Kapitel 18 - Clover und Hosenka

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Cana blieb an diesem Abend noch lange wach, nachdem sie Lexy ins Bett gebracht hatte. Immer und immer wieder hallten ihr Laxus' Worte durch den Kopf. Natürlich hatte er vollkommen recht, es ging um Lexy und da hatte sie ihre persönlichen Ängste hinten anzustellen. Nur war das leichter gesagt als getan. Sie konnte es im Moment einfach nicht über sich bringen, sowohl aus Angst vor seiner als auch vor Lexys Reaktion. An diese hatte sie bisher zugegebenermaßen kaum gedacht, aber sie würde wohl kaum angenehmer ausfallen als die ihres Erzeugers. Lexy würde, wenn sie Glück hatte, nur kurz sauer auf sie sein. Wahrscheinlicher jedoch war es, dass es ihre Tochter als ernsthaften Vertrauensbruch ansehen würde, der sich nicht ohne Weiteres beheben lassen würde. Schon allein bei dem Gedanken, wie sehr das Lexy verletzen würde, wurde ihr schlecht und doch wusste sie um die Unausweichlichkeit dieser Situation.

Sie stieß ein Seufzen aus, denn eigentlich hatte sie im Moment andere Probleme zu bewältigen als die unausweichliche Konfrontation mit Laxus und Lexy. Immerhin stand am morgigen Tag das Treffen mit dem Magischen Institut und Lexy an. Sie kannte die Leiterin, Lupita Esqueda nur durch Erzählungen von Heiler Alvarez, doch er hatte seine Kollegin mit Lob regelrecht überschüttet. Insgeheim war sie froh, an das Institut in der Nähe von Magnolia verwiesen worden zu sein. Auch wenn das von Ultear zerstörte Institut für Magische Entwicklungen in der Zwischenzeit wieder aufgebaut worden war. Doch scheinbar beschäftigte es sich mittlerweile nur noch mit Forschungen bezüglich der Magie an sich und nicht wie damals in Bezug auf magisch begabte Personen. Wahrscheinlich waren die Experimente von Brain, dem ehemaligen Anführer von Oración Seis, bei allen noch zu gut in Erinnerung. Der Magische Rat hatte nach dem Tod von ihm umfassende Ermittlungen bezüglich seiner Tätigkeiten im Institut anstellen lassen. Obwohl der Öffentlichkeit nur die groben Fakten bekannt gegeben worden waren, waren diese bereits verstörend genug gewesen. Kinder mit magischer Elektrizität zu therapieren, um ihre Kapazitäten für Magie zu erweitern, war noch die harmloseste Methode von ihm gewesen. Abgesehen davon wusste noch nicht einmal der Magische Rat genau, wie viele Kinder Brain zum Opfer gefallen waren.

Mit den Gedanken an den morgigen Tag ging sie ins Bett, nachdem sie ein letztes Mal nach Lexy geschaut hatte, die seelenruhig in ihrem Zimmer schlief. Vielleicht würde ausnahmsweise alles ohne Probleme verlaufen. Vielleicht hatte Leiterin Esqueda einen anderen Vorschlag, bei dem sie nicht mehr auf Laxus' Mithilfe angewiesen war und die Beichte über seine Vaterschaft nicht über Lexys Leben entscheidend sein würde.

Entsprechend gerädert fühlte sich Cana am nächsten Morgen, als ihr Wecker klingelte und sie aus einem wirren Traum von sprechenden Blitzen, Feenflügeln und ununterbrochenem, schallendem Gelächter riss. Sie benötigte ein paar Momente, um sich zu orientieren, und schüttelte sich, als ihr bewusst wurde, die Stimme aus ihrem Traum eindeutig Ichiya von Blue Pegasus zuordnen zu können. So hatte er immer gelacht, wenn er erfolgreich ein neues Parfüm entwickelt hatte.

Nach einer kurzen Dusche, um richtig wach zu werden, weckte sie Lexy und bemühte sich, ihre Tochter wachzuhalten. Wenn sie schon ein Morgenmuffel war, war Lexy ein Griesgram bis zum Ende ihres Frühstücks. Je kürzer die Zeitspanne dazwischen war, desto erträglicher war ihre Tochter den Rest des Tages.

So also standen Cana und Lexy eine gute Stunde später vor der Wohnungstür und Lexy umfasste mit einem lauten Gähnen die Hand ihrer Mutter.

„Wieso müssen wir noch mal dort hin?"

„Wir reden dort darüber, wie wir am besten weitere Spritzen verhindern können", erklärte Cana ruhig und lief in Richtung des Bahnhofs, während sich Lexy neugierig umsah. Obwohl sie bereits seit Wochen in Magnolia waren, nahm die Neugier von Lexy keinen Abbruch. Sie entdeckte tatsächlich immer wieder etwas Neues, was Cana noch nicht einmal nach Jahren wahrgenommen hatte.

„Mama, schau mal! Da ist Laxus!"

Ruckartig blieb Cana stehen und blickte geschockt auf den blonden Mann, der sich eben gerade von der Hauswand ein paar Meter vor ihnen löste und zielstrebig auf sie zulief.

Schritt für SchrittWhere stories live. Discover now