Kapitel 2 - Finns 16. Geburtstag - Teil 2

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»Hilf mir Ry!«, flehte Finn und flog dem erstaunten Jungen in die Arme, welche dieser schnell öffnete, um den Omega aufzufangen. »Ganz ruhig Kleiner!«, flüsterte Ryan sanft in Finns Ohr. Der kleine Omega fühlte sich sicher in den warmen Armen seines zukünftigen Alpha. Er wollte nicht 16 werden. Er wollte, dass er immer so in Ryans Armen liegen konnte. Doch leider arbeitete die Zeit gegen ihn. Nur noch wenige Minuten blieben den Beiden, bis sie die Treppen wieder runter mussten, um zu dem Alpha auf die Bühne zu treten, die sich im großen Versammlungssaal befand.

Ryan musste Finn tragen, da die Beine des kleinen Omega immer wieder nachgaben. Er war ein nervliches Wrack, als sie zu dem Alpha und seiner Luna traten. Im Saal war es totenstill und Finn versteckte sich hinter Ryan, neben dem sich sein zukünftiger Beta positioniert hatte. An der Seite von Finn tauchte Tamara auf und blickte aufmerksam im Saal umher. Ein Rudelmitglied nach dem anderen, begann hinter vorgehaltener Hand zu tuscheln und Finn zu hyperventilieren.

»Benehmt euch gefälligst wie Wölfe und nicht wie alte Waschweiber, die nichts besseres zu tun haben, als zu tratschen!«, donnerte die befehlsgewohnte Stimme des Alpha durch den Saal und ließ alle gleichermaßen zusammenzucken. Finn wimmerte leise und Ryan strich ihm sanft über den Rücken. Nur noch wenige Sekunden blieben ihm, bis er seinen Gefährten erkennen würde. Der Alpha redete weiter mit dem Rudel, doch Finn interessierten seine Worte nicht. All die Jahre war der kleine Omega Luft für die anderen Erwachsenen und wurde von den jüngeren genauso ignoriert, wenn Tamara, Ryan und Tristan nicht in der Nähe waren. Er wollte keinen Gefährten, der ihn eh ablehnte. Nun begann der Alpha den Countdown.

»10!«

Finn schloss die Augen.

»9!«

Oh Gott, bitte nicht!

»8!«

Er wollte bei Ryan bleiben!

»7!«

Warum musste er älter werden?

»6!«

Warum konnte er nicht mit Tamara, Ryan und Tristan alleine sein?

»5!«

Finn wurde langsam schlecht. Vielleicht hätte er doch was essen sollen?

»4!«

Er krallte sich immer stärker in die Ärmel von Ryans Hemd.

»3!«

Der Griff des zukünftigen Alpha wurde immer fester.

»2!«

Wollte Ryan ihm Halt geben, oder ihn für immer festhalten?

»1!«

Erstaunt sah Finn zu seinem Freund auf, als dieser angespannt zitterte.

»0!«

Alle sahen erwartungsvoll zu Finn.

So unbeliebt der kleine Omega auch war, jeder Wolf wollte wissen, wer denn einen kleinen, schwachen Omega abbekommen würde.

»Nun, Finn.«, unterbrach der Alpha die Grübeleien des Jungen und es sah aus, als hätte Finn die ganze Zeit zu dem derzeitigen Alpha geschaut. »Sag mir, mein Junge. Erkennst du deinen Gefährten hier unter den anwesenden Rudelmitgliedern?«

»Ähm. Vielleicht?«, antwortete der kleine Omega nervös. Das konnte doch nicht sein! Wie war das möglich?

»Finn. Warum klingt dein »vielleicht« eher wie eine Frage?«, wollte der Alpha verwirrt wissen. Erneut setzte das Getuschel der Anwesenden ein und Finn wurde nervöser, als er es eh schon war. Das konnte er doch jetzt nicht sagen! Niemand würde ihm glauben! Langsam verengte sich sein Sichtfeld und ein bekanntes Flimmern schlich sich dazu. »Oh bitte nicht!«, flüsterte Finn, während seine Hände sich von Ryans Arm lösten und der kleine Omega, wie in Zeitlupe, zur Seite kippte.

Der zukünftige Alpha begann bedrohlich zu knurren, seine Augen wurden tiefrot und seine Stimme fuhr wie Peitschenhiebe über die nun ängstlich zitternden Rudelmitglieder.

»Wer war das? Wer von euch hat meinen kleinen Omega abgelehnt?«

Unbändige Wut überkam den Jungen und er war kurz davor die Kontrolle zu verlieren. Astor, sein innerer Wolf war ganz nah an der Oberfläche und wäre sein Vater nicht anwesend, wären die versammelten Wölfe längst geflohen.

»Ryan, es reicht! Komm zu dir!«

Der zukünftige Alpha hörte die Stimme seines Vaters wie durch eine dämmende Schicht Watte. Langsam dreht er seinen Kopf und sah nach unten, auf den schlaffen, kleinen Körper, der warm in seinen Armen lag. Finns Herz schlug langsam, aber gleichmäßig und Ryan atmete hektisch ein und aus.

»Ryan, er lebt! Finn ist ohnmächtig geworden. Er hat Fieber bekommen, aber es geht ihm gut!«, sagte Tamara sanft. Ryan sah die Hand, die zärtlich durch die Haare des Jungen strich, den er immer noch beschützend in seinen Armen hielt. Der Anblick gefiel Ryan überhaupt nicht. Er stand mit dem ohnmächtigen Finn auf und stapfte Richtung Stufen, die von der Bühne herunterführten. Niemand hielt ihn auf und die Menge teilte sich, sodass der zukünftige Alpha ohne Probleme zurück in sein Zimmer konnte.

Vorsichtig legte er den kleinen Omega auf seinem Bett ab. Verwirrt sah er auf den kleinen Jungen hinab, der in seinem großen Bett kaum zu finden war. Was war nur los mit ihm? Warum reagierte er so auf den Kleinen? Ryan verstand seinen enormen Beschützerinstinkt nicht. Selbst für einen zukünftigen Alpha hatte er wirklich extrem reagiert. Eher so, wie ein Wolf, der seinen Gefährten beschützen wollte. Aber Ryans 18. Geburtstag war erst im nächsten Jahr. Mit einem tiefen Seufzen zog er seinen kleinen Omega bis auf die Boxershorts aus und schlüpfte auch aus seinen eigenen Kleidern. Er würde heute bestimmt niemanden mehr zu dem Kleinen lassen.


Der Krieg der RassenWhere stories live. Discover now