Kapitel 6

24 2 0
                                    

Vincent
Ich knie vor Masons Leiche und schließe die Augen meines verstorbenen Bruders. Wir alle sind miteinander verbunden, eine Einheit und sein Tod trifft mich. Als ich seine Arme über seinen Körper lege, fallen mir seltsame Male an seinem Arm auf, die ich aber nicht näher deuten kann. Sie sehen beinahe wie Verbrennungen aus. Auch bei genauerer Betrachtung finde ich keine Todesursache.
Nachdem ich Tyler Bescheid gegeben und mich darum gekümmert habe, dass Masons Leiche abgeholt wird, sehe ich mich weiter um. Es ist eindeutig Livs Duft, der in der Luft liegt und an Masons Leiche haftet. Ich spüre ein Stechen in meinem Herzen, als ich kurz darüber nachdenke, dass sie für seinen Tod verantwortlich sein könnte. Was sich mir aber nicht erschließt, Mason war ein Werwolf und dass sie ihn getötet hat, ist einfach unmöglich.
An einer Wand finde ich einige Tropfen Blut, die von ihr zu stammen scheinen und als ich nach draußen sehe, finde ich eine zweite Leiche. Am Fensterrahmen entdecke ich Schmauchspuren eines Schützen und so erklärt sich auch das Blut an Masons Shirt. Es bildet sich vor meinem inneren Auge ein immer deutlicheres Bild der letzten Stunden. Wie Mason starb, erschließt sich mir nicht und ich schlage wütend mit der Faust gegen die Wand. „Fuck!"
Mir fällt nur eine Möglichkeit ein, wie ich Antworten bekomme und ich werde Liv auch nicht mehr vor Tyler schützen können. Er wird Fragen stellen, die ich beantworten muss.
Draußen vor dem Gebäude sehe ich mich um und versuche eine Spur zu bekommen, doch es ist vergebens. Sie ist schon lange weg. Aber einen Ort kenne ich, wo sie nach so etwas zu finden sein könnte.
Nachdem Masons Leiche und auch die weitere abgeholt wurde, setze ich mich in den Wagen, um zu dem Ort zu fahren, wo ich sie das letzte Mal getroffen habe. Mein Handy klingelt und ich sehe Tylers Nummer im Display meines Wagens. „Ja?" „Hast du schon irgendwas gefunden?",knurrt mein Alpha deutlich aufgebracht durch den Hörer. „Noch nicht, vielleicht habe ich eine Spur. Bitte kümmere dich um Mason und vielleicht findet der Doc eine Todesursache..",antworte ich ihm. „Natürlich kümmern wir uns um ihn. Finde dieses Arschloch, der ihn auf dem Gewissen hat und bring ihn zu mir." Noch bevor ich etwas erwidern kann, legt er auf. Ich atme kurz durch. Das war ein Befehl, den ich nicht verweigern kann. An der Lagerhalle angekommen, sehe ich mich erst draußen um, weil ich ihr Motorrad suche. Jedoch kann ich nichts finden. Ich will nicht aufgeben und betrete den Ort, an dem wir uns das letzte Mal begegnet sind. Als ich zum Ring sehe, erblicke ich nur fremde Gesichter. Dann sehe ich aber in einer dunklen Ecke leuchtend rote Haare. Meine Augen verfärben sich und ich gehe geradewegs zu ihr.

Liv
„Das hast du wirklich gut gemacht, Liv. Ich bin stolz auf dich.",lächelt Graive und streicht mir über die Wange. Meine leeren Augen sehen zu ihm und eigentlich bin ich viel zu erschöpft, um hier in seinem Büro zu stehen und mir seine falschen Worte anzuhören. Die letzten Tage haben sich für mich wie Wochen angefühlt und mein Körper, als auch meine Seele schreien nach Ruhe. Brian lehnt an Graives Schreibtisch und wartet, bis mein Ziehvater mich entlässt.
„Du siehst müde aus.",lächelt er leicht und seine Hand wandert über meinen Rücken, als wir zusammen im Aufzug stehen. Ich schlage seine Hand weg und will gerade aus dem Aufzug steigen, als er mich am Handgelenk packt und ehe ich mich wehren kann, drückt er mich gegen die Wand im Aufzug. „Lass mich in Ruhe.",fauche ich ihn an. Ich will schlafen! Ich will nicht bei ihm sein! Ich will nicht hier sein!
Seine Hand schnellt hervor und durch seinen Schlag wird mein Kopf zur Seite geworfen. Hasserfüllt sehe ich ihn durch meine blauen Augen an. „Vergiss nicht, wo dein Platz ist. Wenn ich sage spring, dann fragst du, wie hoch!" Mit seinem Unterarm an meiner Kehle drückt er mich gegen die Wand und ich spüre, wie mir die Luft ausgeht. „Nein, es reicht! Ich habe genug! Wenn du mich nicht gehen lässt, dann wirst du nie wieder etwas sagen." Meine Stimme ist voller Hass und die Luft beginnt zu knistern. „Das wagst du dich nicht. Wo willst du hin? Niemand will einen Freak wie dich!" „Das ist mir egal!",keuche ich und lege meine Hand auf seinen Arm. „Überall ist es besser als hier." Er scheint zu bemerken, dass ich nicht lüge und ernst mache, da er seinen Arm zurückzieht. Ich befreie mich von ihm und laufe aus dem Aufzug. „Das wirst du bereuen, Liv! Du kannst nirgends hin!"
Am Ausgang nehme ich der Wache meinen Helm ab und laufe geradewegs zu meinem Bike, auf dem ich mit durchdrehenden Reifen davon fahre.

Behind the Shadows - Wer bist du wirklich?Место, где живут истории. Откройте их для себя