2. Ein neuer Mitbewohner

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„Um ehrlich zu sein, wir haben keinen Platz für zwei Schlagzeuger...", sagte Nana betrübt und ich wollte schon aufstehen und verschwinden, als sie plötzlich weitersprach. „Allerding möchte ich dich unbedingt in der Band behalten. Du bist eine unglaublich talentierte Musikerin und ich habe schon mit Yasu darüber gesprochen unseren Stil leicht zu verändern. Deshalb meine Frage: Kannst du Keyboard spielen?" Ein riesengroßer Stein fiel mir vom Herzen, nachdem sie ihren Satz oder besser gesagt ihre Frage beendet hatte. Ich hatte schon Angst nach so kurzer Zeit wieder aus der Band ausgeschlossen zu werden. „Ja, es war sogar das erste Instrument, das ich damals gelernt habe. Also eigentlich war es das Klavier, aber ich habe auch schon auf einem Keyboard gespielt. Dürfte also kein Problem sein", antwortete ich und lächelte sie erleichtert an. „Freut mich das zu hören. Dann wäre das ja geklärt." Nana grinste mich breit an und erhob ihr Glas. „Also dann, auf unsere Band Blast, unseren neuen, alten Schlagzeuger Yasu und unser Multitalent hier, dass unseren Sound mit dem Keyboard aufpeppen wird!" Wir taten es ihr gleich, prosteten uns zu und tranken alle einen großen Schluck. „Erschreck mich doch nicht so, Nana. Ich dachte schon du würdest Natsuki aus der Band werfen", seufzte Shin kopfschüttelnd und fasste sich theatralisch ans Herz. „Ich sagte doch ich will sie unbedingt bei uns behalten", brummte Nana und nahm einen weiteren Schluck ihres Getränks. Ich stellte mich noch einmal bei Yasu vor, der es mir gleichtat. „Welche Instrumente spielst du denn sonst noch?", fragte Hachi und blickte mich abwartend an. „Also da wären Klavier, Gitarre, Bass, Schlagzeug und Koto. Die spiele ich alle ganz gut. Ich habe in meiner Schulzeit noch einige andere Instrumente angefangen zu lernen, aber nie weiter verfolgt." „Ganz gut sagt sie... Wenn du die alle so spielst wie das Schlagzeug ist „ganz gut" wirklich untertrieben...", warf Nana kopfschüttelnd ein. „Ich würde dich gerne mal auf dem Schlagzeug spielen hören, Natsuki. Also nur, wenn du nichts dagegen hast", sagte Yasu und blickte interessiert in meine Richtung. Natürlich hatte ich nichts dagegen und versprach ihm demnächst im Proberaum etwas vorzuspielen. Ich unterhielt mich noch eine ganze Weile mit ihm, während auch die anderen vergnügt miteinander plauderten und dabei aßen und tranken. Yasu war ein sehr bodenständiger und gelassener Typ, der Jura studiert und gerade in einer Anwaltskanzlei in Tokio angefangen hatte.

Shin unterbrach unser Gespräch irgendwann und zog meine Aufmerksamkeit auf sich, indem er mich mehrfach anstupste. „Hey Natsuki, wann darf ich bei dir zum Essen vorbeikommen?" Das lässt ihm wohl keine Ruhe mehr was? Schmunzelnd blickte ich zu ihm hinüber. Er war um einiges größer als ich, weshalb ich zu ihm aufblicken musste. „Meinetwegen schon morgen, aber ich warne dich. Wenn ich etwas koche, dann wird es leider immer viel zu viel. Also stell dich schon mal drauf ein einiges verputzen zu müssen." „Juhu!", jubelte er und fügte dann noch hinzu: „Das ist kein Problem, in meinem Alter hat man eigentlich immer Hunger." Grinsend steckte er sich noch einen Happen Essen in den Mund, so als wolle er das eben gesagte noch unterstreichen. „In deinem Alter? Was soll das heißen? Ich dachte du wärst ungefähr so alt wie wir? Mir war so als hättest du gesagt du wärst 18?" Er hielt in seiner Bewegung inne und richtete dann seinen Blick nach unten auf seinen Teller. „Wieso hast du ihr das gesagt? Ich meine, dass du uns gegenüber gelogen hast, als du in die Band eingetreten bist, gut und schön. Aber da sie erst nach dir zu uns gekommen ist, hättest du ihr gegenüber doch dein richtiges Alter erwähnen können." Nana zog skeptisch eine Augenbraue nach oben und wartete auf Shins Antwort. „Entschuldige bitte Natsuki, ich wollte dich nicht anlügen... Ich weiß auch nicht was da in mich gefahren ist. Vielleicht wollte ich einfach nur cool rüberkommen, indem ich mich als älter ausgegeben habe. Eigentlich bin ich erst 15." „Fünfzehn? Okay... Das ist ein kleiner Schock..., aber das macht dich natürlich nicht zu einem anderen Menschen. Ich finde dich trotzdem cool. Und im Übrigen dürfest du noch gar kein Bier trinken", erwiderte ich und nahm ihm die Bierdose aus der Hand, aus der er gerade trinken wollte. „Wie gemein, gib es zurück", jammerte Shin und versuchte mir die Dose wieder abzunehmen. „Auf keinen Fall. Am Ende kriegen wir alle noch ärger von deinen Eltern, weil wir dich Alkohol trinken ließen", brummte ich und schob die Dose über den Tisch zu Yasu, der mir gegenüber saß. Shin schmollte noch einen kurzen Moment, bis er leise murmelte: „Als ob ihn das interessieren würde..." „Was hast du gesagt?", fragte ich nach, da ich mir nicht sicher war, ob ich ihn wirklich richtig verstanden hatte. „Ach nichts. Wann darf ich morgen zu dir kommen?" Er legte wieder dieses fröhliche Grinsen auf und blickte mich erwartungsvoll an. „Du willst also tatsächlich schon morgen kommen?!", fragte ich belustigt nach. „Ja, na klar. Am liebsten würde ich noch viel öfter dein gutes Essen genießen." Kichernd winkte ich seinen Kommentar ab. „Sag mal Shin, flirtest du etwa mit ihr?" Nanas Frage kam so überraschend für mich, dass ich mich unwillkürlich an meinem Kichern verschluckte und heftig husten musste. „Und wenn es so wäre? Natsuki ist ein hübsches Mädchen, also warum nicht?", antwortete Shin ganz unverblümt, was mich etwas verunsicherte. „Ohne Zweifel, aber übertreib es nicht ja?! Sie ist neu in unserer Band und ich möchte, dass sie sich wohlfühlt. Außerdem kann eine Beziehung zwischen Bandkollegen problematisch werden." Nana blickte ihn ernst an während sie das sagte. „Wie fies, schließlich bin ich doch auch neu in der Band...", grummelte Shin. „Keine Sorge, ich fühle mich wohl bei euch, ehrlich. Außerdem ist Shin viel zu jung für mich und ich bin momentan nicht auf der Suche nach einer neuen Beziehung..., nicht nachdem was letztes Mal passiert ist." Den letzten Teil des Satzes sagte ich leise zu mir selbst. Doch ich hatte das Gefühl, dass sowohl Shin als auch Hachi, die neben mir saßen, es gehört hatten, weshalb ich ihnen mit einem leichten Kopfschütteln zu verstehen gab, dass sie nicht nachfragen sollen. „Es freut mich, dass du dich wohl fühlst." Nana streckte mir ihre Hand entgegen und sagte: „Dann nochmal willkommen in der Band. Ich glaube, dass wir alle zusammen Großes erreichen können." Lächelnd reichte ich ihr meine Hand und schüttelte ihre. Ich glaube, dass ich mit diesen Leuten großes Glück habe und ich freue mich auf die Zeit, die ich mit ihnen verbringen werde.

Achterbahn der Gefühle (Shinichi Okazaki x OC)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora