Kapitel 20

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Ruhig glitt das Fahrzeug über die Strasse wie auf Schienen. Die Häuser und Büsche entlang der Fahrbahn flossen so schnell vorbei, dass die Farben sich fast miteinander vermischten.

Ich hatte meinen Kopf an die kühle Scheibe gelegt und döste leicht vor mich hin. Der Schlafmangel von letzter Nacht machte sich bemerkbar. Jetzt konnte sich mein Körper endlich etwas entspannen.

Als ich das wohlbekannte Auto um die Ecke kommen sah, war jegliche Anspannung von mir abgefallen. Wärend ich so meinen Gedanken nachging, spürte ich einen Blick auf mir ruhen. Ich schaute in den Rückspiegel und unsere Augen trafen sich.

Eine Welle von Unsicherheit ging von ihm aus Ich trau mich gar nicht zu fragen wie es ihr geht oder wie es in der neuen Schule läuft. Die Arme hat in letzter Zeit so viel durchgemacht. Äußerlich sah man dem Geschäftsmann nichts an, doch dank meiner Gabe konnte ich hinter seine Fasade blicken.

Seiner Freundin ging es ähnlich, nur ihr war es deutlich ins Gesicht geschrieben. Philipp schaute sie kurz an und legte seine freie Hand beruhigen auf ihren Arm. Ich schloss die Augen und versuchte die Emphatmagie zu vertreiben. Es war so erdrückend, dass sie sich Sorgen machten um mich, dabei machte ich mir fast genau so viel Sorgen um sie. Weil ich etwas wusste, was sie nicht wussten. Aber wann und wo? Diese Ungewissheit...

Ich musste allzeit bereit sein! Sie beschützen! Genau dafür hatte ich die letzten Wochen Trainiert.

Anstatt etwas zu sagen, schaltete die Beifahrerin das Radio ein, um die unangenehme Stille zu durchbrechen.
Es war unausgesprochen, aber ich wusste, dass ich den ersten Schritt machen musste "Wie geht es eigentlich Matthias?" fragte ich desshalb. "Gut" antwortete Philipp "Seit zwei, drei Wochen fährt er wieder." Überraschung und Erleichterung machten sich in mir breit. Mein letzter Stand war, dass er vor ein paar Wochen aus dem Krankenhaus entlassen wurde und danach Physio und Reha machen musste. Darum hatte ich mich auch nicht gewundert, weil er heute nicht dabei war. Aber dass er schon wieder Bus fährt...
Wie schnell die Zeit vergeht...

Das Auto bog auf einen holprigen Feldweg ab und fuhr zu einem kleinen, unscheinbaren Wanderparkplatz.
Unser Ziel waren die Überreste einer Burg, eine Ruine. Kaum hielt das Auto an, kletterte ich aus dem Wagen und atmete tief die feuchte, erdige und frische Waldluft ein. Ich vergass in diesem Moment alle Sorgen. Es war genau wie früher.

Klaudia legte mir freundschaftlich einen Arm auf die Schulter "Ist schön wiedermal mit dir unterwegs zu sein." Ihr Lächeln erwiderte ich. Mir ging es genauso. Hach, wie sehr hatte ich es vermisst.
Ich hatte ihnen erzählt, dass wegen einer Lehrerkonverenz die Schule ausfiel und wir Schüler deswegen ein paar Tage nach Hause geschickt wurden.
Nachdem ich in der Anderswelt durch die Tür gegangen war, war ich ausgerechnet beim Haupteingang meiner alten Schule rausgekommen. Zum Glück war zu diesem Zeitpunkt noch kein Unterricht gewesen, so konnte ich unbemerkt das Weite suchen.

Wie vereinbart war ich nach Hause gelaufen, wo ich abgeholt werden sollte.
Das Haus betreten hatte ich nicht. Ich konnte es einfach nicht... Auch nicht meiner Mutter in die Augen sehen, obwohl ich es eigentlich gewollt hätte. Vielleicht hatte ich auch Angst vor ihrer Reaktion gehabt. Keine Ahnung. Und so hatte ich eben draussen gewartet.

Jetzt standen wir vor dem Lageplan und studierten die Schilder. Gut 2 Stunden Fußweg. Perfekter Einstieg nach einer längeren Wanderpause für mich. Schnell kramte ich mein GPS-Gerät hervor, um die Wegpunkte einzugeben "Hey, es läuft ja wieder! Oder ist das ein neues?" fragte Philipp überrascht. Ich lachte "Nein, eine Freundin hat's repariert. Sie hat ein Händchen für technische Geräte" Die beiden starrten mich entgeistert an, als ob mir gerade Flügel gewachsen seien. Mit Schrecken warf ich einen kurzen Blick über die Schulter, aber dem war zum Glück nicht so. "Sagtest du gerade, du... du hättest eine Freundin gefunden?" fragte Klaudia betont langsam, als ob sie sich verhöhrt hätte.

FATE - Die Macht der ElementeNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ