Kapitel 16

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Obwohl die Konversation mit Taehyung Jimins Stimmung etwas trübte, lächelte er Jungkook glücklich an, als dieser mit Snacks und Wein bewaffnet zurück zu ihm ins Wohnzimmer kam.
Während Jungkook es sich auf der Couch bequem machte, beobachtete Jimin ihn schweigend und fragte sich, ob ihn diese aktuelle, merkwürdige Datingsituation zwischen ihnen dreien auch so belastete wie Taehyung. „Hab ich etwas im Gesicht?“, grinste Jungkook ihn an und reichte Jimin ein Weinglas.
„Ja, eine Nase.“, gab Jimin mit einem Augenüberdrehen von sich. Auf Jungkooks Blick hin, erwiderte Jimin: „Was? Dumme Frage, dumme Antwort.“
Überraschenderweise entschied Jungkook sich dazu, dass er nichts weiter darauf antwortete und stattdessen einfach nur schmunzelnd den Kopf schüttelte. Stattdessen drückte er Jimin einen der beiden Kontroller in die Hände, die auf dem Couchtisch gelegen hatten.

Schnell war die Konsole gestartet und sie entschieden sich dazu, dass sie zum Aufwärmen ein paar Runden Overwatch immer abwechselnd spielen wollten, weil man auf dem Fernseher mit diesem Spiel leider keinen Splitscreen machen konnte.
Also wechselten sie sich Runde für Runde ab und feuerten ihr Gegenüber jeweils immer fleißig an, wobei Jimin leider zugeben musste, dass Jungkook um ein ganzes Stück besser war als er selbst. Deshalb war Jimin irgendwann dazu übergegangen, dass er Jungkook während seiner Runde belästigte anstatt ihn anzufeuern, um ihm möglichst seinen Sieg zu versauen.
„Du bist echt furchtbar. Weißt du das?“, lachte der Größere und legte seinen Kontroller beiseite. „Jetzt hab ich keinen Bock mehr.“, setzte Jungkook deshalb hinterher und schob sich laut knuspernd einen Chip in den Mund. „Aaach, das war aber dann kein besonders langer Zockerabend, wenn du schon nach einer Stunde keine Lust mehr hast?“.
Jimin kaufte Jungkook wirklich ab, dass dieser für heute die Nase voll hatte und spürte im ersten Moment sofort ein schlechtes Gewissen, dass er es mit seinem Ärgern übertrieben hatte, aber Jungkook winkte ab. „Ich meinte nur Overwatch und nicht den gesamten Abend.“, beruhigte er Jimin und dieser atmete erleichtert aus.

„Was hältst du davon, wenn wir Mario Party spielen? Das können wir auch miteinander spielen?“, schlug Jimin vor und wechselte schon einmal das Spiel, ohne überhaupt auf Jungkooks Antwort zu warten.
„Hört sich gut an. Aber ich würde sagen wir legen noch eine Schippe drauf und ergänzen es um 'Wahrheit oder Pflicht‘. Der Gewinner jeder Runde darf dem Verlierer eine Frage oder Aufgabe stellen.“ Begeistert stimmte Jimin ihm zu. Er war noch nie auf die Idee gekommen, aber es hörte sich auf jeden Fall nach zusätzlichem Spaß an.

Entsprechend startete das Spiel, aber am Anfang hatten sie noch einen kurzen, nicht ganz so ernst gemeinten Streit, wer von ihnen Spieler 1 und wer Spieler 2 war.
Irgendwann gab Jungkook allerdings nach, weil er entweder keine Lust mehr hatte oder weil Jimin ihn mit seinen Todschlagargumenten überzeugt hatte. Jimin glaubte ja persönlich an seine Argumente, aber das war wohl Ansichtssache.

Nachdem Jimin also glücklicher Spieler Nummer 1 war, begannen sie ihr Spiel und sie beide gaben ihr Möglichstes, damit sie bloß derjenige waren, der gewann.
Am Ende entschied Jimin das erste Minispiel für sich. „Das kann doch wohl nicht wahr sein! Bloß eine Sekunde Vorsprung!“, schimpfte Jungkook lautstark und Jimin erwiderte breit grinsend: „Wahrheit oder Pflicht?“.

„Wahrheit.“, gab Jungkook bockig von sich, aber Jimin wusste, dass Jungkook gerade nur so tat, als wäre er beleidigt. „Wie ist das heute eigentlich zu Stande gekommen? Also du und Taehyung vor meiner Tür.“, wollte Jimin wissen und es hatte ihn tatsächlich schon den ganzen Tag über beschäftigt, seit die zwei Männer vor seiner Türe gestanden hatten.
„Taehyung hat das Tattoostudio und damit mich in Instagram ausfindig gemacht und hat mich dann darüber angeschrieben, dass er dich besuchen fährt und dass er kein Arschloch wäre und mir deshalb auch die Möglichkeit gibt mitzukommen.“, erklärte Jungkook ganz offen und bei dieser Aussage erwärmte sich Jimins Herz für Taehyung gleich noch einmal umso mehr.

„Auf dem Weg hier her hat er mich dann drauf hingewiesen, dass wir dir zu Liebe nicht streiten sollten. So ist das also zu Stande gekommen, dass Taehyung und ich vor deiner Haustür standen und uns nicht gestritten haben.“
Jimin nickte verstehend und legte seine Stirn nachdenklich in Falten, weil er überlegte, ob er es sich trauen konnte, Jungkook danach zu fragen, wie er den Tag heute empfunden hatte, nachdem er für Taehyung ja scheinbar ziemlich schwer gewesen war.
„Was willst du noch fragen? Ich kann doch sehen, dass dir was auf der Zunge liegt.“, las Jungkook wieder einmal in dem Kleineren und er fasste den Mut, Jungkook tatsächlich zu fragen. „War es schlimm für dich? Also dieser Tag heute?“.
Unwohl sah Jimin auf den Kontroller in seinen Händen hinunter, weil er Jungkook bei dieser Frage einfach nicht ins Gesicht sehen konnte. „Meinst du im Bezug auf Taehyung?“, hakte der Größere nach und Jimin nickte.

„Hmm, das ist schwer zu sagen.“, überlegte Jungkook und eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen. „Wenn ich ganz ehrlich sein soll, dann glaube ich, dass mehr hinter ihm steckt, als er die Öffentlichkeit sehen lässt. Eigentlich kann ich ihn nicht leiden, aber ich muss ehrlich gestehen, dass ich es als nicht besonders schlimm empfunden habe heute Zeit mit ihm zu verbringen, weil ich beobachten konnte, wie fürsorglich er sich um dich gekümmert hat. Und seine Aussage über mein Essen hat mich auch sehr überrascht. Immerhin hätte er ja nicht zugeben müssen, dass er mein Essen mag.“
Jimin folgte Jungkooks Erklärung aufmerksam und nickte anschließend verstehend, weil sich Jungkooks Aussagen tatsächlich plausibel anhörten.
„Im Großen und Ganzen glaube ich also, dass ich wahrscheinlich schon mit ihm zurecht kommen würde. Allerdings kommt das für mich gar nicht in Frage, weil er mein Gegner ist, mit dem ich um dich streiten muss. Immerhin wollen wir beide eine Beziehung mit dir haben und solange er da ist, muss ich mir immer Gedanken darüber machen, dass du jeden Tag zu mir kommen könntest und mir sagen könntest, dass du mich nicht mehr sehen willst, weil du dich für ihn entschieden hast.“

Dieser Satz versetzte Jimin einen Stich. Er hatte gewusst, dass es nicht besonders nett war von ihm, dass er sie beide so auf die Folter spannte und sich gegenseitig vorführte, aber so hart wie diese Aussage geklungen hatte… Jimin war echt ein schlechter Mensch.
Er bereute es, Jungkook diese Frage gerade gestellt zu haben, denn jetzt fühlte er sich schlecht den beiden gegenüber. Gleichzeitig schnürte sich ihm aber auch die Brust zu, wenn er daran dachte, dass er sich hier und jetzt auf der Stelle für einen von ihnen beiden hätte entscheiden müssen, denn das konnte er einfach nicht.
Jimin mochte Taehyung und Jungkook beide auf ihre eigene Art und Weise und er fühlte sich heillos überfordert, wenn er darüber nachdachte, wen von beiden er besser mochte oder wen von beiden er eher zurückweisen würde.

„Es tut mir leid, dass ich euch beiden gegenüber so ein Arsch bin. Ich fühle mich richtig schlecht deswegen, aber ich… ich mag euch alle zwei einfach so gern und… ich kann mich einfach für keinen von euch beiden entscheiden, weil ihr beide so besonders und so wichtig für mich seid…“.
Jimin standen Tränen in den Augen. Jetzt, da er sich unmittelbar mit diesem Thema beschäftigen musste, bekam er es regelrecht mit der Angst zu tun, wenn er daran dachte, dass er einen von ihnen beiden verletzen und verlassen sollte.

„Jimin. Bitte fang deshalb nicht an zu weinen. Wir haben es doch gerade erst geschafft, dich wieder aufzupäppeln. Natürlich ist es nicht die schönste Vorstellung, aber deswegen musst du dich nicht so schlecht fühlen. Immerhin sind Taehyung und ich zum Teil auch selbst schuld. Wir könnten ja beide genauso gut nachgeben, aber das will keiner von uns zweien, also musst du im Moment wohl doch noch mit uns beiden Vorlieb nehmen.“, versuchte Jungkook Jimin zu beruhigen und ihn auch gleich wieder aufzumuntern, was ihm sogar ein wenig gelang.

Traurig lächelte Jimin und antwortete: „Das schönste wäre, wenn ich euch einfach beide behalten könnte.“

Daraufhin breitete sich ein angespanntes und peinliches Schweigen zwischen ihnen aus. Während Jimin seine Aussage sofort bereute und sich am liebsten selbst dafür geschlagen hätte, dass der diesen Gedanken tatsächlich laut ausgesprochen hatte, schien Jungkook seinen eigenen Gedanken nachzuhängen.
Jungkooks Schweigen war allerdings genug Antwort für Jimin und er hoffte sehr, dass dieser jetzt nicht in irgendeiner Form böse auf ihn war.
„Können wir einfach weitermachen?“, fragte er deshalb hastig, um die peinliche Stille zu überspielen. „Ja, lass uns weiterspielen.“, antwortete Jungkook und leerte sein Weinglas in einem Zug. Jimin beobachtete ihn dabei und fragte sich, welche Gedanken er mit seiner Aussage wohl in Jungkook ausgelöst hatte.

Dating Rumor / VminkookWhere stories live. Discover now