Kapitel 26 { Fidelio }

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Ich habe eine Frage an euch, was haltet ihr von einem Kapitel aus Damasos Sicht? Wie er darüber denkt, was er über Fidelio weiß etc? 🔥🤍

Wer hätte gedacht, dass ich mich wegen einer Frau mal in einem ranzigen Kleiderschrank verstecken werde?
Ich bin ehrlich, es hat mir schon ein wenig in den Fingern gejuckt, mich bemerkbar zu machen.
Wie witzig wäre es gewesen, wenn Damaso den Schrank geöffnet hätte, um mich darin zu finden.
Ich hätte dreckig gelacht und ihn mit den Worten „Es ist genau das, wonach es aussieht" begrüßt.
Er und ich kennen uns mittlerweile seit bald 5 Jahren. Wir sind gerade 18 geworden, als wir die „Boscos" gegründet haben. Kaum hatten wir den Lappen in der Hand und ne eigene Karre, kam uns nichts besseres in den Sinn als unsere kleinen Kapitalverbrechen damit zu begehen. Früher haben wir uns öfter gesehen, fast jeden Tag mit den anderen Jungs zusammen abgehangen. Wir haben gesoffen, gekifft und uns die Cagnas geteilt.
Das Gute an uns war, dass wir immer Ziele vor Augen hatten, nie unsere halbwegs gute Kinderstube vergessen haben. Wir haben uns nie geprügelt, wenn es nicht sein musste.
Haben nie gedealt oder uns an härteren Drogen vergangen.
Irgendwann kam ich aber an einen Punkt, da hat mir das Dope nicht mehr gereicht. Ich war zu dem Zeitpunkt emotionell geschwächt und hab mich von den Hard Drugs verführen lassen. Man kennt's. Einmal Blut geleckt, kann man nicht mehr aufhören. Der Grund, warum ich all die Bitches wahllos ficke.
Ich weiß bis heute nicht, was mich damals mit zwanzig dazu geritten hat, mir dieses Zeug intravenös zu initiieren. Mir das scheiß Gift in die Venen zu pumpen oder wie Puderzucker durch die Nase zu ziehen.
Ich weiß, es ist immer leichter gesagt als getan, aber ein großer Teil dessen, lässt sich gewiss auf meine Kindheit zurückführen. Meine Eltern waren immer gut zu mir, aber leider viel zu selten da, für ihren kleinen Jungen. Ich weiß nicht, wie viele Nannys ich kennengelernt habe, aber es waren mehr als meine Hand, Finger hat. Ein klarer Fall von mangelnder Sorgfalt. Als kleiner Junge, lernt man irgendwann damit zu leben. Man gewöhnt sich an diese Art von Nichtbeachtung, die mir immer wieder das fucking Gefühl gegeben hat, minderwertig zu sein. Erklärt einem kleinen Kind, dass ihr nicht mit ihm spielen könnt, weil die Arbeit sich nicht von selbst macht. Es wird nur Bahnhof verstehen. Kinder verstehen nicht, weshalb ihre Eltern so oft weg sind.
Weshalb sie arbeiten müssen.
Weshalb sie jedes Mal „später" sagen.
Weshalb sie nicht einmal fünf Minuten Zeit haben, um diesem kleinen Jungen Beachtung zu schenken.
Sie wollen spielen.
Sie wollen die Aufmerksamkeit, der Menschen die sie am meisten lieben und brauchen.
Mehr nicht.
Fucking spielen mit ihrer Holzeisenbahn, ohne daran zu denken, was morgen ist.
Wie viele Runden, bin ich allein, mit dieser scheiß Holzeisenbahn gedreht?
Heute sehe ich das millionenschwere Imperium meines Vaters, weiß wie viel Schweiß und Blut dahinter stecken. Von nichts kommt nichts, Motherfucker.
Nur, weil mein Vater sich den Arsch aufgerissen hat, geht es uns heute besser als vielen anderen da draußen.
Dann kam die Pubertät, die weiterführende Schule, der Ernst des Lebens schlich sich allmählich in meinem vorher unbekümmerten Alltag. Wir verbrachten viel Zeit in unserem Zweitwohnsitz in Positano.
Enge Gassen, pastellfarbene Häuser, steile Klippen. Und unsere prunkvolle Finca mittendrin. An der südlichen Amalfiküste, auf der Halbinsel Sorent, direkt am Meer.
Dort begegnete sie mir das erste Mal, die besagte Freundin meiner Mutter.
Wenn Verdorbenheit einen Namen trägt, dann heißt sie Mariella.
Ich musste zweimal mit meinen unschuldigen Augen hinsehen, um zu verstehen dass ihr freigebiges Dekolleté, ganz allein mir galt. Sie wusste wie es um mich steht, dass die Pubertät mich völlig beansprucht hatte und sie hat es schamlos zu ihrem Vorteil ausgenutzt. Zum damaligen Zeitpunkt eine gewissenlose Mitdreißigerin, die Panik alt zu werden, stand ihr ins Gesicht geschrieben. Also fickt man den pubertierenden Jüngling, um sich wieder lebendig zu fühlen.
Meine Mutter weiß bis heute nicht, wo sie mich überall gefickt hat, während sie der Meinung war, ihre Freundin Mariella würde sich anständig um ihren Sohn kümmern.
Oh ja, sie hat sich gut um mich gekümmert, irgendwann fing es an mir zu gefallen. Sie hat mir gezeigt, was ich mit meinem unberührten Schwanz, alles anstellen kann. Welche Wirkung mein Schwanz auf ihre Pussy hat.
Ich habe ohne es zu wollen, positive Gefühle für diese abscheuliche Frau entwickelt.
Nennt man auch Stockholm-Syndrom, Alter.
Erst hat sie mich benutzt und irgendwann fing ich damit an, sie zu benutzen. Sie allein, ist der Ursprung, meiner herabmindernden Vorstellung Frauen gegenüber.
Das Ganze lief gute zwei Jahre, bis wir mehr oder minder nach Florenz zogen. Seitdem lebe ich die meiste Zeit hier und bin nur hin und wieder in Rosalias Ferienzeit in Positano.
Nie wieder würde ich diese gewissenlose Frau anrühren, aber die Blicke die sie mir schenkt, wenn wir uns dort flüchtig begegnen, sind einmalig. Aus dem blauäugigen Jüngling von damals, ist ein stabiler Kerl geworden.
Kommen wir zurück zu meinem kleinen Drogeneklat.
An irgendeinem Sommerabend, es war ein Samstag, begegnete mir Vito, ein Anhänger einer der anderen Gangs. Eigentlich sind die Gangs untereinander alle verfeindet, denn schließlich sind wir Gegner. Jede Bande ist der Meinung, die bessere zu sein. Wir sind keine Freunde, wir werden auch niemals welche sein. Wir sind Rivalen.
Doch Vito, er war anders. Wahrscheinlich haben ihm die Drogen so zugesetzt, dass er längst nicht mehr im Stande war zu unterscheiden, wer Freund und wer Feind ist.
Wir verstanden uns ziemlich gut, bis er sein Zeug unter die Leute bringen wollte. Früher belächelte ich diese Junkies, bemitleidete sie und hielt sie für bloßen Abschaum. An jenem Samstag Abend, kam er mir jedoch wie gerufen. Zuhause gab es einen riesengroßen Streit, weil mein Vater irgendeine billige Vertreterin gefickt hatte.
Der Streit eskalierte, sodass meine Mutter Rosalia lieber bei der fremden alten Dame des Nachbarhaus abgab, ehe sie diesem Rosenkrieg auszusetzen. An diesem Tag wäre mir lieber gewesen, sie würden sich trennen, als sich und uns das Leben jedes Mal aufs Neue zur Hölle zu machen. Dann folgte ein Anruf, meine Großmutter verstarb urplötzlich im Altersheim.
Ja Alter, ich klinge wie eine verweichlichte Memme, aber meine Großmutter, war mit eine der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Genauso meine Eltern, die sich immer wieder bis aufs Blut bekämpften. Harte Schale, weicher Kern. Wenn es um die Familie geht, werde ich zum Schlappschwanz.
Zweimal habe ich nein gesagt, beim dritten Mal, zog ich die erste Line.
Nur wenige Minuten später, setzte die Wirkung des Cokes ein.
Einfach ein krank geiles Gefühl.
Ein Mantel von Euphorie, Erregung und Hyperaktivität, legt sich um den Körper, wie der Schleier des Vergessens.
Ich vergaß meine Probleme, wurde geschwätziger, sexuell und sozial enthemmt. Glaubt mir, einmal in Versuchung gekommen, gibt es kein Zurück mehr.
Irgendwann, habe ich mir das weiße Gold, täglich durch die Nase gezogen. Wie es mit allen Dingen ist, die man täglich zu sich nimmt, verlor es mit der Zeit die gewünschte Wirkung.
Kein Problem für Vito, er konnte alles besorgen, was das begierige Herz verlangt.
Hinzu kamen Heroin und Crystal.
Mein Körper ein völliges Wrack, ein einziger Drogen Cocktail. Ich war so weit, dass ich es am Morgen nicht mal schaffte aufzustehen ohne mir die erste Dosis zu verabreichen. Die Drogen waren mein einziger Antrieb, um den Tag zu bewältigen.
Ich bin kein fucking Arzt, niemand hat mir gesagt, wie viel man von dem scheiß Zeug zu sich nehmen kann, bis der Körper Stopp sagt. Ich experimentierte, nahm alle Drogen zur gleichen Zeit, bis ich mich zitterig mit Abertausenden von Sternen vor den Augen, auf meinem Zimmerboden wieder fand.
Als hätte meine Seele den Körper verlassen, stand ich neben mir, habe dieses kotzende Wrack am Boden beobachtet. Ich schaffte es nicht mal meinen Kopf zur Seite zu drehen, also wäre ich mehr oder weniger an meiner eigenen Kotze erstickt. Jetzt kommt das große „Wenn".
Wenn mein Vater mich nicht gefunden hätte.
Die Wahrscheinlichkeit zeitgleich mit meinen Eltern zuhause zu sein, liegt bei 1 zu 1000, also ziemlich unwahrscheinlich. Genau an diesem Tag, hat mein Vater ein Meeting im Ausland verschoben, um eine Lieferung abzuwarten. Ich bin fest davon überzeugt, dass es Gottes Werk gewesen sein muss, sonst wäre ich an diesem Tag mit Sicherheit verreckt.
Ich weiß, nicht gerade clever, weiterhin Gras zu konsumieren. Aber mit dem harten Zeug, bin ich in diesem Leben fertig.
Was ich sagen will ist, dass Damaso weiß, dass ich abgefuckt bin, in allen Facetten. Ich kann es ihm nicht verübeln, dass ich in seinen Augen, nicht gerade die beste Partie für seine unschuldsvolle Schwester bin.
Er hat alles von Anfang an miterlebt. Die Drogenexzesse, all die Schlampen denen ich das blaue vom Himmel erzählt habe, um sie zu ficken. Schließlich hab ich's ihm immer hochmütig unter die Nase gerieben, welche Bitch ich gefickt habe und welche ich noch ficken werde.
Gerade seine kleine Schwester soll die jenige sein, die mir den Dämon austreibt und mich bekehrt?
Ich würd's mir selbst nicht abkaufen an seiner Stelle.
Die Kleine macht was mit mir, dass ich nicht in Worte fassen kann.
Natürlich will ich sie ficken, nur weil sie mir scheinbar mehr gefällt als andere, heißt es nicht dass mein Schwanz nun im Ruhemodus ist.
Aber vielleicht könnte ich mich mit dem Gedanken anfreunden, nur noch sie zu ficken, wenn ich sie an meiner Seite weiß.
Das Adrenalin in meinem Körper, dass ich in diesem staubigen Wandschrank verspürt habe, hat mich an meinen ersten Trip auf Kokain erinnert. Lang nicht mehr, habe ich mich so lebendig mit jemandem gefühlt. Sie hat meiner abgefuckten menschenleeren Seele, wieder Leben eingehaucht.
Ihr unschuldiges Wesen in Kombination mit ihrem Intellekt, macht mich dermaßen geil. Von ihrem äußeren Erscheinungsbild ganz zu schweigen. Selbst wenn sie ihre scheußlichen Blümchenkleider trägt, stellt sie alle anderen gekonnt in den Schatten.
Wie stellst du das bloß an, Kleines?
Sie hat dich an den Eiern, Alter.

Als hätte ich's gewusst, bekomme ich eine gute halbe Stunde, nachdem ich ihr Haus verlassen habe, eine Nachricht von Damaso.

Ich denke es wird Zeit für ein Gespräch".

Klingt ziemlich ernst, der Gute. Ich weiß, dass Gespräch hat keinen freudigen Anlass, aber wir kommen nicht drumherum. Ich bin ihm mehr oder minder eine Erklärung schuldig. Ich habe den Bro Code missachtet.
Eine gute halbe Stunde, nachdem ich dem Gespräch zugestimmt habe, treffen wir uns an der Brücke Ponte Vecchio. Die älteste Segmentbogenbrücke der Welt und ein mir altbekannter Treffpunkt unserer Get-together's.
Als ich das Ende der Brücke erreiche, sehe ich ihn schon aus der Ferne. Er hat es nicht weit, schließlich wohnen sie an dem einen Ende und wir an dem anderen.
Er hat die Hände lässig in den Taschen seiner Jeans vergraben und wippt gelockert auf und ab.
Sein dezentes Schmunzeln verrät mir, dass er mir nicht den Kopf abreißen wird.
Er wird genau das tun, Motherfucker", fährt es mir gleich durch den Kopf.
Nicht, dass mich dein Eau de Parfum dermaßen reizt, aber kann es sein, dass du die Gunst der Stunde genutzt hast, um meiner Schwester einen kleinen Besuch abzustatten?", beginnt er amüsiert das Gespräch.
Fuck, er ist besser als ich dachte der Wixxer.
„Keine Ahnung, wovon du sprichst, Alter", erwidere ich mit unbewegter Miene, um mir nichts anmerken zu lassen.
Ich hab mit keiner anderen Antwort, aus deinem verlogenen Mund gerechnet, Fidelio", flötet er ungeniert zurück.
Willst du mir jetzt wieder erklären, dass du der große Bruder bist und sie deine kleine Schwester und dass ich gefälligst die Finger von ihr zu lassen habe?", entgegne ich ihm kampflustig, dabei lehne mich mich neben ihn ans Mauerwerk.
Besser hätt ich's selbst nicht formulieren können. Gibt's Unklarheiten oder warum schaffst du es nicht dich verdammt noch mal daran zu halten?".
Stellst du dieses Bro Code Ding, echt über die Gefühle deiner Schwester? Warum gibst du ihr, uns nicht die Chance einander besser kennenzulernen?", frage ich ihn taktvoll um an den nachsichtigen Teil in ihm zu appellieren.
Weil ein abgefuckter Wixxer bist, Fidelio. Allein der Gedanke, du würdest es mit ihr treiben, bringt mein Blut in Wallungen", erwidert er zähneknirschend.
Also so wie es aussieht, liegt das Problem dann scheinbar bei dir. Mir geht es nicht darum, sie einfach nur flachzulegen. Wenn's danach ginge, müsste ich nur Schnipsen und Maja würde mir gleich den Schwanz lutschen. Ich mag sie wirklich, Bro".
Ich mag sie wirklich, Bro.
Am liebsten würde ich ihm auf der Stelle vor die Füße kotzen. Kaum zu glauben, dass solche zartbesaiteten Worte aus meinem verdorbenen Mund kommen.
Du bringst mich in große Schwierigkeiten, Alter. Ich schwör's dir, solltest du ihr das Herz brechen, dann werde ich dich umlegen. Beweis mir, dass es das wert ist, dass du alles aufs Spiel setzt", erwidert er deutlich entspannter. Er atmet schwer aus und streicht sich mit den Worten „Woraus lass ich mir hier bloß ein", aufgewühlt durchs Haar.
Das heißt..", beginne ich.
Das heißt noch gar nichts. Das heißt, dass du sie ganz sicher nicht flachlegen wirst. Das heißt, dass du sie eventuell näher kennenlernen darfst, wenn du Spast mir zeigst, dass du es verdient hast", unterbricht er mich ins Gewissen redend.
Da kommen wir der Sache doch gleich viel näher, Kleines.
Das indirekte Go von deinem Bruder, macht es mir um einiges leichter. Jetzt heißt es nur noch deinen gottesfürchtigen Vater zu bekehren und deinen kleinen Pepito los zu werden.
Das wird ein Klacks, für den bösen Geist, Fidelio Morelli.
Nein, im Ernst. Es ist mir viel wert, mit Damaso ernsthaft darüber gesprochen zu haben, da er egal was zwischen Zita und mir ist, immer noch mein Freund ist. Ein Freund der immer an meiner Seite war, egal welche abtrünnigen Phasen meines Lebens, ich durchlebt habe.
„Was ist mit heute Abend? Bist du dabei oder bist du wieder auf geheimer Mission unterwegs, Bond?", fragt er mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen. Dabei gibt er mir einen spielerischen Hieb mit dem Ellenbogen und reicht mir eine Kippe.
Ich bin dabei, Conan", witzele ich zurück und nehme den ersten tiefen Zug.
So stehen wir da, inmitten Florenz auf der Ponte Vecchio und rauchen gemeinsam unsere Friedenspfeife.

Just like the guys in my books Where stories live. Discover now