Kapitel 50: Fröhliche Weihnachten!

1.2K 160 9
                                    

Roxas sitzt neben uns und sortiert Christbaumkugeln aus, sein Vater verabschiedet sich gerade und meint, er müsse noch etwas holen - was natürlich der Wauwau ist, den ich ausgesucht habe - und meine Mutter steht schon den ganzen Tag in der Küche und kümmert sich um die Gans. "Freust du dich schon?", grinse ich, während ich meinen Bruder wieder absetze. Er fährt sich durch sein Haar und legt die Hände in die Hüfte, als wäre er ein zickiges Mädchen, das jetzt mit seiner Welle von Predig beginnt. "Natürlich nicht!", sagt er rot und beugt sich etwas vor. Gerade will er noch etwas anhängen, da gibt Roxy ihm einen ziemlich leichten Klaps auf den Po. Empört dreht Lou sich um und starrt ihn an, doch mein Freund grinst nur und gibt ihm die nächste rot-goldene Kugel. "Deine Schwester fühlt sich besser an - weniger Babyspeck!" Voller Scham hängt mein Bruder mit mir weiter die Kugeln an die saftig dunkelgrünen Zweige und wir verhängen die Lichterkette. Dabei umarmt Roxas mich von hinten, fährt meine Arme entlang und hilft mit - er ist so süß.
Es ist so schön, dass ich hier nichts verstecken muss, weil er ein Junge ist. Für mich ist das eigentlich ziemlich normal, dass man sich mehr zum selben Geschlecht hingezogen fühlt.
Es ist so, als würde man kitzelig sein oder eben nicht, Rot mögen oder lieber Blau.
Am Abend decken wir gemeinsam den Tisch und auch Roxys Vater stößt wieder dazu. Er hat eine große Kiste im Arm, die er aber schnell im hinteren Zimmer verstaut. Ich bin ganz aufgewühlt und kann mich kaum auf das köstliche Essen konzentrieren. Wir lachen zusammen über fast alles und erzählen, was dieses Jahr alles passiert ist. Roxy sitzt neben mir und Lou wie immer gegenüber. Immer, wenn er etwas sagen will, greife ich über den Tisch zu ihm und schnippe an seine Nase.
"Lass das!", knurrt er nach dem dritten mal, doch kann sein Grinsen nicht unterdrücken, als ich einfach lächle. "Sei brav, sonst bekommst du als einziger keine Geschenke!"

Caillou ist als erster mit dem Speisen fertig und rutscht ganz hibbelig und nervös auf dem Stuhl herum. Natürlich freut er sich nicht, hehe! Er ist ja so ein schlechter Lügner. Roxas ist recht entspannt, doch mir geht es ähnlich wie Lou - ich will endlich, dass Roxy auspackt! Aber das Highlight muss als letztes kommen ...
Als erstes öffnet meine Mutter die Uhr, welche liebevoll in buntes Geschenkpapier gewickelt ist. Sie lacht und umatmt mich, dabei ist das gar nichts so besonderes. Selbstverständlicherweisr hyperventiliert Lou fast bei seiner Konsole und Roxas nimmt ihn in den Arm, um uns allen zu zeigen, wie man Erste-Hilfe bei zu gut angekommenen Weihnachtsgeschenken anwendet.
Roxas Vater wurde auch nicht vergessen und er beschenkt zu meine Mutter und auch meinen Bruder. So wird meine Mum bei der Schachtel Pralinen ganz rot und mein Bruder freut sich über ein neues DS-Spiel.
Ich werde, wie eigentlich jedes Weihnachten, mit Mangas und DVDs überhäuft - nur von Roxas nicht.
"Ich wollte dir etwas selbst machen", lächelt er und reicht mir ein kleines Böxchen. Als ich es aufklappe, finde ich einen Teddybär, der ein samtiges Herz in den Händen hält, auf dem unsere Namen stehen. "Der sieht aus wie selbstgemacht", grinse ich, auch wenn ich mit Teddys nicht unbedingt viel anfangen kann. Woher Roxas ihn auch gekauft haben mag - es gibt bessere Läden.
"Der ist selbstgemacht!", gibt der Junge an und legt stolz die Hand auf seine Brust. "Ich habe den bei Jay gemacht, wenn du nicht da warst."
Verwundert sehe ich zu Roxy. Ich wusste gar nicht, dass er so etwas kann. Ehrlich gesagt macht die Tatsache, dass Roxas aus dem Nichts ein Teddybären gezaubert hat, das Kuscheltier um einiges wertvoller für mich. Meine Mutter wollte Roxas auch etwas geben, aber sie wusste wirklich nicht, was er gerne mag, deswegen überreicht sie ihm einen Umschlag mit einer weihnachtlichen Grußkarte und 20 Euro.
Geld ist Roxas zwar nichts wert, aber er freut sich, dass sie an ihn gedacht hat. Von Lou bekommt er ein selbstgemaltes Bild - dass in Lou noch diese kleine Kindesader lebt, hätte ich auch nicht mehr gedacht. Er hat sich wirklich Mühe bei dem Bild gegeben, über das Roxas sich meiner Meinung nach wohl mehr freut, als über das Geld. Es zeigt uns alle, zumindest soll es uns alle darstellen.
Mich, meinen Bruder, Mama, Roxas und seinen Vater, von dem Lou aber novh nicht so viel wusste, als wären wir alle eine Familie.

Endlich ist es so weit und ich klopfe Roxy auf die Schulter. "Jetzt bekommst du noch etwas!", grinse ich wirklich aufgeregt und gehe, bevor er etwas erwidern kann, durch die bunten Fetzen von zerissenen Weihnachtspapier und öffne die Tür. Der kleine Flauschball ist mittlerweile aus dem Karton gekrabbelt und kommt schwanzwedelnd auf mich zugelaufen. Grinsend hebe ich den zwei Monate alten Welpen auf den Arm und setze ihn wieder in den mit rosa Deckchen ausgepolsterten Karton, bevor ich ihn wieder verschließe und stolz hochnehme.
Jetzt ist es soweit! Endlich kann ich Roxas auch einmal eine Freude machen. Ich blicke auf mein Kopfkissen, wo Minki zusammengerollt schläft und sich vor der fröhlichen, feierlichen Weihnachtsmusik versteckt. Ich setze den Karton noch einmal ab und liebkose kurz ihren kleinen Miezekopf, bevor ich die Tür öffne und den großen Karton mit den Luftlöchern vor dem sitzenden Roxas auf den Boden stelle.
Er sieht mich kurz verdutzt an, aber auch so, als würde er sich schon denken, was in dem Karton versteckt ist. "Fröhliche Weihnachten."

Roxas beugt sich nach unten und nimmt den Deckel vom Karton.
Treue, niedliche Hundeaugen sehen zu ihm auf. Ich habe mich für ein typisch schwarz-weißes Hündchen, welches bei genaueren Hinsehen aber eher dunkelbraun ist, entschieden. Das Tier hat eine weiße Brust und weiße Pfötchen, ein weißes Schnäuzchen, einen weißen Bauch ... Auf der Stirn sind zwei Flecken, welche mit der Aufgewecktheit des Wauwaus der Grund sind, warum ich genau dieses Tier ausgewählt habe.
Roxas lächelt nicht, sieht aber auch nicht traurig aus. Vielleicht muss er das erst einmal registrieren! Hehe ...
Er greift der kleinen Hündin unter die Vorderbeine und setzt sie auf seinen Schoß. Der Flauschball wedelt unaufhörlich mit der Rute und leckt Roxy wenige Male über die Finger.
Um den Hals des Tieres hängt ein kleines Schild, das er sich ansieht.
"Ich hab' dich lieb!"

Erst jetzt lächelt Roxas und umarmt den Welpen, so wie ich oft Minki umarme. Seine Augen sind für einen Augenblick glasig, so sehr freut er sich!
"Whoah!", ruft Lou, als Roxas Blick sich gelockert hat und bewegt sich aus seiner beinahe sabbernden Position.
"Ich will auch mal!" Er greift nach dem Hund und Roxas setzt ihn vorsichtig zu Lou. Auch meine Mutter ist ganz entzückt von dem Hündchen.
"Du musst ihr noch einen Namen geben", grinse ich Roxas zu und berühre sein weiches, hellbraunes Haar. "Ich hätte sie fast Waufzi genannt", füge ich hinzu, "doch sie gehört ja dir."
Ich weiß - meine Namen sind nicht die besten, aber ich finde einfach, dass genau das die Tiere so süß macht.
"Dann nennen wir sie Waufzi, mhm?"

Loveletters (BoyxBoy, Yaoi)Where stories live. Discover now