Kapitel 6

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Die nächsten Tage nahm ich gar nicht wirklich wahr. Ich war wie eine programmierte Maschine ohne Gefühle.

Der Busunfall war etwa ein Tag Top-Thema in der Schule. Aber keiner kam auf die Idee, dass ich damit zusammenhängen könnte. Darüber war ich sehr froh.

Nach Schulschluss fuhr ich mit dem Bus immer direkt ins Spital zu Matthias. Ich vermeide dabei die Unfallstelle und nahm immer den Bus in entgegengesetzte Richtung auf dem Weg zu ihm, was länger dauerte und ich drei mal umsteigen musste, aber so bekomme ich keine Panikatacke oder was auch immer meine Psyche, beim Anblick der Unglücksstelle, mit mir macht. Herausfinden wollte ich es jedenfalls nicht, hatte ich mit Albträume vom schlaffen, leblosen Körper meines Freundes und blutverschmiertem Gesicht genug zu kämpfen.

Zum Glück ging es ihm mittlerweile etwas besser, darüber war ich unglaublich froh und erleichtert. Aber es würde wohl noch eine Weile dauern, bis er das Krankenhaus verlassen konnte und seine Knochenbrüche geheilt waren.

Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht merkte, wie mir ein Bein gestellt wurde. Mit einem dumpfen Aufprall fand ich mich auf dem Boden in der Realität wieder.

"Oh je, ist die arme kleine Julia etwa hingefallen?" der Junge, der mein GPS Gerät aus dem Fenster geworfen hatte, beugte sich über mich. Um mich herum lachten Schüler und zeigten auf mich. Mit vor Scham rot angelaufenen Gesicht rappelte ich mich mühsam mit Schmerz verzerrten Gesicht, weil sich meine gequetschten Rippen wieder bemerkbar machten, wieder auf. Ich musste mich an der nächsten Wand abstützen und hielt mir die Seite.

"Schade warst du nicht in dem Bus. Hab gehört der Fahrer soll als einziger schwerverletzt sein." Er kicherte "So ein Idiot. Hat der Trottel auf jeden fall verdient."

In dem Augenblick viel die Maske.
Alle die angestauten, verdrängten Emotionen brachen aus ihrem Gefängnis aus und nahmen überhand.

Die LED Lampen über mir begannen zu flackern.

Ich drehte mich ruckartig um und mit dem Schwung der Bewegung knallte ich dem Jungen hinter mir eine. Sein Kopf flog zur Seite und mit ihm der ganze Körper. Mit einem Überschlag landete er auf dem Boden. Zeitgleich zersprangen die flackerten Lampen über mir mit sprühenden Funken. Wow!

Die anderen beiden Jungen, die mich damals festgehalten hatten, schauten mich kurz verdutzt an, ehe sie auf mich zu kamen. Ich hob die Hände um sie abzuwehren. Da begannen meine Hände plötzlich zu kribbeln und ehe ich mich versah, löste sich wörtlich ein Blitz aus meinen Fingerspitzen, traf den Dickeren von beiden und schleuderte ihn durch den halben Schulflur.

Ich starrte auf meine Hände. Ach du scheisse!

"Das wirst du büssem, Miststück"
Wie ein Raubtier kam der muskulöseste der Jungs zähnefletschend und mit erhobener Faust auf mich zugeschossen. Ich hob die Hand, um mein Gesicht vor seiner Fast zu schützen... doch der Schlag kam nicht. Ich schaute auf. Über meinen Händen hatte sich ein bläulich glasähnliche Kugel mit kleinen blitzen darin gebildet. Moment mal... hatte ich etwa Superkräfte?!

Dann habe ich mir das Ganze wärend dem Busunfall gar nicht eingebildet!

Ich senkte die Hand wieder und das Schild...Dings verschwand.

Sogleich setzte ich zum Gegenschlag an und schlug mit der Fast in die Luft. Aber bevor ich den Jungen berühren konnte, wurde er nach hinten gerissen... warte nein, er wurde von einem starken Wind erfasst und von mir fort geweht. Die Szene kam mir bekannt vor... ja genau aus der finalen Folge der ersten Staffel von Die Legende von Korra, als die Protagonisten das erste mal das Element Luft bändigen konnte.

Entsetzt starrte mich der am Boden liegende Junge, dem ich eine Ohrfeige verpasst hatte, an. Seine Wange war aufgesprungen. "Hexe!" rief er. Als ich ihn ansah, weiteten sich seine dunkelbraunen Augen und er wich ängstlich zurück.

FATE - Die Macht der ElementeOnde histórias criam vida. Descubra agora