𝔎𝔞𝔭𝔦𝔱𝔢𝔩 13 - 𝔖𝔭𝔦𝔱𝔷𝔴𝔢𝔤𝔢𝔯𝔦𝔠𝔥 𝔲𝔫𝔡 𝔅𝔯𝔢𝔫𝔫𝔫𝔢𝔰𝔰𝔢𝔩𝔫

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Als Ria am nächsten Morgen in die Krankenstation kam, blickte sie nicht schlecht drein, als sie unerwarteter Weise einen vollen Kob mit frischen Kräutern auf ihrem Tisch vorgefunden hatte.

Die Ärztin sah um sich, erwartete vielleicht sogar jemanden zu sehen, war jedoch – wie so oft früh am Morgen – alleine, schritt somit auf das unerwartete Geschenkt zu.

Das waren Tatsächlich die Pflanzen, welche sie am Vortag besorgen wollte, auch eine Flasche mit Olivenöl lag neben Spitzwegerich und Andorn, verschwand beinahe unter den beinahe handflächengroßen Brenneselblättern.

Ein Schmunzeln schlich sich auf ihre Lippen, stellte das Körbchen auf die Seite und wollte gerade aus dem Raum, als sie beinahe in Hajoon gelaufen war, der eben an ihre Tür klopfen wollte, seine Knöchel nicht einmal dazu kamen, das Holz zu berühren.
„Ah, Joon, guten Morgen." Grüßte sie ihn wie immer energetisch, so dass ein bisschen was von ihrer Motivation auf den Kapitän übersprang, er ihr ebenso ein freudiges Lächeln schenkte.

„Wie kann ich dir helfen?" Der Beigehaarige war nicht in voller Montur; lediglich ein dunkles Leinenhemd und eine lederne Hose, seine Schuhe waren nicht einmal fest zugeschnürt und seine Haare die reinste Katastrophe; er hatte wohl mal wieder die Nacht durchgemacht.

„Äh... Ich wollte dich fragen, ob du etwas gegen Kopfschmerzen dahast?" Die Kupferhaarige erhob ihre Augenbraue voller Skepsis, deutete jedoch mit einer knappen Kopfbewegung an, dass er sich auf den Hocker setzen sollte und begann zu ihren Medikamenten zu schreiten.

„Weißt du, was prima gegen Kopfschmerzen hilft?" Stellte sie ihm die Frage, während sie einige Gefäße aus ihren beschrifteten Regalen holte und zu sich auf den Arbeitstisch aus hellem Buchenholz stellte. „Bitte sag's nicht..." Sein Murmeln war leise und doch hörte Ria es sehr klar, schickte ihm nur einen wahrlich tadelnden Blick über ihre Schulter, wie es sonst nur ein Vormund täte, Ria in ihrer Rolle als Schiffs-Mutter völlig aufging. Sie mochte vielleicht – neben Xiang – die Jüngste sein, doch Herrje, verhielten sich die Piraten ab und an infantil.

„Schlaf."

„Uuuund du hast es gesagt..." Seufzend begann er sich das Nasenbein zu massieren, wollte eigentlich nicht mit der Schiffsmami diskutieren, doch was hatte er auch erwartet, nachdem sie es ihm bereits seit Wochen predigte und jede Erschöpfung an der Nasenspitze ansehen konnte? (Naja, dann wohl doch eher an den Augen)

„Was hält dich davon ab, Joon?" Der Kapitän verschränkte die Arme vor der Brust, schloss für einen Moment seine trockenen, brennenden Augen und kämpfte damit sich nicht versehentlich nach hinten an einen vermeintlichen Stuhlrücken zu lehnen. Da war so vieles, was ihn aktiv davon abhielt – einiges mehr, anderes weniger – und doch summierte es sich derart, dass er oftmals die Augen nicht einmal für eine ganze Stunde schließen konnte, bis er nach etlichen Malen unruhigem hin und her Wälzen klein beigab und sich doch erhob.

„Ach... es ist nur wieder die Zeit des Jahres, in welcher mich mein Bett abstößt." Oder in welcher ihm sein Kopf keine Ruhe ließ. Ria's Blick wurde sanfter, bedauernder; sie hatte bei all dem Trubel glatt vergessen, welches Monat sie eigentlich hatten – die Zeit auf See war etwas Bizarres, wirklich fließend und doch derart ineinander verschwimmend, dass sie einfach nur ungenau wurde – und durch welch schwere Zeit ihr Kapitän dann immer ging.

„Joon, wenn du darüber reden willst-" – „Ich habe darüber gesprochen." Unterbrach er sie mit einem erschöpften Lächeln. „Lange und ausgiebig, immer und immer wieder; mir scheint, als müsse ich es einfach überstehen. Sicherlich ist das ihre Art sich an mir für meinen Verrat zu rächen." Ria stellte das Einmachglas ab, welches sie in der Hand gehabt hatte, wandte sich zugleich zu ihrem Kapitän um und blickte ihm mahnend in die dunklen Augen.

𝔓𝔇𝔐 - 𝔇𝔦𝔢 𝔊𝔢𝔪𝔢𝔦𝔫𝔰𝔠𝔥𝔞𝔣𝔱 𝔡𝔢𝔯 𝔖𝔠𝔥𝔞𝔱𝔱𝔢𝔫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt