Kapitel 18

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Louis' POV:

Sobald es am Morgen wieder hell wurde, konnte Louis nicht mehr schlafen. Nicht dass er in der Nacht durchgeschlafen hätte. Er hatte mehr gedöst als alles andere aus Sorge, dass etwas mit Harry nicht stimmte. Jede Bewegung des anderen, jede Veränderung seiner Atmung, jedes Wimmern hatte ihn hochschrecken lassen. Mehrmals war er kurz davor gewesen, doch noch den Notruf zu tätigen. Sein iPhone hatte griffbereit unter seinem Kissen gelegen, um im Notfall ja keine Sekunde zu vergeuden. Seine Angst hatte Louis fast erdrückt.

Doch an Harrys Zustand hatte sich offenbar nicht viel verändert, zumindest hatte er mehr oder weniger ruhig die Nacht durchgeschlafen. Er hatte sich kaum geregt, was wahrscheinlich auch der Tatsache geschuldet war, dass ihm jede Bewegung weh tat. Irgendwann in der Früh war Louis dazu übergegangen, das kühlende Handtuch auf Harrys rechtem Auge erneut unter den Wasserhahn zu halten und es dann wieder auf seinem Gesicht zu positionieren. Er war sich nicht sicher, ob das etwas gebracht hatte, aber zumindest sah das Auge an diesem Morgen nicht schlimmer aus als in der Nacht und das wertete Louis als Erfolg.

Gegen sieben Uhr rang Louis sich dazu durch, duschen zu gehen. Eigentlich sträubte sich alles in ihm dagegen, Harry alleine zu lassen, aber andererseits war in den vergangenen Stunden nichts Schlimmes passiert und die waren sicherlich kritischer gewesen. Zur Sicherheit ließ Louis trotzdem die Badezimmertür auf, damit er Harry im Notfall hören konnte. Bei jedem Geräusch zuckte er kurz zusammen, auch wenn die meisten gar nicht aus seinem Zimmer kamen. Um ihn herum wohnten immerhin überall Studenten, für die es Zeit war, sich für die Uni fertig zu machen.

Die Uni... Louis hatte nicht einen Gedanken daran verschwendet, dass er heute Vorlesungen hatte und das tat er auch jetzt nicht. Nichts hätte an diesem Morgen unwichtiger sein können.
Noch nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet, konnte Louis nicht anders und sah kurz um die Ecke zu seinem Bett. Harrys Augen waren noch immer geschlossen, sein Brustkorb hob und senkte sich noch immer ruhig und gleichmäßig. Das war ein gutes Zeichen, beschloss Louis.

Nichtsdestotrotz würde Louis mit Harry zu einem Arzt fahren, sobald dieser aufgewacht war. Vielleicht sogar in die Notaufnahme. Er wollte, dass Harry auch auf innere Verletzungen untersucht wurde und da hatte ein Krankenhaus doch deutlich mehr Möglichkeiten als ein niedergelassener Allgemeinmediziner oder?
Das Problem war nur, wie kamen sie dorthin? Das nächste Krankenhaus, das Hôtel-Dieu, war zwar nur knapp fünfzehn Minuten Fußweg entfernt, aber zum einen war das wahrscheinlich schon zu viel für Harrys angeschlagenen Körper und zum anderen wollte Louis ihm auch die Blicke der anderen Menschen ersparen.
Die für Harry angenehmste Variante war wohl ein Taxi.

Nachdem er sich angezogen und seine Haare getrocknet hatte, ging Louis zurück in sein Zimmer und befüllte den Wasserkocher, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Er drehte sich zu Harry um und blickte in ein grünes Auge. Lächelnd hockte Louis sich vor sein Bett und legte seine Arme auf der Matratze ab.

"Guten Morgen, Hazza."

Harry versuchte ebenfalls zu lächeln, ließ es aber sogleich wieder bleiben, als sich die Platzwunde an seiner Lippe bemerkbar machte.

"Hey." Seine Stimme klang leise und rau, als hätte er viel und laut geschrien.

"Wie geht's dir?", fragte Louis behutsam. Ihm brannten die Fragen nur so unter den Nägeln, aber er wollte Harry nicht überfordern.

Harry zuckte leicht mit den Schultern. "Weiß nicht genau. Besser... glaube ich." Er hob eine Hand und befühlte vorsichtig sein Gesicht, dann ließ er sie wieder auf das Bett fallen. Louis legte seine Hand darüber und streichelte beruhigend über seine Fingerknöchel.

"Das wird schon alles wieder. Die beiden Platzwunden sind nicht sehr tief und das Auge wird wieder abschwellen." Der Wasserkocher schaltete sich mit einem Klicken aus und Louis war kurz versucht, aufzustehen und den Tee aufzugießen. "Darf ich mir deinen Bauch noch mal anschauen? Der hat mir heute Nacht mehr Sorgen gemacht."

Don't Let It Break Your HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt