Kapitel 43

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Als ich ihn genauer ansah, merkte ich schon, wie mich die Wut überkam. Jede Trauer die ich wegen dieser Person verspürte, kam zum Vorschein. Erinnerung wie er damals verschwand und nicht zurück kam, kamen hoch. Wie er mir versprach immer auf mich aufzupassen, wie er mich in meiner Dunkelheit zurück ließ und nicht einmal nach uns sah. Nicht einmal nachdem ich ihm schrieb, wie krank unsere Mutter ist. Er ließ uns zurück, alleine und gebrochen.

Ich lief nun neben das Bett unserer Mum und sah ihn wütend an. „Was willst du hier?!", zischte ich nun und sah, wie er mich bittend ansah. „Ich will mit dir reden Lia, bitte", flehte er, weshalb ich meinen Kopf schüttelte und ihn leicht lachend ansah. „Du kommst nach Jahren zurück und willst mit mir reden? Du wolltest nicht mit mir reden, als ich dich brauchte. Du wolltest nicht mit mir reden, als ich dich jeden Tag anrief und dich brauchte. Du wolltest nicht einmal mit mir reden, als ich dir von Mum erzählt habe! ¡Nunca quisiste hablar conmigo!", zischte ich nun und sah, wie sein Gesicht weißer wurde, als zuvor. „Es ist nicht war! Natürlich wollte ich mit dir reden, aber es ging nicht! Lass es mich doch erklären!", zischte er nun, weshalb ich lachte und zur Tür sah. „Wenn du nicht verschwindest, dann lasse ich dich rauswerfen. Du wirst nie mehr hier her kommen und erst recht nicht mehr einen von uns Kontaktieren! Has muerto por mí, hermano", und dieser Satz schockte ihn am meisten. „Sag das nicht kleines", fing er an. Seine Lippe war leicht am zittern und sein Körper war angespannt, doch ich beruhigte mich nicht. Er war derjenige, der uns im Stich ließ. Der mich im Stich ließ, dass kann ich ihm nicht verzeihen. „Ich kann es dir auch nochmal sagen. Du. Bist. Für. Mich. Gestorben", wiederholte ich meinen Satz von eben, weshalb ich in seine trauernden Augen sah. Doch ich konnte ihm nicht verzeihen und werde es auch nie.

Als er ging, setzte ich mich mit einem Stuhl an das Bett meiner Mutter, welche ziemlich bedrückt aussah. „Das hättest du nicht sagen dürfen", meinte sie, weshalb ich zu ihr sah, direkt in ihre glasigen Augen. Wir waren ihre Kinder, dass verstand ich, doch sie muss mich verstehen. „Du musst mich verstehen Mum. Er ließ uns nach Dad's Tod zurück und schrieb nicht einmal. Er verließ unsere Familie und du erwartest, dass ich ihm verzeihe? Das ich ihm all die Jahre, die er nicht hier war, die er nicht für mich da war, verzeihe?", fragte ich, weshalb ich sie seufzen sah. „Du solltest ihm zuhören. Ihr seid meine Kinder Schatz. Ich kann euch nicht streiten sehen. Wie sehr ich es geliebt habe, wenn ihr zusammen was gemacht hat, wenn er den großen Bruder gespielt hat, welcher er nunmal ist. Wie sehr ich eure Beziehung geliebt habe. Ich will das nicht aufgeben", meinte sie nun, weshalb ich nickte und langsam hinaus sah aus dem Fenster. „Ich muss jetzt gehen Mum, sollte etwas sein, dann schreibe mir Ok?", fragte ich sie nochmal, weshalb sie nickte und ich sie leicht anlächelte, bevor ich das Zimmer verließ.

Es war mittlerweile Abend, sogar schon recht spät. Noch immer dachte ich über die Worte von meiner mum nach und überlegte, ob ich mit meinem Bruder reden sollte. Mit meinem Kaffee in der Hand, saß ich auf der Couch und dachte nach. Denn wenn ich mit ihm reden sollte, dann will ich Louis dabei haben. Nicht das ich alleine Angst hätte, aber ich brauche jemanden dabei, der mich auffängt und mich beruhigen kann. Sogar Sophie alleine würde mir voll und ganz reichen. „Princesa?", hörte ich seine tiefe Stimme sagen, weshalb ich meinen Kopf zu ihm umdrehte. „Si", erwiderte ich und sah ihn an. Seine dunklen Augen sahen förmlich durch meinen Körper hindurch, doch das piepsen der Waschmaschine unterbrach die Stille in diesem Raum. „Perfekt", murmelte ich und stand auf. „Lass uns gleich reden, in meinem Büro", meinte er, weshalb ich zu ihm aufsah. Ich nickte ihm zu und lief in das Waschzimmer. Mein Dessous holte ich aus der Waschmaschine und Hang ihn auf, während ich weitere Sachen von mir hinein tat. Der Trockner war sogar schon fertig, was gar nicht mal so schlecht war.

Nachdem ich hier fertig war, lief ich in das Büro von Louis. Er saß auf seinem Tisch und hielt ein Glas mit Whiskey in seiner Hand. „Alles in Ordnung?", fragte ich nun, weshalb ich sah, wie er zu mir aufsah. „Wieso siehst du so bedrückt aus? Hat es was mit mir zutun, princesa?", fragte er ernst, weshalb ich jedoch meinen Kopf schüttelte. „Wieso sollte es? Es hat nichts mit dir zutun, wirklich", antwortete ich und lief auf ihn zu. „Ich bin noch etwas müde, denn die letzten Tage konnte ich nicht wirklich schlafen, aber es hat auch mit meinem Bruder zu tun. Er war heute bei meiner mum und wollte mit mir ein Gespräch aufsuchen", erzählte ich und stellte mich dabei vor ihn. Seine freie Hand platzierte er nun auf meiner Wange und strich sanft darüber. Vorsichtig und behutsam fuhr er über meine Lippen, was mir eine reinste Gänsehaut verpasste. „Was ist noch passiert?", fragte er ruhig, weshalb ich hinauf in seine Augen sah, welche mich beruhigten. „Hab ein bisschen auf Spanisch geredet, was meine Mum ja hasst. Aber das Ende der Geschichte ist, dass ich ihn heraus schmiss und ihn nie mehr sehen will. Aber ich überlege, ob ich mit ihm reden sollte, wegen meiner mum", sprach ich, weshalb er vorsichtig nickte. Er nahm einen großen Schluck seines genussvollen Getränks, sodass das Glas leer war. „Lass uns etwas schlafen gehen princesa, morgen kannst du dir weiter deinen süßen, kleinen Kopf zerbrechen", sprach er nun, was mich leicht kichern ließ, doch ich stimmte nur zu und lief ihm hinterher in unser Schlafzimmer.

Princesa de su corazónWhere stories live. Discover now