Vertragsbruch

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POV. Amara

Ich hasse Luciano Valentino!
Das ist eine Tatsache.

In den letzten Tagen habe ich noch weiteren Leuten, oder besser gesagt krankhaft gestörten Verbrechern und Psychopathen, von meiner Liste einen Besuch abgestattet.
Nunja... ich hatte es jedenfalls vor.

Wie auch bei dem Puppenmacher, bin ich mit meinen Leuten dort eingedrungen, habe mit ihnen ein Dutzend Wachen ausgeschaltet, nur um hinterher auf Luciano zu treffen.
Wohin auch immer ich ging, er war vor mir da.
Jedes
verdammte
Mal!

Einmal kann ja mal passieren. Zweimal ist fragwürdig, aber noch nicht bedenklich. Aber nach dem dritten Mal war ich mir sicher, dass es sich hier längst nicht mehr um ein Ding des Zufalls handelt.

Was mich jedoch am meisten stört ist, dass meine eigentliche Zielperson unauffindbar ist und Luciano keine meiner Fragen beantwortet.
Stattdessen foltert er mich auf seine ganz besondere Art.
Bei meinem zweiten Opfer, einen Menschenhändler ohne Gewissen, hatte er eine Frau dabei, die die Maße für einen Verlobungsring nahm.
Inmitten der ganzen Transporter, die voller weinender und zum Teil toter Menschen gewesen sind.

Beim nächsten Mal kam ein Team von Hochzeitsplanern in das verlassene Haus einer Zuhälters von jungen Mädchen und so weiter.
Es ist, als würde er mich bei jedem Mal mehr vorführen und zum Narren halten und ich kann nichts dagegen tun, außer es wiederwillig und stumm zu akzeptieren.
Falls ich dies nicht tue, würde ich wahrscheinlich wieder einen Finger von Will bekommen, den er mir übrigens beim vierten Treffen feierlich und schön verpackt in die Hände gedrückt hat.

Zudem will ich ihm nicht noch einen weiteren Vertragsbruch zugestehen, wenn er seinen ersten noch nicht begangen hat.
Ich weiß nicht, was er plant, doch wie ich ihn inzwischen kenne, wird es nicht gutes sein....

Heute jedoch bin ich nicht auf irgendeiner Mission. Um genau zu sein ist es das komplette Gegenteil, denn ich sitze in einem körperbetonten, aber dennoch adretten Kleid auf dem Sofa im Wohnzimmer, während mein Vater nervös im Raum hin und her läuft.
Das macht er inzwischen bereits geschlagene 15 Minuten und es ist ein Wunder, dass er noch keine Kuhle in den Boden gelaufen hat.

„Du zeigst dich von deiner besten Seite. Du sprichst nur, wenn du angesprochen wirst und du erwähnst noch nicht einmal im entferntesten etwas von deinen Missionen...
Die Verlobung lassen wir auch erst einmal raus."
Wiederholt er seine Anweisungen bereits zum fünften Mal in der vergangenen Viertelstunde, in welcher wir auf die Gäste warten.

Wenn ich von Gästen rede meine ich damit Acacio und Caruso Santoro.
Zwei wichtige Geschäftspartner meines Vaters, welcher es als seine edle Pflicht sieht, die beiden vor allen anderen über seine Tochter aufzuklären.

„Sie sind da." Kündigt Jeffrey plötzlich an und die Haltung meines Vaters wird Augenblick stocksteif.
Er wirft mir noch einen schnellen, warnenden Blick zu, dass ich auch ja nichts vergesse, was er mir zuvor so zahlreich eingetrichtert hat, bevor er sein typisches ich-freue-mich-euch-zu-sehen-Lächeln aufsetzt und sich zur Tür wendet, durch welche in diesem Moment zwei hochgewachsene Männer in schwarzen Maßanzügen hereinspazieren. Caruso ist circa zwei bis fünf Jahre älter als mein Vater und ein paar gräuliche Strähnen ziehen sich durch sein dunkelbraunes Haar.
Acacio, Carusos Sohn, ist im wahrsten Sinne des Wortes die jüngere Variante seines Vaters.
Sein Haar ist wie das seines Vaters, dunkelbraun, nur eben ohne graue Strähnen.
Er müsste ungefähr Mitte zwanzig sein und war Meines Wissens ebenfalls in der Mappe von potentiellen Heiratskandidaten.

Sein Blick landet augenblicklich auf mir, während sich unsere Väter begrüßen und ich werde alleine deswegen wieder daran erinnert, weshalb ich keinen Ehemann haben möchte.

Born to kill youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt