Eine schnelle Problemlösung

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Es war vorbei. Das Tier weilte nicht länger unter uns. Ich hoffte, dass es einen Platz im Tierhimmel finden würde und beruhigte damit mein kleines Herz. Dieses schlug mir bis zum Hals.

Ich hatte mein erstes Lebewesen auf dem Gewissen, es war das alleinige Werk meines gestörten Erzeugers. Ich nannte ihn nicht mehr meinen Vater - diesen Titel hatte er eigentlich noch nie verdient.

Ich blickte wieder auf und sah in seine stolzen Augen, sie funkelten regelrecht. Das Traurige war, dass ich diese Reaktion hervorgesehen hatte. Mein Erzeuger war ein „Mann der Taten", Empathie und Emotionen waren ihm noch nie ein Begriff gewesen.

„So ist es gut, endlich wirst du zu einem richtigen Mann. Nicht wie damals, als du hilfesuchend in Muttis Arme gelaufen bist, nur weil du nicht eine Tracht Prügel einstecken konntest."

Ich schluckte.

Er wollte seine Arme nach mir ausstrecken, er wollte für einen Moment stolz auf mich sein, er wollte irgendetwas erreichen, aber ich hatte das Gewehr und ich wollte keine Umarmung.

Zum ersten Mal in meinem Leben, hatte ich die Macht und ich dachte nicht eine Sekunde daran, sie wieder abzugeben.

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Eine schnelle Problemlösung und effektiv dazu.
Ich hörte seinen schmerzerfüllten Schrei und sah, wie das Leben aus seinen Augen entwich.

Ich konnte mich auch täuschen, aber ich sah - und wenn es auch nur für einen Bruchteil einer Sekunde war - einen Funken Reue in seinen trüben Augen aufblitzen.
Es war wahrscheinlich nur Einbildung, denn obwohl mein Herz ihm nicht nachtrauerte, hatte ich Hoffnung. Hoffnung, dass ihm irgendwas leidtat von dem, dass er mir und meiner Schwester angetan hatte. Meinem armen, kleinen Sonnenschein.

Ihr fragt euch jetzt wahrscheinlich, was ich dabei gefühlt habe. Ich muss euch enttäuschen, denn ich weiß es nicht. Es fühlt sich bis heute so an, als wäre es nie passiert. Doch jedes Mal, wenn ich diesen Wald betrete, höre ich seinen letzten Schrei und dieses erleichterte Lachen, dass ich ihm zu seinem Abschied schenkte.

Vielleicht lachte ich, weil ich nicht mehr weinen konnte. Ich will mich nicht verwundbar aussehen lassen, denn heute bin ich es nicht mehr. Mein altes, unschuldiges ICH war schwach und weinte jede Nacht, bis die Erschöpfung es in den Schlaf wog.

Vielleicht war die Erschöpfung mein treuster Gefährte. Ich glaubte nie an Schicksal, aber als ich lachend vor seiner Leiche verweilte und sich mein schlechtes Gewissen einfach nicht meldete, da fühlte ich keine Reue. Ich fühlte Befriedigung.

Ich sehe diese Situation noch heute nicht als kaltblütigen Mord. Ich sehe es als eine Erlösung. Meine ganz eigene Erlösung. Eine, die mir keiner nehmen konnte. Sie hätte womöglich meine Seele gerettet, aber dazu kam sie zu spät. Ich bereue nichts, außer dass ich es hätte viel früher vollbringen sollen.

Ich hätte - solange ich noch die Möglichkeit dazu hatte - ausbrechen sollen aus diesem Albtraum. Ich hätte mich retten können, ich hätte sie retten können. Sie, meinen kleinen Engel, der meine Gedanken erhellte.

Allein ihretwegen - und der Tatsache, dass ich mir seinen Tod so sehr herbeigewünscht hatte - bereue ich es schon fast, dass es so schnell verlief. Ich hätte mir Zeit nehmen sollen, einen Plan ausdenken können und dann hätte das Ganze sicher noch mehr Spaß gemacht.
Aber ich will nicht undankbar klingen, schließlich bekam ich ja nach was ich mich so lange gesehnt habe und das ohne Probleme.

(Ich hoffe euch gefiel das zweite Kapitel, ich habe noch so viele andere Ideen und schreibe direkt weiter 🦋 danke an die, die es lesen) ~Feedback immer erwünscht <3

Gelbe NelkenWhere stories live. Discover now