chapter 7

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|Ophelias Pov|

Ich konnte nicht schlafen. Also ging ich in den Zwischenraum unserer Suite und nahm mir aus der Küche, ein Glas Wasser.
Ich gurgelte damit etwas und spürte wie immer noch etwas Blut aus meiner Zunge strömte. Der Typ vorhin hatte mich nicht schlimm verletzt, ich hatte mir nur vor Schreck auf die Zunge gebissen und die blutete nun.
Mit dem Glas Wasser setzte ich mich auf die Couch und dachte etwas über den heutigen Tag nach.
So dumm wie es klingt, aber die Schlägerei hatte mir heute echt Spaß gemacht. Wir mussten am Ende zwar 500000 mehr an die Wixxer zahlen, aber immerhin hatten wir es jetzt hinter uns.
Was mich beschäftigte waren meine Gefühle, als Elio zu mir >Liebes< gesagt hatte. Das hatte er früher auch schon immer gemacht. Und genau wie früher löste es ein angenehmes Kribbeln aus. Und zwar nicht nur in meinem Bauch;)
Und plötzlich dachte ich an alles was wir zusammen erlebt hatten. Unsere Kindheit zusammen. Die vielen Übernachtungen. Unser erster Kuss. Unser zweiter Kuss. Eigentlich all die Küsse, die wir uns gaben. Unser erstes Mal. Seine Lippen überall auf meinem Körper. Unser Baby, was niemand von uns jemals kennenlernen durfte...

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als hinter mir eine Tür aufging. Es war Elio.
„Hey, kannst du auch nicht schlafen?"
Ich schüttelte nur meinen Kopf.
„Warum kannst du nicht schlafen?", fragte ich ihn.
Er zeigte auf seine Nase: „Ich hab keine Schmerzmittel dabei, und du?"
Ich wich seiner Frage aus und sagte stattdessen: „Ich hab welche und deine Nase muss auch ganz dringen desinfiziert werden.

Ich holte meine Arztneitasche. Elio hatte sich auf die Couch gesetzt und ich setzte mich zu ihm. Ich nahm sein Gesicht in eine meiner Hände und betrachtete seine Nase genauer.
Während ich die nötigen Ding raussuchte, sagte ich: „Sie ist nicht gebrochen, aber der Kratzer ist entzündet. Wer hat den verursacht?"
Quer über seine Nase zog sich ein dicker Kratzer, der alles andere als gut aussah.
„Dieser eine Typ, kurz bevor du diese Frau erledigt hast", erzählte er.
„Ich hab sie nicht >erledigt<, nur ein bisschen zurechtgewiesen", sagte ich bescheiden.
„Was auch immer... Es war jedenfalls voll krass. Du hast meinen Respekt", staunte er.
„Den hatte ich doch schon vorher"
Ich tupfte mit dem Tuch voller Desinfektionsmittel über die Wunde und reinigte sich.
„Autsch", beschwerte sich Elio.
„Memme", kommentierte ich sein Verhalten.
Er schaute mich nur gespielt beleidigt an.
Ich holte die Schmerzmittel aus der Tasche und gab ihm welche.
Er nahm mein Glas Wasser von vorhin und schluckte mit dem restlichen Wasser die Tablette.
Während ich ein großes Pflaster auf die Wunde klebte, auf die ich davor eine Salbe geschmiert hatte, sagte er: „Weißt du was, ich dachte immer du bist Ärztin geworden, während ich weg war. Du hast dich schon früher immer um meine Wunden gekümmert, wenn ich hingefallen bin."
„Ich wollte tatsächlich auch Ärztin werden, aber eine Sache hat mich dann umgestimmt", antwortete ich ihm.
„Welche Sache?", fragte er neugierig.

Ich wollte immer Ärztin werden. Doch als ich dann mein Baby verloren, wurde mir klar, dass Ärzte jeden Tag mit solchen Verlusten klar kommen müssen. Ich meine sie selbst sind zwar nicht betroffen, aber sie müssen trotzdem jeden verdammten Tag zusehen, wie Frauen ihre Babys verlieren. Manchmal wenn sie noch nichtmal geboren sind und manchmal wenn sie schon 5 sind. Ich tötete jetzt zwar Menschen, aber das war was anderes. Ich tötete Vergewaltiger, Kinderschläger, Frauenschläger und was weiß ich für üble Leute.

Ich antwortete ihm nicht auf seine Frage.
„Hey alles gut?", fragte er still. In seiner Stimme hallte Sorge.
„Ja alles gut. Ich erzähle dir bald eine Sache okay? Aber gerade bin ich noch nicht bereit dazu. Ist das in Ordnung?"
Er nickte und lächelte mich an. Das schätzte ich schon immer an ihm. Er fragte nicht weiter nach sondern ließ mir die Zeit, die ich brauchte.

„Ich gehe jetzt ins Bett", sagte er dann, „Ich bin gleich nebenan, falls du etwas brauchst. Schlaf gut Ophelia"
Er küsste mich auf die Stirn.
Ein paar Minuten saß ich einfach so da und spürte immer noch diesen kurzen Kuss.

The stars above usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt