~Kapitel 37~

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Tatsächlich war der Abend gar nicht so schlecht, wie zuerst gedacht. Abgesehen von der Sorge, dass ich nie wieder nach Hause kommen würde, natürlich. Die Sonne verschwand schon am Horizont und hinterließ den Himmel in einem schönen orange-Ton. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, jemand hätte einen Eimer Farbe über den Himmel gekippt. Oliver war in der Zwischenzeit zu so etwas wie unserem Tour-Guide mutiert und zeigte uns alles Mögliche. Er deutete gerade auf die untergehende Sonne.

„Und da hinten liegt der Zaun. Das müssten ungefähr vier Kilometer sein." Louie starrte ihn ungläubig an.

„Vier Kilometer? Niemals! Wir sind ziemlich schnell auf Nora gestoßen und Jessica und Tia waren in einem Lagerhaus eingesperrt. Die sind doch niemals vier Kilometer bis hier hin gerannt."

„Es gibt auch ein paar kleine Lagerhäuser in der Nähe vom Zaun. Und ich wette mit dir um was auch immer du willst, dass Nora eigentlich den Zaun kontrollieren sollte." Thea grinste.

„Stattdessen hat sie die Nacht damit verbracht zwei Idioten zu suchen, die einfach Türen hinter sich zufallen lassen und dann nicht mehr raus kommen." Jessica kniff die Augen zusammen und funkelte ihre Schwester wütend an. Oliver hatte die Spannung zwischen den Beiden entweder nicht wahr genommen oder er ignorierte sie. Er drehte sich zu Jessica und lächelte sie an.

„Beim nächsten Mal rufst du mich einfach an. Dann hole ich euch da raus." Jessica lächelte zuckersüß zurück.

„Heißt das, ich kriege deine Nummer?" Louie unterbrach sie genervt.

„Ihr könnt euch nicht anrufen, da hier kein Netz ist." Er starrte Oliver wütend an. Oder viel mehr eifersüchtig. Wie oft er schon versucht hatte an Jessicas Nummer zu kommen, konnte ich gar nicht mehr zählen. Ich hatte meinen besten Freund ja wirklich lieb, aber manchmal konnte er unfassbar blind sein. Unsere beiden Turteltauben schienen seinen Kommentar jedoch überhört zu haben. Ich seufzte. Das war eine verlorene Schlacht für Louie.

August klopfte ihm mitleidig auf die Schulter. Auch er hatte wohl mittlerweile kapiert, was los war. Louie schüttelte aber nur verärgert seine Hand ab und stapfte an Oliver und Jessica vorbei.

„Ah, Louie läuft schon in die richtige Richtung. Da hinten ist unsere Nummer Eins der Lagerhallen." Thea sah Oliver belustigt an.

„Ihr habt ne Lieblingslagerhalle?"

„Du wirst schon noch sehen warum." Oliver schob mit Shanes Hilfe die große Blechtür auf, die definitiv so aussah, als könnte sie mal eine Reparatur gebrauchen. In der Lagerhalle war es dunkel, doch Shane griff gezielt in eine Ecke und holte eine kleine Packung heraus. Ehe ich mich versah, entflammte ein kleines Licht in seiner Hand. Shane hielt das Streichholz an eine verstaubte Laterne, die gleich darauf hell leuchtete. Dann lief er einfach so in den dunklen Raum.

Versteht mich nicht falsch, ich hatte noch nie Angst vor der Dunkelheit. Aber trotzdem gab es einen Unterschied zwischen keine Angst vor dem Licht ausmachen im Haus haben und in einen verlassene Lagerhalle spazieren. Und vor dem Letzteren hatte ich schon Respekt. Shane drehte sich zu uns um, als er merkte, dass keiner außer Oliver und Jessica ihm folgte.

„Keine Sorge, die Monster kommen nur nach Mitternacht raus." Ich gab mir einen Ruck und lief langsam zu Shane. Der Typ sollte nicht denken, dass ich ein Angsthase war! Dieser warf mir einen flüchtigen Blick zu, ehe er wieder zu den anderen sah.

„Einer da, fehlen nur noch drei! Jetzt kommt, ich will hier nicht die ganze Nacht stehen." Nun folgten auch Thea, Louie und August zögerlich. Shane wartete jedoch nicht länger auf uns, sondern lief weiter in die stockdunkle Halle rein. Fast wäre ich mit einigen Kisten zusammen gestoßen, die sich gefährlich vor mir auftürmten. Am liebsten hätte ich kehrt gemacht und ich war mir sicher, dass Louie und Thea mir ohne zu zögern folgen würden. Trotzdem biss ich die Zähne zusammen und beschleunigte meine Schritte.

„Na du bist ja mutig, Prinzessin." Shane grinste mich von der Seite an und ich drehte mich demonstrativ weg. Er hatte vielleicht seine Meinung über mich geändert, was aber nicht hieß, dass ich ihm jetzt um den Hals fallen würde. Seine Stimmungsschwankungen waren anstrengend.

„Schweigsam. Bist du etwa sauer, weil ich dir nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt habe?" Shane verspottete mich! Und ich ließ es zu? Nur in seinen Träumen! Ich warf ihm einen Seitenblick zu und zischte ihn wütend an.

„Du kannst nicht einfach ankommen, wenn es dir gerade passt und mich den Rest der Zeit ignorieren! Also benimm dich weniger wie ein Arschloch, dann red' ich vielleicht auch mit dir." Das war vielleicht doch etwas zu viel gewesen. Aber zurücknehmen konnte ich es jetzt nicht mehr. Und Shane hatte bereits die Augen verärgert zusammen gekniffen.

„Du warst diejenige, die unbedingt Kontakt wollte, um ihren geliebten Papi zufrieden zu stellen. Aber weißt du was? Mich juckt es absolut nicht, was dein Vater oder mein Vater über uns denken."

Mit diesen Worten wurde er schneller und als ich ihm hinterher lief, wäre ich fast in einen Tisch gerannt.

Area 51 - Don't trust anybody! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt