Musik

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MARIES POV:

Mein Handywecker klingelte und erlöste mich somit aus meinem Schwall an Gedanken, in der ich zu ertrinken drohte. Ich hörte Aylin, wie sie sich in ihrem Bett umdrehte und ein paar undefinierbare Laute von sich gab. Für einen Moment stand mir ein Lächeln auf den Lippen und ich vergaß alles andere. Ja, so ein bisschen Schadenfreude... Hach, es war und blieb doch einfach die schönste Freude. Ich schlug meine Decke zur Seite und stand auf. Als sich Aylin immer noch nicht bewegt hatte, obwohl ich schon aus dem Bad kam, ging ich zu ihrem Bett und beugte mich ein Stückchen herunter.

"Willst du nicht aufstehen?", fragte ich.

"F*ck dich!", hörte ich ihre Stimme gedämpft durch die Bettdecke. Ich atmete geräuschvoll durch die Nase ein und aus und richtete mich wieder auf.

"Dann nicht", murmelte ich und schnappte mir meine Tasche mit Geld, Block und Stiften. Ich begann, eine Melodie zu summen, von der ich keine Ahnung hatte, woher ich sie eigentlich kannte, während ich die Treppe zur Haupthalle herunter lief. Alex stand am dessen Fuße.

"Na?", fragte er. "Gut gelaunt heute?" Ich nickte und lächelte.

"Wie man es nimmt...", fügte ich noch hinzu. "Und du wartest auf...?"

"Auf dich, auf wen denn sonst?", antwortete er.

"Und das tust du, weil...?"

"Denkst du denn, du bist so hässlich, dass keiner ohne einen Hintergedanken mal auf dich warten würde?" Ich zog eine Augenbraue hoch und stemmte die Hände in die Hüften. Als Alex immer noch nichts sagte, zog ich fragend auch noch die zweite Augenbraue hoch.

"Leona...", sagte er, den Rest verstand ich nicht, da er zu leise sprach. Ich stöhnte und schüttelte den Kopf. Dann ging ich die letzte Stufe auch noch herunter und ging in Richtung Kantine. Alex folgte mir und wir liefen so nah bei einander, dass sie unsere Schultern bei jedem zweiten Schritt kurz berührten. Ich verschnellerte meinen Schritt automatisch.

"Aber du bist nicht hässlich!", sagte Alex noch schnell hinterher, etwas deutlicher diesmal und tippte mir mit dem Zeigefinger auf mein Schlüsselbein. Ich blieb stehen und sah ihn über meine Schulter hinweg an.

"Das weiß ich doch", erwiderte ich in dem arrogantesten Tonfall den ich aufsetzen konnte. Die Haltung blieb allerdings nur knapp eine Sekunde, dann fing ich an zu lachen und ging ein paar Schritte weiter, um seiner Hand zu entfliehen. Ich hasste es, wenn jemand mich berührte, die mich nicht kannte. Auch wenn ich verstand, dass Alex wegen Leona niedergeschlagen war. Aber ich war kein Objekt, an dem man sich solange hielt, bis die Wunschperson einem wieder zuhörte. Das hier ging mir eindeutig zu schnell und so lustig Alex auch war, er hatte keinen Grund, mir so nahe zu kommen. Weder beim Frühstück noch bei unserer ersten Unterrichtsstunde an diesem Tag trafen wir auf Leona, was etwas niederschlagend war. Aylin beehrte diesen Kurs jedoch ebenfalls nicht, was deutlich zur Hebung der Stimmung beitrug. Also war es insgesamt wieder ganz ausgeglichen. Anders, aber ausgeglichen. Wobei, ich hatte gerade mal einen Tag davor diese Klasse erlebt. Wie sollte ich da etwas überhaupt groß beurteilen können? Ich saß im Unterricht neben Alex und einem anderen... ich konnte nur Mädchen sagen. Ziemlich sicher hatte ich sie am ersten Tag bei meiner Ankunft hier schon einmal gesehen. Ich meinte, mich zu erinnern, dass sie vor Aylin ihr Zimmer zugeteilt bekommen hatte. Mitten in einem Vortrag des Mannes, der Andre ein wenig ähnlich sah, ich konnte mir seinen echten Namen noch immer nicht merken, schob sie mir ihren Block vorsichtig herüber. Auf den unteren Rand hatte sie ganz klein etwas gekritzelt.

Verstehst du, was er erzählt?

Ich blickte hoch und nach vorne um sicherzugehen, dass der Ausbilder mich nicht beobachtete. Dann zog ich einen Stift so geräuschlos wie möglich heraus und schrieb meine Antwort.

Wenn du alles aufgeben würdest... (Julien Bam FF FanFiction) (Zum Teil Apecrime)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt