Ist da jemand eifersüchtig?⚠️

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„Nathaniel! Komm her Junge!" Ich lief langsam aus meinem Zimmer, geradewegs zu meinem Vater in die Küche.
„Du hast mich gerufen Vater." gab ich leise von mir, während die restlichen Ekelpakete von Freunden, mich mit ihren Blicken durchbohrten. Ich zupfte unwohl an meinem Oberteil herum.
„Geh Junge und hol' deinem Alten noch eine Kiste Bier." Mein Vater rutschte benommen von rechts nach links auf dem Stuhl umher.
„Thomas, meinst du nicht, dass das genug Alkohol war für einen Abend?" fragte meine Mutter ihn zögerlich. Sie saß in der anderen Ecke des Raumes und wirkte so unscheinbar mit ihrem befleckten Küchenkittel und den alten, braunen Pantoffeln.
„Ach gib schon Ruhe Weib'! Für Alkohol ist immer Platz nicht wahr!" Er klopfte sich gegen das Bein und der Raum füllte sich mit schallendem Gelächter. Gelächter von einer Meute Vollidioten.

Ich wagte nicht, mich ihm zu widersetzen und bahnte mir meinen Weg, vorbei an den Kerlen bis nach draußen hinter die Scheune. Dort lagerte er seinen Alkohol und andere Dinge, die ihm um einiges mehr am Herzen lagen, als ich es je könnte.  

Ich krempelte meine Ärmel nach oben und war gerade im Begriff die Bierkiste anzuheben, als ich von einem Knacksen unterbrochen wurde. Ich wandte mich schnell um und starrte der Kreatur mitten in ihr abscheuliches Gesicht. Meine Augen schmerzten bei dem Anblick und ich senkte wie automatisch meinen Blick auf die großen, schwarzen Lederstiefel. Arthur's Lederstiefel.

Ich hatte erst gemerkt, dass es zu regnen begonnen hatte, als ich wieder aufsah, hoch zu seinem tropfend nassen Haar. Das Wasser floss wie in einem Wasserfall seinen Körper hinunter und versenkte mich in einem Alptraum.
„Wer wurde denn da beauftragt Kisten zu schleppen?"
Er kam mir mit langsamen Schritten näher.
Ich ging nur Schritte nach hinten.
„Komm, das ist für so einen kleinen Jungen wie dich doch bestimmt viel zu schwer. Lass mich dir helfen..."
„N-nein." Gab ich kleinlaut von mir.
„Wie war das? Ach komm, stell' dich nicht so an, ich beiß schon nicht ..... außer du lässt mir keine andere Wahl."
Er kam in großen Schritten vor mich und ich schaltete alles um mich herum ab. Bloß vergessen Nathaniel, bloß vergessen. Ich versuchte erst gar nicht wegzurennen, alles was ich tat war, ausblenden und hinnehmen. Ich war es gewöhnt.

Als er mit mir fertig war und seinen Mund endlich von mir ließ, zog ich schnell meine Hose hoch. Ein erwachsener Mann, hatte vor mir gekniet und doch fühlte ich mich in keinster Weise überlegen. Ich fühlte mich eklig. Ich fühlte mich wie der letzte stinkende Dreck.

Vielleicht bin ich gestern deshalb so auf Distanz gegangen, als Sorana mich oral befriedigen wollte. Ich brauche das nicht.
Überhaupt nicht.
Ich hasse es.
Ich hasse sie.
Ich hasse alle und jeden.
Ich bring euch alle um.

Ich steige aus dem Bett und schaue auf die Wanduhr, schon 08:30 Uhr. Heute muss ich bereits zur Uni, um dort all den Papierkram zu erledigen und mir mal einen Überblick zu verschaffen. Schnell ziehe ich mir mein bestes - nicht mit Kaffee beschüttetes - Hemd an und schaue in den kleinen Spiegel neben meiner Türe.
Wow, einfach atemberaubender Anblick. Ich will ja nicht prahlen, aber mit meiner scharfen Jawline könnte ich Papier schneiden und diese hellen Augen blitzen wie Eissterne.

Als ich laute Stimmen und Gelächter vernehme, fallen mir meine restlichen WG-Bewohner wieder ein. Die muss ich ja auch noch kennenlernen..... wo die gestern bloß den ganzen Tag gesteckt haben? Also ich werde jetzt aus der Zimmertür gehen, freundlich nicken, eine Umarmung hier und da verteilen und dann bin ich so weit es geht fein raus.

Mit erhobenen Haupt laufe ich schnurstracks auf den Wohnzimmertisch zu, an dem bereits alle sitzen und sich amüsiert unterhalten. Ich sehe Sorana, Francois und zwei weitere, die mit dem Rücken zu mir gekehrt sitzen.

„Hey allerseits, guten Morgen." Ich laufe an den Tisch und klopfe Francois brüderlich auf die Schulter, in der Hoffnung, dass ich hier schneller aufgenommen werde.
Sorana nickt schüchtern und ich könnte darauf wetten, dass es ihr unheimlich peinlich ist, dass sie gestern einfach weggepennt ist. Das wird noch nachgeholt du Schlam*e, mich lässt man nicht sitzen.

„Du musst dann wohl Nathaniel sein."
Ein Typ, groß und breit wie ein Schrank mit einem strengen Gesichtsausdruck hält mir die Hand hin.
Ich nehme diese zögernd entgegen.
Auf den zweiten Blick scheint er noch angsteinflößender. Vielleicht liegt es an seiner ordentlichen Statur und seinen langen goldenen Haaren, die ihm streng ins Gesicht fallen oder einfach daran, dass er den Händedruck nicht abmildert, sondern mit jeder vergehenden Sekunde erbarmungslos verstärkt. Er erinnert mich an einen Gott aus der griechischen Mythologie, mit ihm ist wohl nicht einfach Kuchen essen.

„Verrätst du mir noch deinen Namen?" Ich erhöhe ebenfalls den Druck auf seine - mit Muskeln besetzte - Hand. Wow, ich habe nicht gewusst, dass auch Finger Muskeln haben können.
„Ich bin Leo." Sagt er in einem tiefen Ton. Ist ja ein lächerlicher Name.
„Ich bin auch bekannt als goldener Löwe."
Leo Löwe, golden, goldene Haare. Ja, kommt ganz gut hin.
„Ich bin wie gesagt Nathaniel. Auch bekannt als Nathaniel." Leo grunst unbeeindruckt.
Francois lässt eine lautstarke Lache raus und ich bin froh, das hier einer meinen Humor versteht.
„Darf ich fragen, wieso man dich hier zu Lande als - den goldenen Löwen - bezeichnet?"
„Ich bin in der Uni bekannt für meine zwei schlagkräftigen Freunde." Er zeigt auf seine linke und rechte Hand. Ach, das sind also seine schlagkräftigen Freunde.....
„Du bist also bekannt, weil du Rechts- und Linkshänder bist?" Entschuldigung, ich gönne es ihm jetzt einfach momentan nicht, solches Alpha-/ Muskelprotz Gehabe kann ich einfach nicht ab.
„NEIN! Ich bin bekannt als Löwe, weil ich DAS Alphatier schlecht hin bin, ich prügel auf alle ein, die mir in die Quere kommen. So siehts aus!"
Er hämmert sich triumphierend auf die Brust, wie ein verrückter Gorilla. Dabei strahlen seine unnatürlich grellen Augen und ich fühle mich, als würde ich von Zeus höchstpersönlich mit Blitzen abgeschossen werden.

„Genug von dir Leo, alle Augen auf mich!" Quietscht eine weibliche, viel zu hohe Stimme.
Ich habe völlig vergessen, dass da ja noch jemand meine Bekanntschaft machen will.
„Hiiiiiiii, ich bin Catarina!" Ihre blonde Föhnfrisur sitzt so perfekt, dass es mich an meiner Existenz zweifeln lässt. Ihre blauen Augen sind so hell und kalt, dass es einen hypnotisiert. Mit ihrem neon pinken Jogginganzug, könnte man sie jedenfalls überall wiederkennen.
„Du bist ja mal ein Leckerbissen meine Güte!" Sie umarmt mich, küsst mich auf die Wange, wobei sich ihre prallen Brüste gegen mich drücken und beinahe ersticken.

Leo schnauft genervt, wie ein eifersüchtiger Bär.
Keine Sorge, du kannst deine Barbie ruhig haben, kein Bedarf meinerseits.

„Endlich mal ein wenig Frischfleisch in da House!" Sie klatscht sich in die Hände, springt kurz in die Lüfte und das Gesamtbild erinnert mich an eine hysterische Cheerleaderin. Das ist sie auch, wie sie gerade stolz bekanntgegeben hat.

Sie umarmt mich immer noch innig und normalerweise würde ich das nicht durchgehen lassen, aber Leo's Gesichtsausdruck ist unbezahlbar.

Die Flammen lodern förmlich auf seinem Kopf. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was er an so einer Klatsch und Tratsch Tante nur finden kann? Aber blond und blöd gesellt sich wie man immer gern sagt.
Ich mag keine Klischees, aber hier passt es zu gut.

Catarina's sündhaft teures Parfüm benebelt meine Sinne und ich muss mir ein Niesen unterdrücken.

„So jetzt kennt jeder jeden und wir können uns auf den Weg zu Uni machen...", Sorana atmet genervt aus und steht ohne Weiteres vom Tisch auf.
„Hat sie etwa ihre Tage bahaha." Leo lacht los.
Nein hat sie nicht, zumindest gestern Abend noch nicht....

„Bist du Single?" werde ich aus meinen Gedanken gerissen und starre inmitten von Catarina's hellblauen Augen.
„WIR MÜSSEN ZUR UNI! WIR SIND SCHON VERDAMMT SPÄT DRAN!" Sorana reißt die Tür auf und fordert uns mit einer Handbewegung auf, endlich zu gehen.

„Ist da jemand eifersüchtig?" Flüstere ich beim Vorbeischlendern in ihr Ohr, wobei sie sich empört ihre rötlichen Locken aus dem Gesicht streift.
„Träum weiter."

Wenn sie bloß wüsste, über was ich so alles träume. Jedenfalls schon mal nicht über SIE.

(Danke für's Lesen <3 Ich freue mich über Feedback 🦋)

Gelbe NelkenWhere stories live. Discover now