Kapitel 34 { Fidelio }

93 3 1
                                    

Legt der Motherfucker rechts von mir in seinem 335i es gerade wirklich darauf an, von mir zerlegt zu werden?
Nicht untypisch am späten Abend ein paar Halbstarken zu begegnen, die auf ein Straßenrennen aus sind.
Er lässt den Motor seiner Karre immer wieder lautstark aufheulen, rollt immer wieder ein Stück bis zur gestrichelten Haltelinie vor, nimmt mich dabei angriffslustig ins Visier.
Glaubt er allen Ernstes, sein 2007er BMW kann mit meiner weißen Göttin mithalten?
Er glaubt es nicht nur, er ist sich ziemlich sicher, der Spast.
Ein klarer Fall von: Ich muss der Bitch auf dem Beifahrersitz imponieren, damit sie später gefügig ihre Beine für mich öffnet.
Lame, Digga.
Leichtsinn, ebenfalls eine der fatalen Folgen, nachdem man sich das weiße Puder durch die Nase gezogen hat.
Das Letzte was ich jetzt tun sollte, ist es mich auf ein illegales Rennen einzulassen. Generell, sollte ich nicht mal hinterm Steuer sitzen.
Unter Drogeneinfluss zu fahren, einer meiner leichtesten.
Ich kann hochmütig von mir behaupten, dass ich einer derer bin, die unter Drogeneinfluss gleich noch viel besser fahren.
Ich weiß, haben schon viele von sich behauptet.
Das kleine Teufelchen auf meiner Schulter, siegt wieder einmal.
Kein Problem kleiner Motherfucker, ich tue dir den Gefallen. Ich gönn dir den kleinen Fick mir der kleinen Sgualdrina, aber bitte steck nen Gruß von mir mit rein.
Ich lege den Wahlhebel meines TT RS auf neutral und drücke kampflustig aufs Gas.
Die Fehlzündung, auch backfire genannt ballert und lässt gleich mein Auto-Enthusiasten Herz höher schlagen.
Ja Alter, ich weiß. Es klingt wie Musik in deinen Ohren", fährt es mir gönnerhaft durch den Kopf, als der Typ neben mir an der Ampel selbstgefällig lacht.
Als die Ampel auf grün schlägt, starte ich mit einem brutalen Kickdown und ballere hemmungslos aufs Gas.
Ich bin so schnell auf den verwinkelten Straßen unterwegs, dass seine Karre gleich am Anfang im Rückspiegel verschwindet.
Selbst Schuld, er wollte sich unbedingt mit Fucking Morelli anlegen. Schade nur für ihn, dass ich kein Grünschnabel mehr bin, sondern jegliche Rennen mittlerweile mit verbundenen Augen fahren kann.
Als der gekrümmte Straßenverlauf sich nach der nächsten Kurve streckt und seine Scheinwerfer für einen kurzen Augenblick in meinem Rückspiegel aufblitzen, beschleunige ich wieder.
Man sollte sich niemals zu siegessicher sein.
200 km/h.
Ich gebe weiter Vollgas.
220 km/h.
Da geht noch mehr, Motherfucker.
240 km/h.
Die Bauwerke der kleinen Gassen, ziehen wie im Flug an mir vorbei. Das Lenkrad fest im Griff, lasse ich das Stadtzentrum in Sekundenschnelle hinter mir.
Immer wieder erblicke ich ihn für einen klitzekleinen Atemzug im Rückspiegel, ehe er wieder in der Ferne verschwindet.
Der Proll hat gar keine Chance", stelle ich triumphierend fest, als ich gemächlich den Fuß vom Gas nehme, um das Höllentempo langsam zu regulieren.
Also heute doch kein Belohungsfick für dich. Tut mir leid, Bro", witzele ich noch siegessicher.
Mit der nächsten fucking Wegbiegung, habe ich nicht gerechnet.
Plötzlich ein dumpfer Aufprall.
Ich verliere die Kontrolle über den Wagen, versuche noch das Lenkrad rumzureißen, aber keine Chance.
Nicht mehr ich bin es, der die Karre lenkt, die Karre lenkt mich.
Ich kann nicht mal sagen, ob ich mich noch auf der Fahrbahn befinde oder längst in irgendeinem Graben.
Ob es irgendeine Mülltonne war, die ich mitgenommen habe, oder dem heftigen Aufprall nach zu urteilen, eher ein Baum.
Als der Wagen ins Stehen kommt, prallt mein Kopf mit voller Wucht gegen das Lenkrad.
Ein Gefühl von Benommenheit gepaart mit Panik, durchzuckt meinen Adrenalin geladenen Körper.
Ich versuche meinen Standort zu lokalisieren, mich in der unvorhergesehenen Situation zurecht zu finden, aber keine Chance.
Um mich herum dichter Nebel.
Der Geruch von verbranntem Gummi.
Das Glas der Frontscheibe überseht von unzähligen Rissen.
Warmes Blut, welches aus meiner Nase direkt in meinen Mund läuft.
Polizei Sirenen in der Ferne.
Mit letzter Kraft kontaktiere ich meinen Vater.
Schicke ihm meinen Standort.
Von dem Unfall weiß er, von den Drogen die ich mir zuvor noch eingeworfen habe, weiß er nichts.
Ich muss für eine zeitlang bewusstlos geworden sein, denn erst durch das Klopfen der Bullen an meiner Fensterscheibe, nehme ich wieder Verstand an.
Mein Kopf dröhnt schlimmer, als bei einem Kater nach dem schlimmsten Suff.
Keine lodernden Flammen die mich umgeben, auch keine Höllenhunde die mich jagen, also scheine ich wohl oder übel noch am leben zu sein.
Signor, geht es ihnen gut?"
„Bitte antworten sie. Können sie mich hören?".
Mit einem angestrengten Seufzen, versuche ich den Wagen zu starten, aber die Elektronik scheint ausgefallen zu sein.
Ohne funktionierende Elektronik, lässt sich auch nicht das Fenster öffnen; logische Schlussfolgerung.
Ich öffne schwerfällig die Tür, die sich scheinbar völlig verzogen hat und gebe dem schlaksigen Ordnungshüter damit ein Lebenszeichen.
Ja, ich denke es ist alles in Ordnung", erwidere ich desorientiert mit kratziger Stimme.
Sie sind von der Straße abgekommen, dabei sind sie geradewegs mit einer Lagerhalle kollidiert", fährt er fort.
Keine Mülltonne, auch kein Baum. Eine fucking Lagerhalle.
Karma is a bitch, motherfucker.
Erst habe ich mir theatralisch die Augen ausgeheult und anschließend Maja angerufen, anstatt Zita auf ihre Nachricht zu antworten.
Ich war gerade auf dem Weg zu Maja, aber der Herr im Himmel hatte wohl andere Pläne für mich.
Lieber ein TT mit Totalschaden, als sie ohne Sinn und Verstand wieder zu ficken.
Keine Ahnung, warum ich sie überhaupt angerufen habe.
Gewohnheit, Alter", fährt es mir benommen durch den Kopf.
Können sie aussteigen?", fragt er besorgt, während der andere Bulle aus dem Dienstwagen steigt, um sich zu uns zu gesellen.
Ich denke schon", erwidere ich, setze beide Beine auf den Boden und erhebe mich langsam aus meiner Karre.
Ich komme in den Stand, doch verliere im gleichen Moment wieder das Gleichgewicht.
Es ist besser, wenn wir einen Krankenwagen rufen", mischt sich der andere ein.
Fuck, nein. Kein Krankenwagen, mir geht's gut", erwidere ich berauscht und stelle fest, dass Vito's Stoff immer noch ganz schön reinkickt.
Stehen sie unter Alkohol oder Drogeneinfluss?", fragt nun der andere Bulle wieder.
„HA und wie!", witzele der kleine Diabolus auf meiner Schulter.
Nein, man. Sehe ich so aus?", kommt es scharf über meine Lippen.
Eine Wonne von Aggressivität durchzuckt mit einem Mal meinen Körper.
Dann haben sie also nichts dagegen, wenn wir sie mit aufs Revier nehmen, um ein paar Tests durchzuführen? Ein Augenzeuge hat berichtet, sie seien viel zu schnell gefahren und das noch ein weiterer Wagen beteiligt war", setzt fort, wobei er mich kritisch in Augenschein nimmt.
Am liebsten wäre ich gleich wieder in die Karre gestiegen und mit Vollgas davon gerauscht. Da ich keine andere Wahl habe und ich mich sicherlich nicht wie ein kleiner Junge zu Wehr setze, ergebe ich mich der Situation.
Das Ding ist gelaufen. Ich bin während eines illegalen Rennens mit Vollgas in einer Lagerhalle gelandet und stehe vollkommen unter Drogen.
Das muss man erstmal schaffen", nuschele ich mit einem melodramatischen Lachen, als ich feststelle, dass wir uns mitten in einem Lagerhaus für Spirituosen befinden.
Herausfordernd ergreife ich eine der Dosen, die gleich vor meinen Füßen liegt, öffne sie und nehme einen Schluck.
Nicht die beste Idee, in der sowieso erhitzten Situation, nach Alkohol zu greifen.
Ein illegales Straßenrennen.
Konsum von unerlaubten Drogen.
Als Höhepunkt des Ganzen, Diebstahl von Alkohol, der mir genussvoll die Kehle runter rinnt.
Zusammengefasst: Ich bin gefickt.
Führerschein und Fahrzeugpapiere, Signor", fordert der schlaksige Kerl von den beiden, der eine viel zu große Uniform trägt.
Wo haben sie die her? Aus nem Shop für Karnevalskostüme?", witzele ich, während meine Finger seine Polizeimarke umspielen.
Leider findet mein kleiner Spaß, keinen Anklang bei ihnen, sodass der kleine Dicke seine Handschellen zückt.
Bleib, locker Dicker. Kannst mich Morelli nennen, der Name sagt euch sicher was", spucke ich in höchsten Tönen und strecke ihm widerwillig meinen Führerschein entgegen.
Davon können sie sich gewiss für geraume Zeit verabschieden", erwidert er mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen.
Wir werden sehen, wer hier zuletzt lacht", entgegen ich ihm siegessicher, denn ich habe nicht umsonst meinen Vater kontaktiert.

Just like the guys in my books Donde viven las historias. Descúbrelo ahora