11. Das Versprechen

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Am nächsten Morgen erwachten wir durch ein lautes und hektisches Klopfen an der Tür. Während Shin nur ein Brummen vor sich gab und sich umdrehte, zog ich mich an und schlurfte noch völlig verschlafen zur Tür. „Macht sofort den Fernseher an! Sie bringen schon wieder eine Reportage über uns, diesmal haben sie in unserer Vergangenheit gewühlt", rief Nana aufgebracht aus und drückte sich bereits an mir vorbei, um den Fernseher einzuschalten. Erst jetzt realisierte ich, dass auch die anderen vor der Tür standen, weshalb ich zur Seite trat und auch sie hereinließ. „Hey, was ist denn hier los...?", murmelte Shin, setzte sich auf und rieb sich die Augen. Im Fernseher tönte schon die Reportage, von der Nana gesprochen hatte und gerade als ich mich zu ihnen setzte, hörte ich wie mein Name genannt wurde. Langsam hob ich meinen Kopf an und ahnte bereits was nun kommen würde. „Sehen sie sich diese Bilder an. Man kann deutlich erkennen was Natsuki Yamada, die Keyboarderin der Band Blast, durch ihren alkoholabhängigen Ex-Freund erleiden musste. Und das ist noch nicht alles. Wir sind auch an ein Video gekommen, dass besagter Ex-Freund gemacht hat, während er die junge Frau brutal verprügelte. Sehen sie selbst meine Damen und Herren..." „Mach das sofort aus!", brüllte ich los, sprang von meinem Platz auf und riss Nana die Fernbedienung aus der Hand, um den Fernseher auszuschalten. Alle starrten mich mit großen Augen an und gaben zuerst einmal keinen Mucks von sich. „Natsuki, du...", stammelte Nana, die als erste ihre Stimme wieder gefunden hatte, doch ich unterbrach sie gleich. „Sag einfach nichts. Ich will nichts mehr über dieses Thema hören oder darüber reden. Ja, mir wurde etwas Schreckliches angetan, aber ich habe das so gut ich konnte verarbeitet und damit abgeschlossen. Deshalb habe ich damals auch gesagt, dass ich nicht auf der Suche nach einer neuen Beziehung bin. Aber..., mir ist mal wieder klar geworden, dass man weder den Zeitpunkt noch in wen man sich verliebt beeinflussen kann ..." Wieder herrschte kurz Stille, bis Shin mein Handgelenk ergriff und mich vor sich auf das Bett zog. Er saß hinter mir, schlang sanft seine Arme um mich und sagte leise: „Ich hatte ja keine Ahnung was du durchgemacht hast... Wenn du doch irgendwann einmal darüber reden willst, dann bin ich für dich da. Hörst du?" Ich nickte lediglich und legte meine Hände auf seine Arme, um diese noch etwas stärker gegen mich zu drücken. „Wir alle sind für dich da und teilen deine Sorgen", bestätigte Hachi, während die anderen ihr zustimmten. „Es tut mir leid, Natsuki. Ich konnte ja nicht ahnen, dass deine Vergangenheit so traumatisch gewesen ist...", entschuldigte sich Nana und senkte betrübt den Kopf. „Das ist doch nicht deine Schuld. Ich hoffe nur, dass das alles bald ein Ende nimmt", erwiderte ich kopfschüttelnd und wechselte anschließend das Gesprächsthema, um nicht weiter daran denken zu müssen.

Nach einigen Wochen beruhigte sich alles wieder, da sie offenbar kein neues oder nennenswertes Gesprächsmaterial mehr über uns hatten. Wir traten wieder in verschiedenen Clubs auf und konnten in unser altes Leben zurückkehren, als die Reporter ein neues Ziel entdeckt hatten, auf das sie sich stürzen konnten. Heute gaben wir ein Interview bei einem Fernsehsender, bei dem es Hauptsächlich um unsere erste Single ging. Zu meinem Leidwesen fand das Interview zusammen mit Trapnest statt, die am gleichen Tag wie wir ihre neue Single veröffentlichen würden. Seit Takumi mich in diese Seitenstraße gezogen hatte, war ich ihm nicht mehr begegnet. Er hatte sich tatsächlich von mir ferngehalten, was aufgrund der Umstände auch nicht anders zu erwarten war. Gerade befand ich mich in meinem persönlichen Warteraum, um mich vorzubereiten, als es plötzlich an meiner Tür klopfte. In dem glauben, dass Shin oder ein anderes Mitglied der Band davor stehen würde, öffnete ich diese und zuckte unweigerlich zusammen, als ich Takumi erblickte. „Was ist?", fragte ich und atmete genervt aus. „Es gefällt mir nicht, wie wir auseinander gegangen sind. Denn eigentlich war es nie meine Intention dich aufzugeben, Natsuki. Allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt viel zu wütend auf dich und konnte mir das selbst nicht eingestehen. Doch in den letzten Wochen wurden die Gedanken an dich wieder stärker und ich musste es einfach noch einmal versuchen dich zurückzugewinnen." Für einen Moment starrte ich ihn einfach nur an und konnte nicht glauben, was er da von sich gibt, bevor ein lautes Lachen meine Kehle verließ. „Sag mal, willst du mich verarschen? Oder bist du betrunken? Du glaubst doch wohl nicht, dass ich je wieder auf dich hereinfalle!" Ich verspottete ihn noch weiter, was ihm natürlich ganz und gar nicht gefiel. Plötzlich griff er nach meinen Oberarmen und drückte mich in den Raum zurück. „Gib deinen Widerstand auf und lasse dich noch einmal auf mich ein. Dieser Shin ist nicht der Richtige für dich", knurrte er bedrohlich. „Da liegst du absolut falsch! Ich liebe Shin, mehr als ich jemals irgendjemanden geliebt habe. So etwas Intensives habe ich noch nie zuvor empfunden. Deshalb glaube ich sehr wohl, dass Shin der Richtige für mich ist. Und jetzt verzieh dich!", entgegnete ich und blickte ihm fest in die Augen. „Lass sie sofort los! Sie hat doch gerade klar und deutlich gesagt, dass sie das nicht will. Gib es endlich auf", sagte Shin, der auf einmal hinter ihm stand und eine Hand auf seine Schulter gelegt hatte. „Was willst du denn jetzt? Halt dich da raus, Kleiner. Das geht dich nichts an." Takumi ließ mich los und blickte ihn finster an. Shin erwiderte seinen Blick furchtlos, bevor er antwortete: „Es geht mich sehr wohl etwas an, wenn du meine Freundin belästigst und das zum wiederholten mal. Und jetzt verschwinde, bevor ich das Sicherheitspersonal rufe." Takumis Blick verfinsterte sich noch einmal mehr, doch dann wendete er sich ab, murmelte noch etwas von wegen, dass dies nicht sein letzter Versuch gewesen wäre und machte sich aus dem Staub. Ein langes Seufzen entfloh mir und ich bedankte mich bei Shin, der gerade dabei war die Tür zu schließen und abzusperren. „Dieser Kerl macht mich so wütend. Ich musste mich wirklich beherrschen ihm keine reinzuhauen", brummte er, als er wieder näher kam. „Vergiss ihn einfach. Irgendwann wird er das Interesse verlieren und mich in Ruhe lassen", erwiderte ich. Shin ging an mir vorbei, setzte sich auf das Sofa und schloss die Augen während er sagte: „Dann werde ich wohl eine Weile noch auf Alarmbereitschaft und jede Minute bei dir bleiben müssen." Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich vor ihm stehen blieb und meine Lippen sanft auf seine legte.

Achterbahn der Gefühle (Shinichi Okazaki x OC)Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum