Kapitel 22: Lauf weg...

2.2K 242 9
                                    

Liebster Reza,
der erste Kuss zwischen uns war wundervoll. Ich bin sehr stolz auf dich, du machst große Fortschritte. Ich möchte noch immer, dass du für mich singst. Vielleicht machst du eines Tages meinen Wunsch wahr?
Dein Roxas

Das steht auf dem Zettel, den Roxy mir ins Fach gelegt hat. Auf dem Umschlag sind sieben Herzen, hehe. Immer eines mehr als auf dem vorherigen. Für ihn singen? Ich bin noch immer dagegen, aber vielleicht mache ich ihm bald die Freude. Wenn er es unbedingt will ...
Ich stecke den Brief in meine Tasche und wandere in die Klasse, in mein Eckchen. Es ist wieder Englisch.
Statt der Frau zu zuhören, schließe ich die Augen und stütze meinen Kopf auf meiner Hand ab. Nur ein bisschen von Roxas träumen. Wie er mich berührt ... Ich wünsche mir sehr mit ihm zu schlafen, andererseits habe ich ein bisschen Angst davor. Vielleicht gefällt es ihm mit mir nicht?
Was wäre dann? Oder mache ich mir zu viele Gedanken?
"Reza!" Ich schrecke auf. "Wiederhole, was ich gesagt habe!" - "Ähh~..."
"Sechs!" Mir egal! Bei dir ist eh jeder gearscht. Lieber weiter von Roxy träumen ... Ich stell mir vor, wie er mich berührt, zwischen den Beinen. Und wie er mit den feuchten Fingern in mich gleitet und mich fingert. Ich rutsche wieder auf dem Stuhl herum und komme erst wieder in die reale Welt, als ein anderer stiller Junge an mir rüttelt. "Gehts dir gut? Du hast gestöhnt, als hättest du dir weh getan!"
... Ja, es geht mir gut.
Vielleicht ... vielleicht sollte ich diese Tagträume auf öffentlichen Plätzen lassen. Gut, dass ich meine Jacke über meinen Schoß gelegt habe, denn meine Jeans ist eng. "Ohne Scheiß! Der hat an etwas ganz anderes gedacht", schreit Zachary durch die Klasse. Du, halt dein Maul. Wenn Jay jetzt vor dir stehen würde, dann würdest du die Fresse auch nicht so weit auf machen ...

Ich bin dieses mal einer der ersten, der das Klassenzimmer verlässt. Eigentlich flüchte ich mich vor Zachary, aber solange mein Plan aufgeht, ist alles gut.
Doch beim Zurückkommen geht die Scheiße ab. Er sitzt auf meinen Tisch - meine Federmappe und Hefte sind wie immer auf dem Boden verstreut - und fedelt mit dem Umschlag von Roxas Brief umher. "Liebster Reza", liest er den Brief allen vor, den er in der ruhigen Hand hält. Ich werde wütend und will ihm den Zettel aus der Hand reißen, doch seine tollen Bodyguards stellen sich mir in den Weg. Pisskinder.
Zachary lacht fast hysterisch und schreit: "Ey! Ey, Leute! Gebt euch das! 'Der erste Kuss zwischen uns war wundervoll. Ich bin sehr stolz auf dich, du machst große Fortschritte.' Haha, Fortschritte in was denn, R-r-reza? Kriegst du den Arsch weiter auf?" Er ist nicht der einzige, der mich auslacht. Wieder werden meine Wangen heiß, aber ich darf ihm die Genugtuung nicht geben und anfangen zu weinen. "Ey, dieser Roxas will unseren armen Reza vergewaltigen, Leute! Und der lässt sich auch noch drauf an ... Wie ist es denn so, angeschwult zu werden?"
"Ich..", breche ich hervor. Dieser Hurensohn kann mir mal den abgeschissenen Arsch ablecken. "Ich liebe Roxas.." Es ist leise, aber ich habe es gesagt! Bam, du Spast. Ich stehe zu dem, der mich glücklicher als alle anderen auf dieser Welt macht und du Pisskopf kannst mir das nicht nehmen, egal was du machst.
Als ich seine überraschte Fresse sehe muss ich grinsen. Ich bin verdammt stolz auf mich. "Wenn du redest, dann ist das ziemliche Scheiße", sagt er nach einigen Sekunden emotionslos und sein Gesichtsausdruck wandelt sich in unbeeindruckt.
"Du lutschst also gerne Schwänze?" Zachary zerreißt Roxys Brief und pustet die Einzelteile aus seiner Hand. Es tut extrem weh ... Der Brief ist etwas besonderes, in ihm steckt Roxas Liebe. Mein Gefühl sagt mir plötzlich: "Lauf weg!", doch bevor ich das tun kann, halten mich die beiden Typen von ihm fest. Zachary kommt zu mir und öffnet seinen Gürtel, während einer der beiden Wichser in meine Kniekehle tritt, so dass ich auf den Knien lande. Eine Hand zieht fest an meinen Haaren und die Klasse sieht geschockt zu uns. Zachary öffnet seinen Knopf und greift sich in die Hose. Mein Bauch presst sich genauso wie meine Zähne zusammen. Angst ...
Ich habe Angst, ja ...
"Zach!", zischt auf einmal eines der Mädchen und schubst ihn. "Lass den Scheiß! Du bist letztes mal schon zu weit gegangen!"
"Ey, er steht doch drauf!"
"Lass es!"
Zachary nickt und knöpft sich wieder die Jeans zu. Er hockt sich vor mich und sieht mir in die Augen. "Schwuchteln sind Abschaum. Es hat immer Spaß gemacht 'n bisschen mit dir zu spielen, aber jetzt würde ich dich nicht mal mit 'ner Kneifzange anfassen. Dachtest du echt, ich lass dich meinen Schwanz lutschen? Ganz ehrlich, vorher lasse ich mir von meinen eigenen Vater in's Gesicht spritzen." Er lacht und holt aus.
Ein Schmerz durchzieht mich, als seine offene Hand auf meiner Wange landet und mit dem Klatschen nicht nur einen durchziehenden, brennenden Schmerz hinterlässt, sondern auch einen roten Abdruck. "Pisser." Er zieht Rotzr auf, da all die Demütigung wohl noch nicht ausreichend waren und er mir noch einmal in dae Gesicht spucken will, doch das Mädchen tritt leicht an sein Bein. "Hör auf."
"Is ja gut! Chill mal dein Leben, Alte. Tage oder was?" - "Halt die Fresse, du Arschloch." Zachary rollt mit den Augen und setzt sich an seinen Platz. Es könnte sowieso jede Minute ein Lehrer herein kommen. Die beiden Typen lassen mich los und ich sacke in mich zusammen, bleibe einfach sitzen. Auch das Mädchen sieht mich mitleidig an, geht dann aber auf ihren eigenen Platz. Gedemütigt und ängstlich stehe ich auf und gehe in einer gebückten Haltung auf meinen Platz. Mit dem Stuhl rücke ich ganz an die Wand und sehe aus den Augenwinkel zu dem zerstörten Brief. Mit dem Fuß hole ich alle Teile bei und breite sie auf meinem Tisch aus.
Einzelne Worte und zerrissene Buchstaben liegen dort und trauern mit mir. Der Lehrer tritt ein und all die wehleidigen Blicke wenden sich nach vorn. Ich jedoch konzentriere mich auf den Papiersalat und beginne zu puzzlen. Liebs zu ter Reza und so weiter ... Ich hasse Zachary so sehr. Das werde ich Roxy und Jay sagen ...
Obwohl ... Andererseits ist es so peinlich ... Ich glaube, dass ich es doch für mich behalte.

Loveletters (BoyxBoy, Yaoi)Where stories live. Discover now