~Kapitel 19~

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Meine Hüfte und mein Rücken schmerzten, als ich mich versuchte auf die andere Seite zu drehen. Abgesehen davon, dass ich kleine Steinchen in meiner Seite spürte, war der Boden auch noch hart und kalt. Meine Augen konnte ich nur mit Mühe öffnen. Hier einzuschlafen war alles andere als einfach gewesen.

Zum Einen hatte ich Jessicas hysterische Schreie bis spät in die Nacht gehört und zum Anderen hatte ich versucht meine eigene Panik zu unterdrücken. Irgendwann hatte Jessica dann aber doch aufgegeben und war leise schniefend und zitternd eingeschlafen. Ich würde nicht sagen, dass ich mir zu viele Sorgen mache, aber in der Nacht haben mich alle meine Ängste lange wach gehalten. Vor allem die kleine Stimme, die Jessica recht gab. Es war alles meine Schuld. Ob es den anderen wohl gut ging? August war sicher super wütend und Thea würde bestimmt auch nicht begeistert sein. Vielleicht genoss wenigstens Louie das Abenteuer. Möglicherweise hatten sie sich aber auch schon wieder hinter den Zaun begeben. Suchten sie überhaupt noch nach uns?

Mein Blick wanderte zu Jessica, die friedlich schlafend in dem abgedunkelten Raum neben mir lag. Nur ihre verklebten Augen zeigten noch, wie panisch sie gewesen war. Ich richtete mich um und musste sofort die Zähne zusammen beißen, als ich mich bewegte. Selbst in dem schwachen Morgenlicht konnte ich erkennen, dass ich mir die Knie komplett aufgerissen hatte. Leise schimpfend stellte ich mich hin und klopfte mir den Staub und die kleinen Steinchen von den Beinen.

Ich hob den Blick und konnte zum ersten Mal ein wenig von dem Raum sehen, in dem wir uns befanden. Es war ziemlich dunkel, doch meine Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt. Ein dünner Lichtstrahl kam aus einem einzelnen Fenster unter dem glatten Dach und erhellte den Raum zumindest ein wenig.

Wenn ich an die letzte Nacht zurück dachte, in der ich riesige Angst vor dem großen leeren Raum gehabt hatte, wirkte diese jetzt unbegründet. Der Raum war zwar groß, aber das war es auch schon. Was hatte ich erwartet? Einen Alien? Oder doch ein Ufo? Stattdessen befanden sich nur einige Kisten und Container in der Ecke des Raumes. Jede Wette darauf, dass ich mich in einem Lagerraum befand.

Ich ließ meinen Blick weiter schweifen, doch zu meiner Enttäuschung waren keine weiteren Öffnungen in dem Raum zu erkennen. Damit starb auch meine letzte Hoffnung auf eine Möglichkeit zu entkommen. Ich machte vorsichtig einen großen Bogen um die schlafende Jessica und versuchte die schwere Tür zu fassen. Doch was hatte ich erwartet? Wenn sie sich schon mit Griff kaum öffnen ließ, wie sollte das dann ohne einen Griff funktionieren?

Ich schlich zurück zu meinem Rucksack, den ich am Abend nur noch schnell neben mich gepfeffert hatte und kramte nach meinem Handy. Ich versuchte zuerst Louie und dann Thea anzurufen, doch sofort zeigte mir mein Handy eine Störung in der Verbindung an.

„Kein Empfang?" Ich schreckte auf. Jessica saß aufrecht an der Stelle, an der sie vorher noch tief und fest geschlafen hatte. Sie schien deutlich ruhiger, als gestern, doch ihre Augen zeigten, dass sie einfach nur zu müde war, um einen neuen Streit anzufangen.

„Ich hatte die Hoffnung, dass ich Hilfe rufen könnte."

„Vergiss es." Ich blickte Jessica fragend an und sie verdrehte nur die Augen.

„Wir sind hier in einem hochgesicherten Sperrgebiet. Wir können wetten, worum du willst, dass du nirgendwo hier dein Handy nutzen kannst." Ich steckte es wortlos zurück in die Tasche, da ich nicht eine Sekunde daran zweifelte, dass sie recht hatte. Wäre auch zu schön gewesen.

„Und was sollen wir deiner Meinung nach dann machen?"

„Das solltest besser du dir überlegen." In ihrer Stimme schwang ein spitzer Unterton mit. Offenbar hatte ich mich geirrt und sie war doch nicht zu müde, um einen Streit anzufangen. Ich war es allerdings schon.

„Und wenn wir durch das Fenster klettern? Wir könnten Kartons stapeln..."

„Das ist nicht dein Ernst, oder? Du kannst doch nicht echt so naiv sein, dass du denkst, das würde funktionieren."

„Wenigstens versuche ich eine Lösung zu finden, im Gegensatz zu anderen, die nur rum sitzen und doofe Kommentare abgeben!" Na klasse. Wir waren hier eingesperrt und schon wieder kurz davor uns in Stücke zu reißen.

Zum Glück wurde Jessica von einem lauten Klopfen an der Tür unterbrochen, bevor sie etwas erwidern konnte. Wir starrten die Schiebetür an, als hätte dort gerade ein Schwein fliegen gelernt, dann realisierten wir, was das Geräusch bedeutete. Jessica stürzte zu der Tür und hämmerte mit beiden Händen mit dagegen und ich tat es ihr einige Sekunden später nach.

„Wir sind hier drin! Bitte holen Sie uns hier raus!" Dann ruckelte die Schiebetür und mit einem Quietschen und Scheppern wurde sie aufgeschoben. Jessica verschwendete keine weitere Sekunde in der Lagerhalle und stürzte nach draußen. Ich warf mir schnell meinen Rucksack über den Rücken, dann folgte ich ihr etwas langsamer.

Als ich in das grelle Tageslicht trat, musste ich die Augen fest zusammenkneifen. Der Temperaturumschwung war genauso heftig. Mit einem Schlag wurde mir klar, wie angenehm kühl der Lagerraum gewesen war. Doch zurück würden mich keine zehn Pferde bringen. Als meine Augen sich ein wenig an das Tageslicht gewöhnt hatten, konnte ich meine Retterin erkennen.

Es handelte sich um eine junge Frau, die Jessica und mich besorgt musterte. Mir wurde mit einem Schlag klar, wie wir aussehen mussten. Ich zupfte meinen Pyjama zurecht und versuchte zu lächeln, was mir allerdings nicht so ganz gelang. Immerhin hatte Jessica eine Jeans an und war nicht ganz so verschmutzt wie ich. Die Frau wirkte im Gegensatz zu ihr aber trotzdem noch viel ordentlicher. Sie musterte uns langsam von oben bis unten unter einem wachsamen Blick, sodass ich mich immer unbehaglicher fühlte. Dann sah sie mir in die Augen.

„Gehört ihr zufällig zu unseren anderen drei unerwünschten Besuchern?"

Area 51 - Don't trust anybody! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt