Kapitel 13

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Liv

Die Nacht ist still, nur das leise Summen des Kühlschranks und das gelegentliche Rauschen der Klimaanlage durchbrechen die Stille. Ich liege im Bett und fühle Chris' beruhigende Präsenz neben mir. Seit ich bei Tyler untergekommen bin, hat er sich um mich gekümmert, mich unterstützt und getröstet, als das Chaos um mich herum zu viel wurde.
Es war eine spontane Entscheidung, ihn zu bitten, bei mir zu bleiben. Nach unserem Gespräch im Innenhof, bei dem er mich getröstet hatte, fühlte ich mich verletzlicher denn je. Die Angst vor Graive und die ungewisse Zukunft bei Tyler und Vincent machten mir zu schaffen. Chris hatte mir angeboten, zu bleiben, falls ich jemanden brauchen würde, und in dieser Nacht nahm ich sein Angebot an. Sein Lächeln war ehrlich und seine Augen zeigten Verständnis, als er sagte: „Ich bleibe so lange, wie du mich brauchst." „Danke, Chris," hatte ich leise gesagt und ihm Platz neben mir gemacht. Seine Anwesenheit war beruhigend und half mir, die Panikattacken zu bekämpfen, die mich immer wieder überkamen. „Liv," flüstert er leise, als ich mich unruhig im Schlaf bewege. „Ich bin hier, solange du mich brauchst."
Seine Worte dringen durch die Dunkelheit zu mir, und ich spüre, wie eine seltsame Ruhe über mich kommt. Chris war von Anfang an für mich da, als ich mich verloren und allein fühlte. Er hat mir gezeigt, dass es noch Menschen gibt, denen ich vertrauen kann, obwohl das Vertrauen in den letzten Wochen schwer zu fassen war. Ich erinnere mich an die Nächte, in denen ich wach lag und über die Entscheidungen nachdachte, die mich hierher geführt haben. Vincent hat sich in den letzten Tagen zurückgezogen, und ich kann den Schmerz in seinen Augen sehen, jedes Mal, wenn er mich aus der Ferne beobachtet. Die Schuldgefühle nagen an ihm, und ich weiß, dass es nicht einfach sein wird, das Vertrauen zwischen uns wiederherzustellen.

Am Morgen weckt das sanfte Licht der Morgensonne mich aus einem unruhigen Schlaf. Ich öffne die Augen und sehe Chris, der schon wach ist. Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, liegt er neben mir und sieht sich etwas auf seinem Handy an. Sein weißes Shirt und seine Hose hatte er zum Schlafen anbehalten. „Guten Morgen," sage ich leise, als ich mich aufrichte und mir die Augen reibe. „Guten Morgen," antwortet er, seine Stimme ruhig und beruhigend. „Wie hast du geschlafen?" „Unruhig," gestehe ich und blicke aus dem Fenster. „Aber es war gut, dass du da warst. Danke, dass du geblieben bist." „Jederzeit," erwidert Chris. „Ich bin hier, um dir zu helfen, egal was passiert." Seine Worte berühren mich tief, und ich spüre, wie sich ein kleiner Funke Hoffnung in meiner Brust regt. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, seit ich das letzte Mal so etwas wie Hoffnung gespürt habe. Die Erinnerungen an die letzten Wochen sind schwer zu ertragen, aber mit Chris an meiner Seite fühlt es sich an, als könnte ich es schaffen. „Was steht heute an?" frage ich, während ich mich strecke und versuche, die Müdigkeit abzuschütteln, während ich meine Haare mit einem Zopfband zusammenbinde. „Ich dachte, wir könnten uns etwas entspannen und dann vielleicht etwas trainieren," schlägt Chris vor und schwingt sich aus dem Bett. „Du siehst aus, als könntest du etwas Ablenkung gebrauchen." Ich nicke und lächle schwach. „Das klingt gut. Ablenkung ist genau das, was ich brauche."
Gemeinsam machen wir uns auf den Weg in die Küche, wo Chris uns Frühstück zubereitet. Während er Rührei und Speck brät, lehne ich mich gegen die Theke und beobachte ihn. Seine Bewegungen sind ruhig und sicher und ich spüre, wie sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen stiehlt. „Du weißt wirklich, wie man eine Frau verwöhnt," sage ich neckend. Er lacht und dreht sich zu mir um. „Ich tue mein Bestes."

Der Tag beginnt ruhig, und für einen Moment vergesse ich das Chaos und die Gefahren, die draußen lauern. Mit Chris an meiner Seite fühle ich mich sicher und ich hoffe, dass diese Momente der Ruhe mir helfen werden, die Herausforderungen, die vor mir liegen, zu bewältigen.

Vincent

Ich stehe in Tylers Büro und blicke aus dem Fenster auf die leuchtende Skyline von Veritas. Es ist ein klarer Abend, und die Stadt pulsiert unter uns. Alec tritt ein und schließt die Tür hinter sich. Sein Gesichtsausdruck verrät, dass er schlechte Nachrichten hat. „Was gibt's, Alec?" frage ich, ohne mich umzudrehen. „Wir haben Berichte über ungewöhnliche Aktivitäten in der Nähe unseres Quartiers. Graives Leute scheinen uns auf die Schliche gekommen zu sein."
Ich drehe mich um und sehe ihm direkt in die Augen. „Wie sicher sind die Informationen?" „Sehr sicher. Wir haben sie von mehreren unabhängigen Quellen bestätigt bekommen." Tyler, der hinter seinem Schreibtisch sitzt, lehnt sich zurück und verschränkt die Finger. „Also gut. Erhöhen wir die Sicherheitsmaßnahmen. Ich will, dass niemand in die Nähe des Quartiers kommt, ohne dass wir es wissen." Alec nickt. „Verstanden. Ich kümmere mich darum." Ich folge Alec aus dem Büro und wir besprechen unterwegs die Details der Sicherheitsvorkehrungen. Wir müssen sicherstellen, dass Liv und die anderen in Sicherheit sind. Graive wird alles tun, um seine Ziehtochter zurückzubekommen, und wir können uns keine Fehler leisten. Nachdem Alec gegangen ist, mache ich mich auf den Weg zu Livs Wohnung. Vor ihrer Tür halte ich kurz inne und atme tief durch. Sie hat die ganze Zeit noch kein Wort mit mir gesprochen und ich wollte ihr den nötigen Freiraum geben. Doch dann klopfe ich und warte.
Die Tür öffnet sich und Chris steht vor mir, seine Miene entspannt, aber ich erkenne die leichte Überraschung in seinen Augen. „Hey, Vincent," sagt er und tritt zur Seite, um mich hereinzulassen. Ich muss an mich halten, damit mir meine Gesichtszüge nicht entgleiten. Er hat bei ihr geschlafen, definitiv. Er riecht nach ihr. Liv sitzt auf der Couch und sieht müde, aber irgendwie erleichtert aus, als sie mich sieht. „Hey, Liv.",begrüße ich sie und versuche, meinen Tonfall neutral zu halten. „Bist du bereit für das Training?" Sie nickt und steht auf. Ihre Bewegungen sind etwas steif, wahrscheinlich von der Anspannung der letzten Tage. Chris verabschiedet sich und wirft mir einen kurzen, prüfenden Blick zu, bevor er geht. Die Tür fällt hinter ihm ins Schloss und hinterlässt eine seltsame Stille im Raum. „Also, los geht's," sage ich und versuche, die Spannung zu durchbrechen. Liv nimmt ihre Tasche und folgt mir durch die Korridore zum Trainingsbereich. Während wir gehen, schweigen wir. Die Eifersucht arbeitet in mir, die in mir aufsteigt, als ich daran denke, dass Chris die Nacht bei ihr verbracht hat. Aber jetzt ist nicht der richtige Moment, das anzusprechen.

Behind the Shadows - Wer bist du wirklich?Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin