liebte es, sie nach allen Regeln der Kunst zu verwöhnen.

Er drückte seinem Stubentiger einen kurzen Kuss auf das kleine Köpfchen, dann ging er zu der Couch, die vor dem Fernseher stand, wohlwissend, dass sie bereits besetzt war. Mit einem leichten Lächeln stützte er sich mit den Ellenbogen auf der Sofalehne ab und schaute auf den Mann herab, der sich auf dem weichen Polster gemütlich gemacht hatte und mindestens genauso gelangweilt von diesem Schrott im TV wie er selbst gestern.

"Na, trifft dieses Meisterwerk deinen Geschmack?", fragte Minho frech, obwohl die Antwort förmlich vor ihm lag. Aber er konnte nicht anders als seinen Gast zu ärgern. Das er dies auch geschafft hatte, zeigte sich in einem genervten Knurren, und kurz darauf wurde der Fernseher ausgestellt. Minho betrachtete amüsiert, wie sich sein Gegenüber mit den Händen übers Gesicht rieb und ihn dann beinahe verzweifelt anstarrte.

"Hör bloß auf, Baby! Das war mit Abstand der größte Mist, den ich je gesehen habe. Und sowas soll ne Hollywood Produktion sein?" Die Stimme des Mannes klang ungläubig, woraufhin Minho leicht lachte und um die Couch herumging, um sich zu ihm zu setzen. Dieser setzte sich auch sofort auf, um dem Jüngeren Platz zu machen, und breitete seine Arme aus, in die sich Minho sofort sinken ließ.

"Ach komm schon, du weißt doch, dass Hollywood immer versucht, Scheiße zu Gold zu machen. Egal, was die da produzieren, sie versuchen verzweifelt, ihren Dreck als Meilenstein der Filmgeschichte zu verkaufen.", meinte er daraufhin schließlich und schloss die Augen, die Wärme und den Duft des Anderen genießend. Das war eine der Besonderheiten in einer Beziehung. Man konnte einen noch so beschissenen Tag gehabt haben, kaum lag man in den Armen seines Lovers, ging es einem automatisch besser. Die großen Wunder der Liebe, wenn man es mal auf die kitschige Art sagen durfte.

Minho hörte ein leises Brummen und spürte, wie sich die Arme seines Lovers um ihn legten. Sofort fühlte er sich sicher und beschützt. Ein angenehmes Gefühl, wenn er ehrlich war, und in diesem Fall war er es gerne.

"Um von untalentierten Möchtegern-Schauspielern und bekloppten Regisseuren wegzukommen.... Baby, wie war der Treff mit den Jungs? Es klang ziemlich dringend, als Hyunjin dich heute morgen angerufen hatte."

Augenblicklich verschlechterte sich Minhos Laune wieder. Er wollte nicht daran denken und erst recht nicht darüber reden. Er wollte diese beschissenen Minuten einfach aus seinem Gedächtnis löschen und so tun, als seien sie nie passiert. Aber es hätte ihm klar sein müssen, dass der Ältere danach fragen würde.

Sich noch mehr an den Körper seines Freundes pressend, schloss Minho langsam die Augen und erzählte schließlich alles, was passiert war. Nun, fast alles. Das Ding mit Chris und Jisung behielt er lieber für sich. Ganz egal, ob sie nun Streit hatten oder nicht, Jisung war immer noch sein unbiologischer kleiner Bruder und er würde garantiert keine Dinge, die er ihm anvertraut hatte, weitertratschen.

Der Ältere brummte leise und strich mit den Fingern sanft durch Minhos Haare, und als dieser geendet hatte, seufzte er leise. "Baby, ich sage es nicht gerne, aber ich glaube, dass sie auf die Nase fallen müssen, um zu verstehen, was du meinst. Ich meine, ich habe bereits gemerkt, dass du mir nicht alles erzählt hast und es ist auch vollkommen okay. Aber ich rate dir dringend davon ab, dich weiter da einzumischen. Ich weiß, du meinst es nur gut und willst die beiden beschützen, aber letzten Endes müssen sie selber wissen, was sie tun.", sagte er schließlich, was den Jüngeren unzufrieden aufstöhnen ließ.

"Du meinst also, dass ich dabei zusehen soll, wie sich die beiden mehr und mehr in eine Katastrophe katapultieren?", fragte er fassungslos und sah seinem Freund ins Gesicht. Dieser schüttelte schnell den Kopf. "Natürlich nicht! Ich wollte damit nur sagen, dass du nicht sofort zu ihrer Rettung eilen sollst. Sie sind erwachsene Männer und müssen ihre eigenen Erfahrungen machen. Genauso wie du es musst und ich es muss. Das ganze Leben ist sozusagen eine Schule, man muss nur lernen, was daraus zu machen. Ich meine, hätte ich nicht aus meinen Fehlern aus der Vergangenheit gelernt, hätte ich nie den Club eröffnen können und wir hätten uns nie kennengelernt."

Minho verstummte daraufhin und betrachtete ihn nachdenklich. Schließlich seufzte er leise und ein schiefes Lächeln schlich sich auf seine Lippen."Du hast ja recht, Bummie. Von nun an werde ich mich nicht mehr in die Angelegenheiten der beiden einmischen, aber ich werde definitiv für sie da sein, wenn sie mich brauchen."

Jaebum lächelte ihn daraufhin stolz an und nickte zustimmend. "Genau das wollte ich von dir hören, Baby. Aber nun...." Und ein freches Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als er Minho in einen leidenschaftlichen Kuss zog.

Tbc