Kapitel 22

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Liv
Die Explosion, die nur Sekunden später erfolgt, reißt mich von meinen Beinen und wirft mich hart zu Boden. Ein Schrei bleibt mir in der Kehle stecken, als sich die Welt um mich herum in einem ohrenbetäubenden Knall verdunkelt. Als ich wieder zu mir komme, finde ich mich unter den Trümmern des Eingangsbereichs wieder. Ein scharfer Schmerz durchzieht meinen Kopf, meine Ohren sind wie belegt und ich taste vorsichtig nach der Wunde an meiner Schläfe. Blut rinnt mir über das Gesicht, und mein Bein ist schmerzhaft eingeklemmt. Durch ein kleines Loch in den Trümmern scheint etwas Licht und ich erkenne Tyler neben mir. Er hat sich offenbar über mich geworfen, um mich zu schützen. Sein Gesicht ist blutüberströmt, eine tiefe Wunde klafft an seiner Stirn. Er ist bewusstlos und Panik überkommt mich.

„Tyler!",rufe ich verzweifelt, meine Stimme überschlägt sich vor Angst. „Bitte, wach auf!" Ich versuche, mich zu bewegen, aber mein Bein ist fest unter den Trümmern eingeklemmt. Der Schmerz ist überwältigend, aber ich ignoriere ihn und konzentriere mich darauf, Tyler zu erreichen. „Tyler, bitte", flüstere ich und strecke eine zitternde Hand nach ihm aus, bis meine Fingerspitzen seine Schulter erreichen. „Lass mich nicht allein." Die Stille um uns herum ist erdrückend, nur unterbrochen von gelegentlichem Knistern der Trümmer. Der Staub in der Luft macht das Atmen schwer und ich kämpfe gegen die aufsteigende Panik an. Mein Herz rast und Tränen mischen sich mit dem Blut auf meinem Gesicht. „Hilfe!", schreie ich so laut ich kann, doch meine Stimme bricht unter der Anstrengung. „Wir brauchen Hilfe!" Ich sehe mich um, versuche, einen Ausweg zu finden.

Das Licht durch das kleine Loch ist schwach, aber es gibt mir einen Funken Hoffnung. Mit aller Kraft, die ich aufbringen kann, versuche ich die Trümmer von meinem Bein zu heben, aber es bewegt sich kaum. Der Schmerz ist unerträglich und ein erstickter Schrei entkommt meinem Mund. „Bitte, jemand muss uns helfen.",murmele ich verzweifelt. „Tyler, bitte wach auf." Ich blicke wieder zu Tyler. Sein Atem ist flach und unregelmäßig und mein Herz zieht sich vor Angst zusammen. Gerade sehe ich all unsere gemeinsamen Moment e vor Augen, die schlechten, aber auch diese kleinen Momente, in denen Tyler so sanft und beinahe liebevoll gewesen ist. Er hat mich beschützt, mich, einen Teil des Rudels. „Tyler, du darfst mich nicht verlassen.", flüstere ich, während mir erneut Tränen über die Wangen laufen. „Du darfst nicht sterben."

Vincent
Ich bin beinahe am Quartier, als ich die Erschütterung spüren kann. Der Knall hallt noch in den Straßen nach, als ich in die Straße des Quartiers biege. Der Rauch steigt in dichten Schwaden auf und hüllt den gesamten Eingangsbereich des Quartiers in eine graue, erstickende Wolke. Die Sirenen der Einsatzkräfte nähern sich in der Ferne, doch mein Fokus liegt auf dem Chaos vor mir. Mein Herz rast, während ich hart bremse, aus dem Wagen springe und das Ausmaß der Zerstörung sehe. Trümmer liegen überall verstreut und der Eingang ist fast vollständig eingestürzt. Menschen schreien, blutüberströmt und panisch. Mein Blick schweift umher, auf der Suche nach bekannten Gesichtern, doch alles, was ich sehe, sind die verzerrten Masken des Schmerzes und der Angst.
Die Luft riecht nach verbranntem Metall und Blut und der Geschmack von Asche legt sich auf meine Zunge. Mein Magen dreht sich um, mein Geist erinnert sich an die unzähligen Kämpfe meiner Vergangenheit und all die Toten, doch ich zwinge mich, ruhig zu bleiben. Ich muss Tyler und Liv finden. Mein Alpha und meine große Liebe.

Ich rufe ihre Namen, meine Stimme bricht in der dichten Luft. Keine Antwort. Die Panik droht mich zu überwältigen, doch ich halte sie in Schach. Mein Verstand arbeitet fieberhaft, während meine Instinkte mich vorantreiben. Ich sehe Rudelmitglieder, die versuchen, den Verletzten zu helfen. „Sucht nach Tyler und Liv!", brülle ich und meine Stimme schneidet durch das Chaos. „Kümmert euch um die Verletzten und helft bei der Suche!" Ich stolpere über die Trümmer, meine Augen scannen unaufhörlich die Umgebung. Schließlich höre ich endlich eine Stimme, kaum mehr als ein schwaches Flüstern, aber zusammen mit dem leichten, mir bekannten Duft, bin ich mir sicher. Es ist Liv. Mein Herz setzt einen Schlag aus. Ich renne hin, meine Hände bluten, während ich die Trümmer beiseite schiebe. Da ist sie. Liv. Ihr Gesicht ist blass, eine Kopfwunde blutet stark und ihr Bein ist unter einem Betonblock eingeklemmt. „Liv!", rufe ich verzweifelt, meine Hände zittern, als ich versuche, den Betonblock zu bewegen. Sie öffnet ihre Augen, Tränen der Erleichterung und des Schmerzes füllen sie. „Vincent... Tyler... er ist...", ihre Stimme ist schwach, doch sie deutet neben sich. Ich folge ihrem Blick und sehe Tyler. Er liegt bewusstlos neben ihr, sein Kopf blutet stark. Sein Körper hat sie offenbar geschützt. Mit aller Kraft, die ich aufbringen kann, hebe ich die Trümmer von ihnen. „Hilfe! Ich brauche hier Hilfe! Schnell!" Gemeinsam schaffen wir es, den Betonblock anzuheben und Liv, als auch Tyler zu befreien. Mein Herz schmerzt bei ihrem Anblick, doch ich weiß, dass ich stark sein muss. Für sie. Für Tyler. „Wir bringen euch hier raus", sage ich und hebe Liv vorsichtig auf meine Arme. „Haltet durch, wir schaffen das." Die Sirenen kommen näher, und ich weiß, dass die Rettungskräfte bald hier sein werden. Doch in diesem Moment zählt nur eins: Liv und Tyler in Sicherheit zu bringen und vor unliebsamen Blicken zu schützen.

Behind the Shadows - Wer bist du wirklich?Where stories live. Discover now