Kapitel 4 - Der Tag danach - Teil 2

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»Na komm, benimm dich nicht wie eine Prinzessin. Finn hat dir bisher doch alles verziehen. Und jetzt kommt endlich zum Essen!«, mischte sich nun auch die Luna ein, die gerade die Treppe herauf kam.

»Du verstehst das nicht, Mutter! Ich hab ihn nicht einfach nur erschreckt! Ich hab ihn berührt! Seinen Hintern! Seinen gottverdammten nackten Hintern! Als wäre das nicht schon schlimm genug, hab ich ihn auch noch an mich gepresst! Er hat gespürt wie verdammt hart ich war und wurde auch noch selbst hart! Er fühlt sich jetzt sicher schuldig seinem Mate gegenüber und das ist alles meine Schuld! Wie kannst du da sagen, dass er mir das verzeihen würde?«, brüllte Ryan durch das Haus, während er der Luna verständnislose Blicke zuwarf. Als er sah, dass ihr Gesichtsausdruck sich von verwirrt zu glücklich änderte, warf er die Arme in die Luft und stapfte knurrend an seiner Mutter vorbei. Eine Antwort würde sie ihm so oder so nicht geben.

Ryan musste nicht lange warten. Nach ein paar Minuten betrat Finn die Küche und setzte sich, mit einem schüchternen Blick auf den jungen Alpha, auf den freien Stuhl neben diesem, wo schon seit Jahren Finns Platz war. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er schon immer an der Seite seines Gefährten war und sah erstaunt zur Luna, welche ihn sanft anlächelte. Ein Knurren unterbrach den Blickkontakt der beiden und Finn sah verärgert zur Seite. »Benimm dich lieber, bevor meine Laune noch schlechter wird!«, schnauzte er seinen Gefährten an, welcher betroffen zusammenzuckte.

Die Luna schmunzelte und war sich sicher, da war schon bald ein klärendes Gespräch mit ihrem zukünftigen Schützling nötig. Sie fragte sich schon, wie lange der kleine Omega warten wollte, bis er die Bombe platzen ließ und das Geheimnis lüften würde, welches er offensichtlich vor hatte, um seinen Gefährten zu machen. Ein klein wenig bedauerte sie ihren Sohn. Aber auch ein zukünftiger Alpha musste lernen, Geduld zu haben.

»Mum! Dein Grinsen wird unheimlich!«, stellte der ältere Junge besorgt fest, während er zur Seite schielte und den kleinen, verunsicherten Omega beobachtete.

»Oh! Ja, natürlich. Entschuldigt bitte, Jungs!«, sagte die Luna schnell und widmete sich nun ebenfalls ihrem Frühstück.


»Beeilt euch endlich, ihr kommt noch zu spät!«, brüllte die Luna durch das Haus und von oben war hektisches Getrampel zu hören.

»Ja doch! Wir fahren gleich los!«, brüllte der zukünftige Alpha zurück, während eine weichere Stimme hinterher rief: »Entschuldige Luna, wir kommen sofort!«

Lächelnd blickte sie den beiden Jungs hinterher, die endlich zur Haustür raussprinteten. Erfreut stellte sie fest, dass der kleine Omega immer ausdauernder wurde. Das Training von Ryan und Tristan half sehr gut und die Luna wusste, dass der Kleine ihrem Sohn eine große Hilfe sein würde.

Auf dem Parkplatz der Schule angekommen, stiegen Tamara und Tristan auf die Rückbank, da an diesem Morgen Finn bei Ryan mitgefahren war. Ein paar Minuten später, als der kleine Omega seine Musik beendet hatte, liefen die vier über den Parkplatz zum Schulgebäude und der junge Alpha beobachtete aufmerksam das Verhalten der anderen Wölfe und deren Reaktion auf Finn. Einer von denen musste ja schließlich der Gefährte von seinem kleinen Omega sein und er würde derjenige sein, der es herausfand. Er glaubte nicht, dass der Kleine es von sich aus sagen würde. Warum auch immer. Vielleicht war sein Mate ja ein Schwächling? Der zukünftige Alpha knurrte. Nein. Einem schwachen Rudelmitglied würde er Finn nicht anvertrauen! Mindestens einem starken Beta, der ihn auch beschützen konnte. Oder noch besser, es musste ein Alpha sein! Dieser konnte den kleinen Omega nicht nur beschützen, sondern auch wärmen, wenn Finn wieder fror. Bei dem Gedanken daran, wie Finn sich im Bett an seinen Gefährten kuschelt, der nicht er selbst war, wurde Ryan aggressiv. Er konnte sich kaum noch beherrschen, was sein kleiner Omega, der neben ihm her lief wohl auch spürte. Er griff nach der großen Hand seines Alpha und zog ihn in einen leeren Raum. Dort schlang er seine dünnen Arme um die Hüfte des größeren Jungen und begann eine ruhige Melodie zu summen. Ryan liebte das einfach. Er schloss den Kleinen fest in die Arme und seufzte leise.

»Danke! Es geht mir gut Kleiner! Wirklich.«, sagte der Alpha in einem beruhigenden Ton und der kleine Junge in seinen Armen entspannte sich etwas.

»Ich weiß, dass du mich bei jeder sich dir bietenden Gelegenheit beschützen willst, aber bitte, mein Großer! Verlier dich dabei nicht selbst!«, flüsterte Finn und sah flehend zu seinem Gefährten auf. Auch wenn er warten wollte, bis Ryan ihn von selbst als seinen Mate erkannte, so wollte Finn trotzdem nicht, dass der gutmütige und gerechte Alpha, zu einem finsteren Miesepeter mutierte, weil er hinter jedem Wolf auf dem Schulgelände, den potenziellen Gefährten sah, der ja eigentlich er war.


Der Krieg der RassenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt