chapter 14

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|Elio Pov|

Ophelia hatte soeben den Raum verlassen.
Theo klopfte mir auf die Schultern und verließ dann ebenfalls den Raum. Vermutlich ging er zu Ophelia. Er war immerhin nach wie vor ihr bester Freund. Theo würde immer der sein, dem Ophelia alles sagt. Und zwar absolut alles. Ich könnte das niemals sein. Und das war in Ordnung. Wenn Ophelia in Gefahr wäre, würde ich alles tun, ohne Rücksicht auf andere zu nehmen. Vermutlich würde ich sogar mich selbst dabei zerstören. Doch Theo... Theo würde genau wissen, was zu tun ist. Obwohl ihm Ophelia genau wie mir so unfassbar viel bedeutete, würde er auf die anderen achten. Ihm wäre nicht alles egal. Ich war auch nicht sauer, dass er von unserem Baby gewusst hatte. Ich war sauer auf mich, weil ich sie verlassen habe. Theo ist geblieben. Ich war nicht da. Ich könnte niemals so für Ophelia da sein, wie Theo es sein konnte.
Und warum war das so? Weil ich Ophelia liebte. Er tat es auch, doch es war eine andere Art der Liebe. Die gleiche Liebe, die Theo und ich füreinander empfanden. Die gleiche Liebe, die Rue und Ophelia füreinander empfanden. Theo und Ophelia waren seelenverwandt. Seelenverwandte waren nicht immer Geliebte. Und die beiden waren der Beweis.
Die beiden waren auf einer Ebene, die ich niemals mit Ophelia erreichen konnte. Doch das war gut so. Denn bevor die ganze Scheiße zwischen Ophelia und mir passiert ist, hatten wir eine ganz andere Ebene erreicht. Sie nur anzuschauen, war viel intimer als Sex mit hundert Frauen. Ich liebte Ophelia mit allem was ich hatte.
Doch liebte sie mich? Wirkte gerade eben ja eher weniger so. Aber wir hatten uns geküsst. Wir hatten in einem Bett geschlafen. Und sie hatte es genossen, das war mir klar. Und so wie sie mich ansah, hatte sie mich auch angesehen, als wir jünger waren. Früher konnte sie ihre Gesichtszüge nicht kontrollieren, sodass man ihr sofort ansah, was los war. Sie hatte gelernt, wie sie es kontrollieren konnte.
Gerade eben hatte man ihr trotzdem angesehen, wie nervös sie wurde.
Ich konnte nicht mit ihr befreundet sein. Niemals. Es würde immer mehr sein. Und ich glaube sie dachte genau das selbe.
Ich, Cami und Rue setzten uns zu unseren Vätern und Schwiegervätern und hörten den beiden bei ihren Planungen zu.

|Ophelia Pov|

Ich hatte mich gerade auf die Couch gesetzt, als sich die Tür zum Wohnzimmer öffnete. Blonde Haare streckten sich durch den Türspalt. Theo.
„Darf ich rein kommen?", fragte er unsicher.
„Natürlich", beantwortete ich seine Frage. Er durfte immer reinkommen, egal in welcher Situation. Er war nie Fehl am Platz.
Er setzte sich neben mich und sah mich an. Er hatte seinen Bart etwas wachsen lassen.
Ich streifte mit der Hand über seine Wange: „Damit siehst du erwachsener aus. Steht dir"
Er lächelte mich an: „Cami steht da voll drauf. Sie konnte sich die letzten Tage garnicht mehr zurückhalten. Vorhin im Auto haben wir dann noch-"
Ich unterbrach ihn: „Ok ok, ich will eigentlich ungern wissen, wo genau du und deine Frau es treiben"
Wir beide brachen in Lachen aus. Das liebte ich schon immer. Mit Theo konnte man immer lachen, egal ob es unpassend war oder einfach ohne Grund. Mit ihm hatte man immer Spaß.
„Apropos Sex. Du und mein Bruder habt ihr wieder...?", am Ende seines Satzes zwinkerte er mir zu.
„Was? Nein. Wie kommst du denn darauf?", fragte ich erschrocken.
Er zuckte mit den Schultern: „Mir ist nur diese sexuelle Spannung zwischen euch aufgefallen. Und mir ist zu Ohren gekommen, dass er bei dir geschlafen hat, vor 2 Wochen. Als ob ihr da eure Finger voneinander lassen konntet"
„Warte, hast du schon mit Elio darüber geredet, wie genau es dazu kam?", fragte ich, da er offensichtlich nicht den Hintergrund zu der Sache kannte.
Er schüttelte den Kopf: „Mama hat mir nur kurz davon am Telefon erzählt. Wir sind ja vorhin erst angekommen, da hatte ich noch nichtmal Zeit ihn zu fragen. Wie kam es denn dazu?"
Ich holte kurz Luft. „Ich hab es ihm erzählt, Theo. Ich hab ihm von dem Baby erzählt. Und dann brauchten wir halt beide jemanden an unserer Seite. Wir hatten keinen Sex. Wir haben nur in einem Bett geschlafen."
Theo schaute mich besorgt an.
„Wie geht es dir damit Ophelia? Und wie hat er reagiert?"
„Es geht mir gut. Naja es geht mir wieder gut. Dadurch kam eben alles wieder hoch, aber ich bin froh, dass es endlich raus ist.", ich schluckte schwer, „Elio hat es getroffen. Ich glaube, dass er sich schuldig fühlt. Ich hab ihm auch gesagt, dass es nicht seine Schuld war, aber trotzdem. Du musst auf ihn aufpassen, ok? Ich kann nicht für ihn da sein, aber du schon. Sag ihm, dass er keine Schuld trägt, ok? Niemand ist verantwortlich."
Theo nickte hastig und zog mich in eine Umarmung.
Ich bemerkte eine Träne auf meiner Wange und wischte sie weg.
„Warum kannst du nicht für ihn da sein?", fragte Theo, als wir uns voneinander lösten.
„Ich kann nicht mit ihm befreundet sein. Es geht nicht. Es ist absolut unmöglich", sagte ich.
„Wieso?", fragte Theo nach. In seinem Gesicht war nun ein breites Grinsen zu erkennen.
Ich versuchte zu reden, doch fand nicht die richtigen Worte. Ich wusste es ja selbst nichtmal. War ich noch sauer auf ihn, weil er einfach gegangen war? Ein bisschen. Liebte ich ihn noch? Vermutlich. Und wenn er nackt vor mir stehen würde, könnte ich mich höchstwahrscheinlich nicht zurückhalten.
Doch mit ihm zusammen sein, konnte ich auch nicht. Er hatte sich verändert, ich hatte mich verändert. Unsere Beziehung hatte schon damals nicht geklappt, also warum sollte sie jetzt funktionieren? Doch trotzdem turnte mich alles an was er tat. Seine Stimme, seine Bewegungen, die Sachen die er tat. Einfach alles. Sogar als er sich so um mich gekümmert hat, obwohl es ihm selbst miserabel ging, als ich ihm von dem Baby erzählt habe. Verdammt. Ich war ihm wieder verfallen. Hatte ich überhaupt jemals damit aufgehört?
„Du musst nichts sagen. Ich weiß schon warum", beantwortete Theo seine Frage für mich, „Es geht dir genau wie vor 5 Jahren. Er bringt dich immernoch um den Verstand. Ich weiß wovon ich rede. Bei Camille und mir war es ähnlich. Tja und was soll ich sagen... Wir sind jetzt verheiratet".
Er lehnte sich zurück und schaute mich mitfühlend an.
„Tja da gibt es nur einen Unterschied. Elio und ich waren schonmal zusammen und sind kläglich gescheitert.", begann ich, „Und außerdem ist immernoch nicht alles geklärt. Er hat mir noch nicht gesagt, was damals passiert ist. Er wird es mir schon sagen, wenn er bereit ist. Aber wie sollen wir miteinander reden, wenn ich ihm noch nicht einmal in Augen sehen kann, ohne gleich... Du weißt schon."
Theo richtete sich auf und klopfte mir mitfühlend auf die Schulter: „Ich würde dir ja erzählen, was damals passiert ist, aber es ist denke ich besser, wenn er es dir erzählt."
„Ach, du weißt davon?", fragte ich überrascht.
Er nickte: „Ich war dabei, aber ich hab eigentlich garnichts damit zu tun. Deswegen hab ich dir nichts erzählt. Das ist Elios Sache, nicht meine. Bitte sei nicht sauer. "
„Alles gut. Ich hoffe einfach, dass das irgendwann geklärt wird.", sagte ich und lehnte mich zurück.

„Schluss jetzt mit dem Rumgeheule, wie waren die Flitterwochen? Und warum seid ihr wirklich jetzt schon zurück?", fragte ich ihn.
Mir war klar, dass die beiden nicht nur zurück gekommen waren, weil er uns vermisst hatte. Ich meine, er wird uns sicher vermisst haben, doch das konnte doch nicht der einzige Grund gewesen sein.
„Es war sehr schön, wirklich. Und ich hab euch halt einfach vermisst", log er.
Das hatte er schon immer so gemacht. Zuerst versuchte er es mit Lügen, was aber nie funktionierte. Trotzdem probierte er es immerwieder aufs Neue.
„Ach komm schon. Ich bin's, Ophelia. Du kannst mit mit reden T."
Sein Blick wurde weich und er begann die Wahrheit zu erzählen.
„Rede darüber bitte mit niemandem. Ich will das erstmal klären. Der Urlaub war wirklich schön. Die ersten 5 Tage hatten wir eigentlich durchgehend Sex, da blieb nicht viel Zeit zum reden. Irgendwann saßen wir dann am Strand und ich habe die Kinder beobachtet, die dort so gespielt haben. Das hätte dir auch gefallen. Ich hab dann angefangen von Kindern zu schwärmen und hab sie gefragt, ob wir nicht gleich loslegen wollen. Sie war dann ganz komisch eine Zeit lang. Tja jedenfalls kam dann raus, dass sie niemals Kinder in die Welt setzten möchte und ihr das eigentlich schon immer klar war. Die Stimmung war dann halt mies und dann habe ich euch wirklich vermisst. Dann sind wir eben nach Hause gefahren. Es ist alles wieder normal zwischen uns. Oder zumindest tun wir beide so, als wäre es das. Aber ganz ehrlich, für mich ist es alle andere als gut. Kinder sind schon immer mein größter Traum gewesen und eigentlich wusste sie das auch. Hätte sie damit nicht vor der Hochzeit kommen können?"
Frustriert fuhr er sich durch die Haare.
„Habt ihr nicht davor schonmal darüber geredet. Ich meine sowas macht man ja normalerweise vor einer Hochzeit", steuerte ich bei, da ich nicht wusste, was ich anders sagen könnte.
Er sprach: „Natürlich haben wir das. Du kennst mich doch, ich rede von nichts anderem."
Das stimmte. Immer wenn er ein Kind oder ein Baby sah, wurde er ganz aufgeregt und sprach stundenlang von nichts anderem mehr. Vater zu sein, war schon immer sein größter Traum.
Er fuhr fort: „Ich habe darüber auch schon oft genug mit Cami geredet. Sie war eigentlich auch immer begeistert von der Idee gewesen und hat mich sogar in Australien mal betrunken gefragt, ob ich sie nicht an Ort und Stelle schwängern will. Ich weiß nicht, warum sie aufeinmal ihre Meinung geändert hat"
Die ganze Sache nahm ihn wirklich mit. Er liebte Camille wirklich, das merkte ich, doch genauso liebte er seinen Wunsch nach Kindern. Ich weiß noch, wie groß seine Freude damals war, als ich schwanger war und wie tief seine Trauer war, als er dann doch kein Onkel wurde.
Ich griff ihn an seine beiden Schultern und zwang ihn somit mir tief in die Augen zu sehen: „Pass auf. Ich kenne Camille nicht so gut, wie du es tust. Doch eins ist mir klar: Cami liebt dich. Sie würde niemals etwas tun, dass dich verletzt ohne guten Grund. Ich rede gerne mal mit ihr darüber, wenn du es nicht kannst. Ich verstehe dich da. Camille ist auch eine gute Freundin von mir, also will ich auch nicht, dass sie traurig ist. Irgendwas ist da bestimmt los, was sie dir nicht erzählen kann. Vielleicht kann sie es ja mir erzählen. Oder ich setzte Rue mal darauf an. Die beiden sind ja sozusagen beste Freunde."
Theo nickte mir zu und umarmte mich.
Ich redete weiter: „Und da es uns ja beiden nicht so supi geht, schlage ich vor, dass wir mal wieder feiern gehen. Rue und ich wollten gehen, bitte begleite uns"
„Ok", lächelte er mich an, „Wie lange ist es jetzt her, dass wir im Club waren? 5 Jahre?"
Ich lachte. „Auf jeden Fall viel zu lange"

Die Tür wurde geöffnet und Rue trat ein.
„Darf ich rein kommen oder ist das Gespräch gerade zu tiefgründig?", fragte sie schüchtern.
„Komm rein RueRue", sagte Theo und streckte seinen Arm aus, um sie auf die Couch zu ziehen.

Wir erzählten ihr noch die Kurzfassung von dem, worüber wir gesprochen hatten und sie versprach, dass sie und ich mal zusammen mit Camille reden. Ich war ja eigentlich der Meinung, dass das Paar das unter sich klären sollte, aber ich verstand auch Theo, dass er nicht wusste, was er sagen sollte.
Rue war begeistert von der Idee, zusammen mit Theo in den Club zu gehen.

Nachdem Ben, Elio und Theo gegangen waren, begannen also Rue und ich uns fertig zu machen. Obwohl es erst früher Nachmittag war.
Elio hatte ich zum Tschüss sagen, nur einen kurzen Blick zugeworfen, da mir die ganze Sache irgendwie unangenehm war.

Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was an diesem Abend passieren würde...

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2010 Wörter

The stars above usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt