Kapitel 3

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"Nein, lasst meine Sachen in Ruhe!"

Ich versuchte mich aus dem Griff zweier Jungs loszureissen, aber sie waren mir körperlich überlegen. Sie hatten meinen Rucksack gepackt und hielten ihn außerhalb meiner Reichweite.

"Och, will die kleine Julia ihre Sachen zurück? Schau, ich leg sie dir sogar bereit..." Mit lautem Gelächter wurde der Inhalt des Rucksacks auf den Steinboden geschüttet. Meine Bücher, Notizblätter, Stifte, Trinkflasche, Geldbeutel... alles lag auf dem Boden verteilt.

Da leuchtete mir plötzlich zwischen den Büchern und Blättern etwas gelbes entgegen. Als ich realisierte was es war rutschte mir das Herz in die Hose: Mein GPS Gerät.

Darauf hatte ich die Wanderroute und Standorte der versteckten Bunkeranlagen, die ich immer zusammen mit Matthias, Philipp und seiner Freundin Klaudia erkundete, gespeichert. Ich hatte das Gerät wohl irrtümlich im Schulrucksack, anstelle in den Wanderrucksack gelegt.

Und genau das hatten die Jungs jetzt entdeckt "Alter was ist DAS den für ein altes Ding?" Sie drehten es hin und her. "Boa, sind deine Elter etwa so arm, dass sie dir nichteinmal ein gescheites Handy kaufen können?" Ich starrte ihn wütend an, schluckte aber eine Erwiederung herunter. Das wird sowieso alles noch schlimmer machen.

Meine Eltern waren überhaupt nicht arm, im Gegenteil. Mein Vater ist Journalist und momentan im Auslandseinsatz. Aktuell ist er in Gana und berichtet über die Dürre dort. Meine Mutter arbeitet als Reisebegleiterin, ist also auch nicht so oft zuhause. Aber das störte mich nicht weiter.

Einer der Jungen hatte unterdessen das Fenster geöffnet, ein Anderer hielt das Gerät drohend aus dem Fenster. Hilflos musste ich dabei zusehen wie das Gerät, fast wie in Zeitlupe, aus der Hand rutschte und in die Tiefe stürzte.

"NEIN" schrie ich und fast gleichzeitig jaulten die beiden Jungs, die mich festhielten, auf und ließen mich los, als hätten sie einen Stromschlag bekommen.

Ich stürzte zum Fenster und schaute hinunter. Viel erkennen konnte ich nicht, weil entlang des Gebäudes Gestrüpp wächst. Ich drehte mich um, schlängelt mich an den Jungs vorbei, stürzte aus dem Klassenzimmer, sprang die Treppe hinunter und rannte an entgegenkommenden Schülern vorbei aus dem Schulgebäude auf den fast leeren Pausenplatz.

Als ich das Gestrüpp unterhalb meines Klassenzimmers erreichte, klingelte es zur nächsten Stunde. In dem Momemt war mir das egal.

Ich schaute hoch zum geöffneten Fenster meines Klassenzimmers, wo noch lautes Gelächter hinaus drang und die Deutschlehrerin durch lautes Rufen für Ruhe zu sorgen versuchte.

Ich drückte die Äste auseinander und drängte mich ins Gestrüpp. Zum Glück war ich das als Urban Explorer gewöhnt. Ich hoffte das dichte Geäst hatte den Sturz etwas abgebremst und der Schaden wäre gering. Ein GPS-Gerät war zwar robust gebaut... aber ob es einen Sturz aus dem 4. Stock überlebt?

Bald schon stach mir das gelbe Gehäuse in den grünen Blättern ins Auge. Erleichtert hob ich es auf, erschrak aber direkt als ich das Display betrachtete. Es war zersplittert und löst sich an der Seite. Als ich das Gerät umdrehte stellte ich fest, dass die Batterien und die Abdeckung abgefallen waren. Die Abdeckung fand ich im Geäst hängen, die beiden Batterien musste ich lange am Boden suchen, bis ich sie unter den Blättern fand. Als ich sie erleichtert einlegen wollte, merkte ich, dass innen alles deformiert war und die Batterien jetzt nicht mehr hineinpassten.

Wütend sammelte ich alles zusammen und ging zurück ins Schulgebäude. Vor dem Klassenzimmer blieb ich unschlüssig stehen und überlegt was ich jetzt machen solltr.

Ich entschied mich jedoch dagegen, die Jungs oder gar die Lehrerin mit dem Vorfall zu konfrontieren.
Als mich die Lehrerin auf meine Verspätung ansprach, reagierte ich einfach nicht. Ich ging schweigend zu meinem Platz, starrte einfach das Heft auf meinem Pult an und versuchte, die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.

FATE - Die Macht der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt