Eine Geistesgestörte?!

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POV Leo

Mein Vater zerrt mich am Ohr die großen Stufen hoch in sein Büro und hinter mir läuft der Dreckskerl Hayden. Ich weiß nicht, was bei meinem Vater falsch läuft, aber diese Demütigung hätte er sich sparen können.
Hayden lacht höhnisch und damit wird er mich bestimmt noch lange aufziehen.
Es ist nie eine gute Partie, wenn es zwei Schlägertypen auf einer Schule gibt... ich werde jedenfalls nicht den Klügeren spielen, der als erstes aufgibt. Ich finde Leute dumm, die ein paar Schlägen aus dem Weg gehen und dann so tun, als wären sie die Anständigen.
Sie sind einfach nur schwach wie Bohnenstangen. Ein Mann muss stark sein, muss kämpfen, erst recht wenn es um ein Mädchen geht, dass er irgendwie mag.

Ich ziehe Hayden sowas von eins über, sobald wir das hier hinter uns gebracht haben.

~

Mein Vater lässt eine Schallplatte auf seinem unheimlichen Plattenspieler laufen und wandert in Richtung seines Sessels.

„So. Dann erzählt mal was zum Henker euch dazu getrieben hat, wieder einmal eine Schlägerei anzuzetteln." Mein Vater setzt sich hinter seinen massiven, altmodischen Schreibtisch und verschränkt die Arme. Er zieht die Ich-bin-ein-verantwortungsvoller-Schulleiter-Nummer ab.

Hayden kratzt sich gelangweilt am Arm, während mein Vater - Leopold - wieder eine „belehrende" Rede darüber hält, wieso sein Sohn - der seinen wErtVoLLeN Namen geerbt hat - solch eine Schande über die Universität bringt.

„Weißt du dad..."
Mein Vater wirft mir einen Blick zu, nach dem Motto „nenn mich hier nicht dad, wir stehen uns als Schulleiter und einfacher Student gegenüber und NICHT als Vater und Sohn."

Ich setze neu an.
„Herr Albrecht, ich werde mich nicht entschuldigen für mein Vergehen, da es gerechtfertigt ist. Hayden baut nur Mist, er hat Catarina wie den letzten Dreck behandelt nachdem sie etwas am Laufen hatten."

Leopold Albrecht, mein Vater, mein Schulleiter und ein echt verklemmter Köter. Immer Regeln. Regeln hier, Regeln da. Es reicht mir. Ich habe die Nase gestrichen voll.

„Nichts rechtfertigt eine Schlägerei. Und wie ich mitbekommen habe, hast du sie auch gestartet. Hayden hat sich nur verteidigt. Siehe es ein, dass du dich nicht im Griff hast und so langsam weiß ich nicht mehr weiter mit dir." Er fährt sich durch seinen langen, grauen Bart und setzt seine Brille dramatisch ab, nur um sie zwischen seinen Händen hin und her wandern zu lassen.

Hayden lacht leise vor sich hin.
Dieser Bastard tut auf unschuldig.

„Herr Albrecht, ich muss mich innig entschuldigen. Ich versuche mich in Zukunft zurückzuhalten, aber heute trifft mich gar keine Schuld. Leo hat mich angegriffen und ich habe mich lediglich verteidigt."

Hayden setzt seinen Welpenblick auf.

„Vater, er lügt wie gedruckt. Ja, ich habe begonnen aber er war ebenso mitten im Kampf involviert. Er nannte Catarina eine abgenutzte Sch*ampe! Verdammt nochmal, wieso glaubst du mir nicht, sondern nur diesem IDIOTEN?!"

„Zügle dein Mundwerk Leo. Ich meine es ernst. Wenn es wieder ein Problem geben sollte, kommst du zu mir und nimmst es nicht selbst in die Hand. Gewalt ist keine Lösung." Er setzt die silberne Brille wieder auf und schaut mich prüfend an.

NATÜRLICH IST GEWALT EINE LÖSUNG.
DIE BESTE.
DIE ALLERBESTE.

„Leo, ich warne dich. Bald bleibt mir nichts anderes übrig, als dich rauszuschmeißen. Diese Universität ist sehr hoch angesehen und dieses pubertierende Benehmen, das du an den Tag legst, ist hier fehl am Platz."

Beruhige dich. Zähle bis 10 Leo, zähle.
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„Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, Leo noch länger auf freiem Fuß zu lassen. Ich konnte mich jetzt verteidigen, aber nächstes Mal könnte es einen treffen, der sich nicht wehren kann." Hayden senkt seinen Blick und fasst sich an seine Schläfe. „Ich glaube ich brauche dringend einen Arzt, mir geht es überhaupt nicht gut." An dieser Stelle hatte ich ihn noch nicht einmal geschlagen, was ein Pfosten.

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„Du bist für heute entlassen Hayden. Gehe zum Arzt und werde schnell wieder fit. Alles Gute."

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Ausatmen.

„Danke Herr Albrecht. Seien Sie nicht zu streng zu Leo, er braucht lediglich ein paar Wochen Therapie oder eine Auszeit. Es ist nicht verwerflich, vielen Studenten ist diese Uni eine Nummer zu groß...", er wirft mir einen verachtenden Blick zu, verabschiedet sich und geht „zum Arzt".

Ich weiß, wo er eigentlich hingehen sollte.
Nämlich in die HÖLLE.
Liebend gern setze ich ihn dort eigenhändig ab.

„Ich habe gleich noch ein wichtiges Gespräch. Es geht um eine neue Studentin, die eine WG sucht und erst noch den Aufnahmetest bestehen muss."

„Was hat das Ganze mit mir zutun?" Ich sitze nur die Zeit ab, bis er mir eine Bestrafung aufhetzt.

„Du wirst dich mit deinen WG Freunden zusammensetzen und sie überreden, das Mädchen aufzunehmen und ihr werdet euer Bestes geben, sie in euren Alltag zu integrieren."

Das ist ja keine große Sache, wir haben sowieso noch ein Zimmer frei. Ich habe echt gedacht, dass mir eine schlimmere Bestrafung bevor steht.

„Wenn das alles war, kann ich ja jetzt gehen."

„So einfach ist das nicht. Das Mädchen hatte lange psychologische Probleme und kam vor Kurzem erst aus der Anstalt heraus. Es ist eine große Verantwortung, die ihr damit auf euch nehmt. Behandelt sie so normal wie möglich, erzähle den anderen nichts davon. Tue so, als wäre sie eine „normale" Mitbewohnerin."

Noch jemand Verrücktes? Als hätte unsere WG nicht so schon einen an der Klatsche.

„Wieso lädst du eine Geistesgestörte an uns ab?"

Mein Vater reißt seine Augen empört auf.
„Habe bitte etwas Respekt Leopold! Sie ist wieder gesund, nur etwas schüchtern. Ich gebe sie euch und -VOR ALLEM- dir in die Hände, weil es deine letzte Chance ist, mir zu beweisen, dass du dein Leben in den Griff bekommen kannst."

„Also ist sie nicht gefährlich oder so?"

„Rede keinen Unsinn. Sie wäre nicht entlassen worden, wenn es so wäre. Ich erzähle dir nach dem Gespräch, wie das Ganze dann ablaufen wird."

„Wieso will sie ausgerechnet Poesie & Literatur studieren und mitten im Jahr einsteigen?"

„Vorhin hat sich doch auch ein junger Mann angemeldet, der kam ohne Grund mitten im Jahr."

„Du meinst Nathaniel Brown, der auch in meiner WG wohnt?"

„Ja. Es ist doch kein Problem mitten drin einzusteigen. Das trifft sich doch ganz gut, sie und Nathaniel sind neu, dann fühlen sie sich bestimmt nicht mehr so allein als Neuankömmlinge."

Ja, das ist ein guter Punkt. Nathaniel ist mir etwas ungeheuer, aber ich bin tatsächlich gespannt auf die Neue.

Eine unangenehme Stille tritt ein, die ich schleunigst brechen muss.

„Okay... gut... ich muss dann jetzt in eine Vorlesung, reden wir nachher über die Details?" Ich hebe mich vom Stuhl ab und verlasse sein Büro.

„Denk dran, deine Mitbewohner zu überreden! Wenn du die Sache mit der Neuen verbockst, muss ich dich wohl oder übel in ein Erziehungs-Internat schicken. Beweise mir, dass du das hinbekommen kannst Junge."

Ein letztes Seufzen vernehme ich von meinem
Vater, als ich die Türe hinter mir schließe und mich auf den Weg zum Saal mache.

(Danke für's Lesen <3 Seid ihr auch schon interessiert, wer da Neues kommt ;)

Gelbe NelkenWhere stories live. Discover now