~Kapitel 66~

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Jessica war offenbar gewillt auf keinen Fall nachzugeben.

„Bitte, die anderen sehen das auch so." Widerwillig gab ich auf.

„Okay, aber dann kümmerst du dich um Hilfe von Oliver." Das ich ein kleines bisschen enttäuscht war, ließ ich mir nicht anmerken. Warum sollte ich das überhaupt sein? Hilfe war gut, egal von wem der Beiden. Jessica kramte in ihrer Hosentasche und zog ein kleines Stück Metall hervor, welches sie mir zuwarf.

„Das habe ich schon längst." In meiner Hand lag ein Schlüssel. Genau so einen hatte Shane mir auch gegeben. Doch jetzt war ein schlechter Moment, um mich selbst zu bemitleiden oder in meinen Gedanken zu versinken. Jessica winkte August und Thea heran, die uns aus einiger Entfernung heimlich beobachteten. Anhand der Blicke, die Thea uns zuwarf, konnte ich sehen, dass sie schon die ganze Zeit gelauscht hatte. August sah sich verstohlen suchend nach Mr. Wood um.

„Wir sollten besser nicht trödeln. Wenn Mr. Wood merkt, dass wir weg sind, haben wir ein Problem." Ich blickte irritiert in die Runde und Thea legte mir daraufhin lächelnd die Hände auf die Schultern.

„Keine Sorge, wir haben einen ziemlich guten Plan."

„Was für ein Plan? Warum habt ihr mich noch nicht eingeweiht?" Jessica sah mich leicht genervt an.

„Du warst doch mit Mr. Wood beschäftigt. Außerdem kam Idee spontan von August. Wir gehen ins Labor und suchen nach einem Forscher der uns helfen kann. Du hast gesagt, dass das Monster diese Flüssigkeit aus dem Labor gefressen hat, richtig? Also werden wir es damit anlocken. Wir machen das allerdings nicht bei einem Stromausfall, weshalb wir dann mit den Überwachungskameras beobachten können, wohin es rennt, falls es entkommt. Zusätzlich können wir uns wahlweise entweder Waffen oder gute Verstecke besorgen. Und dann können die Leute hier das Monster einfangen!" Ich starrte sprachlos in die überzeugten Gesichter meiner Freunde.

„Das war deine Idee, August?" Dieser zuckte grinsend mit den Schultern. Allerdings meinte ich auch einen Schatten in seinen Augen zu erkennen.

„Eine gute Eingebung, nicht wahr?" War das tatsächlich der selbe August, mit dem wir hierher gekommen waren? Wobei er das vermutlich nicht war. Viel hatte sich verändert, seit wir nicht mehr Zuhause waren, seit wir alleine klarkommen mussten, seit Louies Tod. Das hatte wohl auch uns verändert.

Ich folgte den anderen flink zum Ausgang, wobei ich das Davonschleichen mittlerweile gewohnt war. Und zu meiner Überraschung kamen wir dieses Mal deutlich einfacher davon. In der Einrichtung achtete kaum einer auf uns, so sehr hatten sie sich schon an unsere Anwesenheit gewöhnt. Nur hin und wieder warf man uns fragende Blicke zu. Zu meiner Erleichterung hielt uns aber keiner an, um nachzuhaken, was wir hier wollten. Ich umklammerte den Schlüssel ein wenig fester und schloss schließlich mit zittrigen Händen die Tür auf. Es blinkte einmal kurz und wir wurden in die Schleuse gelassen. Ich wollte zu den Kitteln laufen, doch Thea zog mich bestimmt in Richtung Labor.

„Wir sind so schnell wieder raus, dass wir die gar nicht brauchen werden." Ich dachte an die Tour mit Louie zurück und bezweifelte daher die Aussage eher. Widersprechen konnte ich allerdings nicht mehr, da man mich bereits in das Labor gezogen hatte. Die Tür hinter uns war wieder zu und ich wollte auch keine Szene machen, also befreite ich nur seufzend meinen Arm. Jetzt hatte ich auch endlich Zeit mich umzublicken. Im Vergleich zu den anderen Malen, an denen ich hier gewesen war, war ziemlich viel los. Die Leute huschten aufgeregt und in Eile mit schnellen Schritten aneinander vorbei zu den einzelnen Tischen und Kisten.

„Soweit ich mich erinnere, hatten wir darüber gesprochen, dass ihr keine Dummheiten mehr machen sollt. Und trotzdem steht ihr hier." Zu meiner Überraschung stand uns Nora mit Schutzbrille, Kittel und einigen Heften unter dem Arm gegenüber. Wäre sie nicht so vollbepackt, würde sie vermutlich jetzt streng die Arme verschränken. Thea hatte bei ihrem Anblick erschrocken aufgequiekt. Auch ich war nicht weniger irritiert.

„Was machen Sie denn hier? Ich dachte, das wäre nicht ihr Arbeitsbereich." Nora zog eine Augenbraue hoch und schmiss ihre Ordner und Hefte mit Nachdruck auf den Tisch.

„Ich bringe nur was vorbei und überprüfe einige Sachen. Die viel wichtigere Frage ist aber, was ihr hier tut." Jessica sah verlegen zu uns, doch ich presste meine Lippen fest aufeinander. Hätten wir Kittel angehabt, hätte sie uns vielleicht nicht erkannt. Wobei das auch weit hergeholt war. Immerhin waren wir auch so ein gutes Stück kleiner als die Forscher und Angestellten hier.

„Also... wir wollen, nein müssen nur etwas holen. Dann sind wir sofort wieder weg." Nora sah Jessica nun noch viel skeptischer an.

„Ihr müsst etwas aus einem Labor holen, an dem die Türen eigentlich immer verschlossen sind? So ganz ohne Begleitung? Und dann noch alle zusammen?!" Thea lächelte schief.

„Für die moralische Unterstützung, damit wir uns äh... nicht verlaufen!"

„Euch ist klar, dass ich euch nichts davon abkaufe? Wenn ihr mir dann jetzt die Wahrheit erzählen könntet, wäre ich sehr dankbar."

Area 51 - Don't trust anybody! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt