6. Ein schwerwiegender Fehler

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Oh Gott, was habe ich nur getan? Ich habe mich von Takumis Worten einlullen lassen und infolge dessen mit ihm geschlafen. Oder hatte ich tatsächlich auch noch Gefühle für ihn? Wie sollte ich das bloß Shin erklären, wenn ich noch nicht mal weiß, was ich Takumi gegenüber empfinde?! Ratlos saß ich am Tisch vor den unverzierten Cupcakes, nachdem Takumi gegangen war und sah immer wieder auf die Uhr. Shin würde in den nächsten paar Minuten heimkommen... Und in dem Moment als ich das dachte, hörte ich wie die Tür aufgeschlossen wurde und seine fröhliche Stimme durch den Raum hallte. „Wow, hier riecht es aber gut! Hast du irgendwas gebacken?" Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen, als er näher kam und die kleinen Küchlein vor mir anstarrte. „Oh, Muffins! Darf ich gleich einen davon essen?" Seine Fröhlichkeit ließ mich unweigerlich in Tränen ausbrechen und sein Ausdruck schlug sofort in Besorgnis um. „Natsuki, was ist denn passiert? Wieso weinst du auf einmal?" Ohne auf meine Antwort zu warten, kniete er sich vor mich und zog mich in seine Arme, woraufhin ich anfing laut zu schluchzen und erst einmal keinen Ton über meine Lippen brachte. Doch ich wollte es ihm gleich sagen, das war ich ihm schuldig. Er musste die Wahrheit erfahren. „Shin, es tut mir so leid...", brachte ich zwischen heftigem Schluchzen und hektischem Atmen hervor. „Ganz ruhig, beruhige dich erst einmal. Dann kannst du mir alles erzählen." Ich schluchzte noch ein paarmal, bevor ich es über die Lippen brachte. „Ich habe mit Takumi geschlafen... Er stand plötzlich vor der Tür und hat sich bei mir wegen neulich entschuldigt. Dann fing er nochmal von damals an und erklärte mir, was zwischen ihm und dem Mädchen tatsächlich vorgefallen war. Er sah so unglaublich traurig aus und ich hatte Schuldgefühle, dass ich ihm damals nicht geglaubt habe. Und plötzlich hat er mich geküsst und dann... ich wollte das eigentlich nicht aber..., es ist einfach passiert." Sein Körper versteifte sich für einen kurzen Moment, bevor er seine Arme sinken ließ und leise flüsterte: „Aber wieso? Ich dachte zwischen uns zwei würde sich etwas entwickeln...?!"

„Es tut mir so furchtbar leid, wirklich ich..." Langsam stand er auf, packte seine wenigen Sachen zusammen, die er hatte und verschwand kurz darauf wortlos aus meiner Wohnung. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Was ich ihm angetan hatte, gehörte zu den schlimmsten Vertrauensbrüchen, die ein Mensch durchmachen konnte und das furchtbarste an der Sache war, dass ich so etwas schon selbst erleben musste. Was hat mich nur geritten, einem anderen Menschen so etwas Grauenvolles anzutun und dann auch noch so einem netten Kerl wie Shin?! Ich saß noch eine ganze Weile auf dem Fußboden und weinte, bevor ich mich dazu aufraffen konnte wieder etwas zu tun und die Muffins zu entsorgen. Was hätte ich auch sonst damit tun sollen...

In den nächsten Tagen und Wochen redeten Shin und ich kein einziges Wort miteinander und sahen uns nur bei den Proben oder Auftritten, die wir hatten. Ich konnte verstehen, dass er nicht mit mir reden wollte und hasste mich dafür, was ich ihm angetan hatte. Die anderen bemerkten die seltsame Stimmung, die zwischen uns herrschte, sprachen uns jedoch nicht darauf an, wofür ich ihnen unheimlich dankbar war. Takumi und ich verlebten einige schöne Wochen und Monate miteinander. Es war fast wieder so wie früher, als ich mich heimlich von zu Hause davonstahl um ihn zu treffen. Er ermahnte mich jedes Mal zur Vorsicht wenn wir uns trafen, denn was er am wenigsten gebrauchen konnte, war ein Skandal bei dem herauskam, dass er eine Beziehung zu jemandem hätte, die in einer unbekannten Band spielt. Er meinte es würde vor allem auch meinem Schutz dienen denn die Medien könnten es so auslegen, dass ich ihn nur ausnutze um Blast schneller berühmt zu machen. Deshalb trafen wir uns immer wieder in einem anderen Hotel und verlebten dort einige Stunden voller Leidenschaft miteinander. Doch irgendwann wurden diese immer weniger und er meldete sich nur noch, wenn es ihm in den Kram passte. Angeblich hatte er kaum Zeit und sehr viel zu tun. Ich wusste, dass es sehr zeitintensiv war in einer Band zu spielen und im Gegensatz zu uns war Trapnest bekannt und berühmt. Außerdem kümmerte er sich auch noch zusätzlich um das Management der Band. Ich glaubte ihm, dass er sehr viel zu tun hatte. Schließlich hatte ich ihm das vor einiger Zeit erst versprochen... Doch es lastete schwer auf mir, je mehr Zeit verging. Irgendwann hatte ich es satt auf ihn warten zu müssen und immer dann abrufbereit zu sein, wenn er gerade mal nichts zu tun hatte. Eines Abends kam es aufgrund dessen sogar zum Streit zwischen uns, da ich zur Bandprobe gehen wollte, obwohl er bei mir vorbeigekommen war. Ich widersetzte mich ihm und ging trotzdem zum Proben was dazu führte, dass er sich nicht mehr bei mir meldete. Einige Zeit stellte ich ebenfalls auf stur und sah keine Notwendigkeit darin mich bei ihm zu melden, schließlich hatte er sich wie ein absoluter Arsch verhalten. Er konnte nicht von mir verlangen, dass ich mein Leben aufgab und ihm voll und ganz zur Verfügung stand, wenn es ihm gerade in den Kram passte. Irgendwann war ich es allerdings dann doch leid und sehnte mich nach ihm. Er ignorierte jedoch all meine Anrufe und Nachrichten, was mich nach und nach an den Rande des Wahnsinns brachte und ich rutschte immer weiter diese Spirale der Verzweiflung hinab.

Achterbahn der Gefühle (Shinichi Okazaki x OC)Where stories live. Discover now