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Jisung:

Ich habe den anderen heute geschrieben, weil ich über alles reden will. Über den Unfall und über meine psychischen Probleme. Sie vertrauen mir und es ist an der Zeit, vor allem Felix, Seungmin und Jeongin, dieses Vertrauen zurückzugeben.

Momentan bin ich noch zu Hause, jedoch schnappe ich mir mein Handy und meine Schlüssel, während ich mir meine Schuhe anziehe und noch einmal tief durchatme. War es wirklich so schlau? Nein! Jisung, du hast dir das so ausgesucht und du machst das jetzt. Ich schließe noch schnell ab und gehe in Richtung Park. Sobald ich dort bin, gehe ich auf eine Bank zu und sehe auf mein Handy. Es ist 11:55. Die anderen müssten bald auftauchen.

Nach 2 Minuten kommen auch schon Jeongin und Felix. Ich stehe auf und umarme die beiden, wobei mir Jeongin in mein Ohr flüstert:„Sagst du es den anderen?"
„Ja, Vertrauen ist wichtig und ihr habt es verdient.", gebe ich zurück.
„Ich bin so stolz auf dich, Ji.", sagt er, was ich abnicke und mich wieder hinsetze.

Wenig später kommen auch Chan, Changbin, Hyunjin, welcher seinem Freund sofort in die Arme springt und ihm einen Kuss auf die Lippen drückt, Minho und Seungmin, der sich gezwungenermaßen neben Chan setzen musste. Sein Gesichtsausdruck war zu lustig.

Jetzt sitzen wir 8 in einem Park, auf den Bänken und alle schauen mich auffordern und fragend an. Ich atme tief durch und beginne zu sprechen.

„Erstmal, danke, dass ihr so schnell gekommen seid, das bedeutet mir sehr viel und zweitens ich erzähle euch heute etwas, was mich seit Jahren belastet. Mir fällt es immer noch schwer darüber zu reden, also sollte ich anfangen zu weinen, ist alles in Ordnung.", beginne ich und Jeongin sieht mich teils stolz und teils besorgt an.
„Ji, wenn du es nicht sagen willst oder kannst, dann geben wir dir gerne Zeit.", sagt Jeongin, während die anderen zustimmend nicken.
„Nein, alles gut. Ich will darüber reden, aber es kann etwas dauern.", gestehe ich und atme noch einmal tief ein und aus, bevor ich anfange:„ Ich war 13. Meine Eltern und ich waren in Texas und saßen in einem Auto. Wir waren gerade auf dem Weg zu unserer Unterkunft. D-doch plö-plötzlich g-ging al...alles so schnell." Verdammt! Wieso stottere ich so und habe Tränen in den Augen? So soll es nicht sein!
„Hey, Jisung! Atme! Tief ein und aus!", warnt mich Minho und nimmt meine Hand, da er neben mir sitzt. Ich mache was er sagt und setze fort:„ Ein anderes Auto fuhr in unseres. Ich wurde bewusstlos nach Busan transportiert. Als ich dort aufwachte, teilte mir der Arzt mit, dass meine Eltern es nicht geschafft hätten und an Ort und Stelle verbluteten. Ich hatte es anscheinend gerade so geschafft. Nachdem er aus dem Zimmer war, schnürte es mir meine Atemwege zu und ich bekam eine Panikattacke mit den Erinnerungen und den Flashbacks. Es war furchtbar. Nachdem ich die Unterstufe in Busan fertig hatte und die Zeit bei meiner Tante wohnte, zog ich nach Seoul und teile mir die Miete mit ihr. Ich arbeite in einem Café und verdiene somit mehr als die Hälfte der Miete. Als ich jedoch eines Tages aus dem Café kam, da meine Schicht zu Ende war, ging ich in eine Gasse und wurde von meinem pädophilen Onkel belästigt. Minho half mir und ich war 'sicher'. Ich habe ihn seit ein paar Monaten nicht mehr gesehen, bin aber dennoch vorsichtig. Es ist so schrecklich, dass ich sogar mit Selbstverletzung angefangen habe, bis ich kotzen musste. Es verletzt mich so unfassbar sehr. Mich plagen Suizidgedanken und ich fühle mich so alleine. Ich schaffe das nicht mehr. Ich-", ich breche ab. Meine Stimme zittert wie mein Körper. Die Tränen laufen in Strömen über meine Wangen und ich bekomme immer schwerer Luft. Ich löse meine Hand aus Minhos und will aufstehen, um zu gehen.

Jemand packt aber plötzlich mein Handgelenk und zieht mich fest an sich.
„Ji, danke. Wirklich. Ich bin so froh, dass du uns allen vertraust. Das wegen deinen Eltern tut mir schrecklich leid, ich wünsche dir, ich könne die Zeit zurückdrehen, das ist aber leider unmöglich. Bitte, bitte bleib bei mir. Ich brauche dich und die anderen auch. Deinen Onkel habe ich die Fresse poliert und ich hoffe, er lässt dich in Ruhe.", als Minho das gesagt hat, muss ich stärker weinen. Er vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge und umarmt mich so fest, dass ich aufhöre zu zittern.

Die anderen kommen schließlich auch dazu und so entsteht eine Gruppenumarmung.

„Hör zu Ji. Wir sind alle für dich da und das was damals passiert ist, tut uns allen leid. Bitte verletze dich nicht selbst. Das tut uns allen weh, weil wir dich alle wirklich gerne haben.", spricht nun Felix mit vollen Ernst in der Stimme. Es muss für die anderen ein wirklich großer Schock sein, von meiner Vergangenheit zu hören.

„Ha-Hasst i...ihr m..mich j-jetzt?", stottere ich vor mich hin, nachdem wir uns voneinander lösen.
„Nein! Das tun wir nicht. Wieso auch? Wir sehen dich immer noch als den Jisung, den wir kennengelernt haben und du kannst nichts dafür.", sagt der Älteste.
„Dan-Danke, wirklich."

Nach einiger Zeit entscheiden wir uns, etwas essen zu gehen, da aber niemand von uns Geld dabei hat, machen wir uns alle auf den Weg zu uns nach Hause und holen etwas Geld, damit wir uns etwas zu essen kaufen können.

Wir entscheiden uns für Japanisch und machen uns auf den Weg. Im Restaurant angekommen, bestellt sich jeder Sushi. Wir lachen viel und ich fühle mich so wohl, wie schon lange nicht mehr. Ich bin so froh, dass ich mich ihnen anvertraut habe, es macht mich so unglaublich glücklich.

Nachdem wir alle bezahlt haben und das Restaurant verlassen, umarmen wir uns alle noch und gehen getrennte Wege nach Hause. Dort mache ich mich Bett fertig und schlafe ziemlich schnell und mit meinem Lächeln auf den Lippen ein.

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Endlich vertraut Ji den anderen, wuhu.

Wie fandet ihr es?

Loneliness\\ Minsung ✔︎Where stories live. Discover now