Chapter five, Winter

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Das leise "Danke", das inmitten der stillen Herbstnacht gesprochen wurde, war das letzte Mal, dass Dazai Chuuyas Stimme hörte. Als die Tage kürzer und kälter wurden, wurde Chuuyas Stimme immer schwächer, bis sie schließlich ganz verschwand.

Dazai verbrachte die meisten Tage schweigend und verrichtete seine täglichen Aufgaben ohne die Gesellschaft des anderen. Chuuyas Körper verweigerte schließlich jegliche Nahrung, was seinen rapiden Gewichtsverlust nur noch verstärkte. Der Detektiv aß oft allein im Wohnzimmer, während er nach Neuigkeiten über Chuuyas Krankheit suchte, in der Hoffnung, dass ein Heilmittel gefunden worden war. Doch es gab nie etwas Neues. Er wusste, dass es vergeblich war, weiter zu hoffen, weiter auf ein Wunder zu warten, und doch konnte Dazai sich nicht dazu durchringen, ganz aufzugeben. Nicht, wenn es um Chuuya ging.

Dazai machte sich auf den Weg zu der zusammengerollten Gestalt auf der Couch. Da Chuuya nicht nur das Sprechen, sondern auch das Gehen verlernt hatte, bestand seine einzige Art der Kommunikation in sanften Berührungen und sanften Blicken, so dass es Dazai überlassen blieb, seine Gedanken zu deuten. Glücklicherweise waren all die gemeinsam verbrachten Jahre nicht umsonst, denn Dazai verstand Chuuyas Gedanken so deutlich, als wären es seine eigenen.

Er hob eine wunderschön bestickte Steppdecke auf, die zur Seite geworfen worden war, und wickelte den weichen Stoff um Chuuyas
Körper.

»Du weißt, dass du die Steppdecke, die Ane-san für dich gemacht hat, nicht benutzen darfst«, neckte Dazai sanft, als Chuuyas müde Augen ihn mit so viel Biss wie möglich anblickten.

Die Steppdecke zeigte zwei Vögel in der gleichen Farbe wie Chuuyas Augen, die auf einem Ast saßen, während um sie herum sanft der Schnee fiel. Es war eine einfache Szene, aber je länger Dazai sie anstarrte, desto mehr schien es, als würden die Vögel jeden Moment abheben.

Chuuya schloss die Augen und ignorierte Dazai, als der Braunhaarige die Bettdecke höher auf Chuuya zog und ihm dabei den Mund zuhielt.

»War dir nicht sowieso schon kalt, Chuuya?«

Dazai war das Schweigen, das auf seine Frage folgte, nicht fremd, und doch konnte er nicht umhin, ein leichtes Ziehen in der Tiefe seines Herzens zu spüren. Auch wenn er es nie zugeben würde, vermisste er den Klang von Chuuyas Stimme, ob sie nun pausenlos Beleidigungen ausstieß oder einfach nur seinen Namen rief.

Die Führungskraft öffnete müde die Augen und blinzelte dankbar, bevor er sein Gesicht wieder in die weiche Decke vergrub. Die dunklen Tränensäcke unter Chuuyas Augen, die eingefallenen Wangenknochen und das blasse Gesicht erinnerten den Rotschopf nur schmerzlich an seine Erschöpfung.

Dazai zog sanft die Bettdecke über sich, als er sich neben Chuuya niederließ. Er erntete einen weiteren Blick, aber die Sanftheit in Chuuyas sonst so stechenden Augen verriet seine inneren Gedanken. Der Braunhaarige lächelte, als er näher an den anderen herankam und das Gewicht der Bettdecke spürte, die sie beide bedeckte.

Die beiden saßen schweigend da, nur der sanft fallende Schnee draußen leistete ihnen Gesellschaft.

Ganz langsam lehnte Chuuya seinen Körper an Dazais Schulter, eine Geste, die er oft in seinen schlaflosen Nächten machte, als Dazai noch Teil der Hafenmafia war. Als Antwort darauf griff der Braunhaarige nach Chuuya's Hand und hielt sie sanft fest. Er spürte, wie die Finger des Rotschopfs bei der unerwarteten Berührung zuckten, und konnte nicht anders, als traurig darüber zu lächeln. Auch wenn Chuuya nicht mehr laufen konnte, war er immer noch bereit, sich von Dazai berühren zu lassen.

In diesem Moment waren es die kleinen Dinge, die am meisten zählten.

Aus der Nähe des erschöpften Führungsmitglied konnte Dazai das sanfte Heben und Senken von Chuuyas Brust wahrnehmen, das sich mit jedem Atemzug bewegte. Er drückte Chuuyas Hand ganz leicht.
Chuuya war immer der wärmere der beiden, und der Braunhaarige benutzte Chuuya oft als persönlichen Heizkörper, da der andere wegen seiner kurzen Statur perfekt geeignet war, um ihn im Schlaf unter sein Kinn zu kuscheln. Aber jetzt fühlte sich Chuuya zu kühl an, und Dazai ertappte sich dabei, wie er den Rothaarigen noch näher an sich heranzog, um seine Körperwärme zu teilen.

𝑨 𝑺𝑷𝑹𝑰𝑵𝑮 𝑾𝑰𝑻𝑯𝑶𝑼𝑻 𝒀𝑶𝑼 𝑰𝑺 𝑪𝑶𝑴𝑰𝑵𝑮Where stories live. Discover now