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Ich wollte aufgeben

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Ich wollte aufgeben. Nein.
Ich musste aufgeben. Das Leid, welches meine Schultern trugen, war eine zu große Last. Mein sonst so zierlicher Körper verlor zunehmend an Gewicht. Meine Haare, wo ich sonst für beneidet wurde, waren spröde und fielen mir aus. Meine Wangen blass, als wäre ich Schneewittchen und meine Augen trüb.
Meine äußerliche Erscheinung war nichts, im Vergleich zu den inneren Schäden. Mein Herz schlug für meine kleine Schwester. Meine Lungenflügel sogen Sauerstoff ein, als wäre es meine Hoffnung, auf ein besseres Leben. Und die Nahrung, schien mein Ersatz für die Liebe zu sein. Im Großen und Ganzen, war ich gefangen im Teufelskreis, denn wenn eins versagen würde, endete ich im Sarg. Dies war mein Plan, als ich mich mit aller Kraft unter das Wasser drückte, jedoch gaben meine Hände mit dem Schwindelgefühl nach und ließen los. Ich geriet an die Oberfläche und schnappte nach Luft. Meine Lunge zog sich schmerzhaft zusammen, rangen nach dem lebenserhaltenden Oxygen. Doch bevor dies zustande kam, hustete ich das angestaute Wasser hinaus. Mit einem kräftigen Zug holte ich Luft und bemerkte, wie mein Körper wieder an Normalität gewann.

Müder, als zuvor, stieg ich aus der Wanne und legte mir meinen Bademantel um. Anschließend ging ich in mein Schlafzimmer und legte mich in mein kuscheliges Bett, in meinen Zufluchtsort und schlief ein. Nicht wissend wie lange, doch als ich wieder wach wurde, war es bereits dunkel.

Nach wie vor erschöpft, schlug ich die Augen auf und betrachtete einen kurzen Augenblick, die funkelnden Sterne, bevor ich mich erhob. Entkräftet rutschte ich an den Rand meines Bettes, schaltete ein Nachtlicht ein und sah mich um. Ich bemerkte, dass auf meinem Schreibtisch ein Tablet mit Lebensmitteln stand und verspürte das kleine Gefühl nach Hunger. Mit einem flauen Gefühl im Magen stellte ich mich auf die Beine und bemerkte bei jedem weiteren Schritt, wie sehr meine Beine zitterten. Zum einen lag es daran, dass meine letzte Mahlzeit zwanzig Stunden her war und zum anderen, an die höllischen Kopfschmerzen. Den Grund dafür konnte ich am nächsten Morgen im Spiegel betrachten.

Ich setzte mich vor meinen Schreibtisch, begutachtete die vielen Lebensmittel. Die Dienstmädchen hatten es gut mit mir gemeint, denn Erdbeeren; Wassermelone; Weintrauben, aber auch Käsetoast und Donuts standen für mich bereit. Langsam, damit mein Magen sich daran gewöhnen konnte, begann ich mit den Früchten.

Mit einem Schluck Cola beendete ich meine Mahlzeit und zog mich ins Badezimmer zurück. Ich mied mit Absicht den Blick in den Spiegel und ging erneut duschen. Nach wie vor hatte ich das merkwürdige Gefühl, meine Haut sei unrein. Was daran lag, dass mein Ehemann mich gezielt mit seiner Aggression und Provokation gedemütigt hatte. Er gab mir zunehmend das Gefühl unwichtig zu erscheinen, was daraus resultierte, dass ich immer bereitwilliger war, Dinge zu akzeptieren, die schon lange nicht mehr in Ordnung waren. Meine Lebensfreude, meine sonst so glückliche Art waren verschwunden und das nur, weil mein Vater vor ein paar Jahren entschied, mich zu verkaufen. Die Männer in italienischen Familien waren egoistisch, da sie überwiegend an ihr eigenes Wohl dachten, so auch, als mein Erzeuger mich für fast eine Million Euro verschacherte.
Meine heißen Tränen verschwanden durch den Abfluss. Zurück blieb nur ich und mein schäbiger Körper.

Die nächsten zwei Tage verliefen ähnlich. Hauptsächlich blieb ich im Bett, bemitleidete mich selbst und spielte hin und wieder mit dem Gedanken mein Leid zu beenden. Ich ging beinahe alle zwei Stunden duschen, schrubbte dabei meinen Körper wund und begann von vor. In meinem Gemach erledigte ich meine Arbeit, telefonierte mit den Mandanten oder schlief. Am Dienstagabend war damit Schluss. Pablo, der sonst nie in mein Schlafzimmer kam, betrat meine Sicherheitszone und brachte mir Blumen. Hundert rote Rosen sollte die Schmerzen in meinen Herzen lindern, zumindest glaubte er daran. Ich nahm die Rosen, sowie das gemeinsame Abendessen an.

Adrett, wie es mir nur möglich war, stand ich unten vor unserer Marmortreppe und wartete geduldig auf meine Begleitung.
„Du siehst hinreißend aus, liebste Ehefrau", Pablo riss mich aus meinen Gedanken, während ich das teure Gemälde begutachtete. Ich wandte meinen Blick davon ab und sah ihn die Treppe hinuntergleiten. Ich setzte mein gespieltes Lächeln auf und nahm seine Hand dankend an.

„Danke", hauchte ich in die Stille, während wir Händchen haltend zu unserer Limousine liefen. Pablo übernahm die Aufgabe des Fahrers und hielt mir die Tür auf, sodass ich mit meinem marineblauen Kleid einsteigen konnte.

Die Fahrt über saßen wir stillschweigend nebeneinander, jedoch war es nicht unangenehm. Es war viel mehr, die Hand, welche meine festhielt. Schlussendlich kamen wir an einem edlen Restaurant an und bekamen einen der besten Plätze zugeteilt. Wie selbstverständlich bestellte Pablo mein Gericht für mich mit.

„Wir sollten reden", verwundert über seine sonst nie ausgesprochenen Worte, riss ich meine Augen auf und verschluckte mich beinahe am teuren Weißwein.

„Nach Sonntagabend, habe ich einige Zeit nachgedacht und mit meinem Vater gesprochen. Wir kamen zu dem Entschluss, dass du weniger zu unserer Ehe beiträgst, als ich", erschrocken blieben mir meine Worte im Hals stecken. Was hatte er gerade gesagt?
Ich würde nicht genug für unsere Ehe tun?

„Wie..."

„Bitte lass mich aussprechen", verdeutlichte er mir höflich, denn immerhin waren wir in der Öffentlichkeit und er musste den perfekten Ehemann spielen. Also schwieg ich und lauschte seinen Worten.

„Es war eine Probe, als ich meinte, du solltest in Unterwäsche, das Hotelzimmer verlassen. Ich hatte eigentlich erwartet, dass du intelligent genug seist, um dir eine Decke um deinen entblößten Körper zu wickeln, doch stattdessen hast du mich gedemütigt. Mir kam in letzter Zeit häufiger der Gedanke auf, dass du mich und meine Liebe zu dir nicht wertschätzen kannst und deshalb mich derart verletzt, sodass ich dich verlasse. Dir ist jedoch nicht bewusst, dass wenn unsere Ehe scheitert, ich dich an einem Patriarchat in Syrien verkaufen werde und dein Leben dort weniger glücklich sein wird, als bisher"

Viele Worte und Frage schwirrten in meinem Kopf herum. Ich verarbeitete seine gesagten Worte, die er sich scheinbar selbst abkaufte.

Ich und glücklich?
Wo lebte er? Hinter dem Mond?

„Pablo.." und wieder unterbrach er mich, gab mir keine Chance, mich zu rechtfertigen. Ich wollte nicht wieder verkauft werden, weshalb mir nichts anderes mehr übrig blieb, als meinen Ehemann noch tiefer in den Arsch zu kriechen.

„Ich sagte ... Lass.Mich.Aussprechen.", ich nickte ergebend. Er wollte gerade seine Rede weiter halten, als der Kellner uns unterbrach. Ich bekam als Vorspeise Tofu auf Camargue-Reis mit schwarzem Knoblauch und Sudachi serviert. Wie freundlich es doch war, dass Pablo auf meine Figur achtete und mir extra Tofu bestellte, wo ich ihn doch nicht mochte.
Er hingegen bekam Lachs auf Kräuter mit schwarzer Zwiebel und gepickeltes Gemüse.

Dankend nahmen wir unsere Speisen an und vernahmen es in einer harmonischen Ruhe. Ich ließ seine gesagten Worte außer bedacht, damit mein Magen standfest genug war. Nachdem der Kellner die leeren Teller wieder abgeräumt hatte, führte er unser Gespräch weiter.

„Damit unsere Ehe weiterhin Bestand hat, erwarte ich.."

"

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The Effecting | 18+Where stories live. Discover now