Kapitel 56 - Der letzte gemeinsame Morgen

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Cana öffnete die Augen und starrte orientierungslos die Decke über ihr an, die nicht die ihres Schlafzimmers war. Das Rascheln einer Bettdecke neben ihr richtete ihre Aufmerksamkeit neben sie. Dann grinste sie, denn dieser Oberkörper konnte nur Laxus gehören. Dafür sprach auch die Tatsache, dass trotz der kühlen Temperaturen die Bettdecke nur die untere Hälfte seines Körpers bedeckte. Cana beneidete ihn um diese unmenschliche Eigenschaft, nicht zu frieren. Wobei es auch für sie perfekt war, denn sie hatte ihren ganz persönlichen Ofen, wann immer ihr kalt war. Und Laxus schien es nicht zu stören, wenn sie ihn regelmäßig als Wärmequelle für ihre kalten Hände oder Füße nutzte.

So wie jetzt, denn obwohl ihr nicht kalt war, strömte Laxus' Körper eine einladende Hitze aus, weshalb sie näher an ihn heranrückte.

Mittlerweile hatte sie auch Laxus' Schlafzimmer erkannt. Lexy hatte darauf bestanden, beim Master zu übernachten, weil sie das so lange nicht mehr getan hätte. Seit dem ersten Mal war sie regelrecht besessen davon, einmal in der Woche bei ihm zu schlafen. Makarov störte es nicht, ganz im Gegenteil. Und Cana genoss diese Abende, in denen sie mit Laxus allein war.

So wie gestern. Bei dem Gedanken daran, wie genau sie den Abend verbracht haben, verspürte sie abermals ein wohliges Kribbeln in ihrer Magengrube. Insbesondere, weil es nicht geplant gewesen war, denn sie hatten eigentlich essen gehen wollen. Kurzfristig hatten sie Essen bestellt, weil sie es nicht geschafft hatten, auch nur vor die Wohnungstür zu treten.

Cana wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sich Laxus bewegte und mit seiner Fingerspitzen ihre Seite entlangfuhr, offenbar noch im Schlaf. Sie hingegen spürte die Berührung wie eine Spur von prickelnden Flammen, die die dortige Haut zum Glühen brachte. Ein angenehmer Schauer durchlief ihren gesamten Körper bis in ihre Finger- und Zehenspitzen.

Laxus schien tief und fest zu schlafen, seine Gesichtszüge waren entspannt und ließen ihn etliche Jahre jünger erscheinen. Nur seine Narbe, die sich über sein rechtes Auge zog, störte dieses perfekte Bild.

Cana streckte ihre Hand aus und legte ihre Hand an seine Wange, an der sie die ersten Bartstoppeln spürte. Als sie ihn berührte, schlug er die Augen auf. Wortlos zog er sie näher an sich heran und vergrub das Gesicht in ihren Haaren, während er ein Brummen ausstieß.

„Du bist zu früh wach." Seine Stimme war vom Schlaf noch belegt.

„Ich war wohl nicht so müde wie du."

Mit diesem einen Satz veränderte sich die Stimmung von entspannt zu elektrisiert. Nicht, dass Cana etwas dagegen gehabt hätte, denn Laxus würde heute zu seinem längeren Auftrag aufbrechen. Etwas, das ihr Bauchschmerzen bereitete, auch wenn sie es vor ihm und allen anderen nicht zugab.

„Oder du willst so viel von mir mitnehmen, wie es nur geht." Es war faszinierend, wie schnell Laxus diesen einen Tonfall angeschlagen hatte, wenn er sie verführen wollte. Zugegeben bedurfte das wenig bis keine Überredungskunst.

„Vielleicht", murmelte sie. „Wie du gesagt hast, es ist noch früh." Vorsichtig löste sie sich etwas von ihm, um ihren Arm anzuwinkeln und den Kopf auf ihre Hand abzustützen. Dann lächelte sie. Nicht verführerisch, denn das weckte nur peinliche Erinnerungen an Barbesuche zu ihrer Teenagerzeit. Aber vielsagend, sodass kein Raum für Vermutungen blieb, und Laxus' schlagartig angespannter Miene nach schien es zu funktionieren.

Im nächsten Moment lag sie auf dem Rücken und blickte überrascht in Laxus' Gesicht, der sich mit seinem Oberkörper über sie gebeugt hatte. Nun fühlte sie auch an ihrem Oberschenkel, dass er alles andere als unbeeindruckt war.

„Notfalls komme ich einfach zu spät." Mit diesen Worten fing Laxus an, sich langsam an ihrem Hals entlang zu küssen. Cana stieß ein leises Seufzen aus und streckte sich seinen Berührungen entgegen. Als er an diesem einen Punkt unter ihrem Ohr angekommen war, verwandelte sich ihr Seufzen in ein abgehacktes Stöhnen. Seine Lippen hielten einen Moment inne, dann spürte sie, wie er an ihrem Hals grinste.

Schritt für SchrittWhere stories live. Discover now