[Kapitel 2/Teil 4]

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*Elara POV*
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Anfang des 17.Jahrhunderts-

Was? Wie?
Nun hatte ich nicht mal mehr die Kraft meine Augen offen zu halten ich hörte nur das Rauschen des Lichts an meiner Stirn. Abrupt nahm sie ihre Hand von meinem Kopf, so dass er durch die fehlende Stütze nach vorne fiel, und hielt mich stattdessen an den Oberarmen fest. "Komm schon mein Kind mach deine Augen auf , du musst noch wach bleiben ich muss dir noch so einige Regeln erklären." Sie schüttelte mich etwas. "Gleich darfst du schlafen" Ich kratzte all meine restliche Kraft zusammen und öffnete meine Augen, doch an stehen konnte ich nicht mal mehr denken. Die Göttin schien das auch schon bemerkt zu haben, denn sie zog mir mit ihrem Fuß den modrigen alten Stuhl zurecht.

Wo war ich hier hineingeraten? Was machte sie mit mir? Warum machte sie das? Ich wollte doch nur weiter leben, so kannte ich das Leben nicht. Mein Körper fühlte sich gerade zu Leblos an obwohl sie ständig an mir rüttelte.

"Hör zu." donnerte sie mir entgegen. Ihre Stimme kam mir mit so einer Kraft entgegen, dass es mich gegen die Stuhllehne drückte. Erst dann bemerkte ich mein nasses Gesicht. Ich weinte. "Hör mir endlich zu. Ich habe wirklich nicht mehr lange Zeit. Lass mich dir bitte alles erklären." Sie klang zum ende hin nicht mehr so Kraftvoll sondern schlichtweg verzweifelt. "Ich weiß, es ist nicht fair. Nichts ist fair. Aber glaube mir es hat alles seinen Sinn... Vertraue mir." Die Göttin ging vor mir in die Hocke und nahm sich meine Hände in ihre. Wie verzweifelt musste eine Göttin schon sein, damit sie sich vor einem einfachen Menschen wie mir so klein machte? "Ich habe dir nun alles genommen was ich von dir brauche meinen Teil füge ich gleich mit dazu, dafür musst du aber erst das Buch schreiben. Ich werde deinen Geist davor verschließen, damit du den Inhalt nicht kennst. Dieser ist erst am Ende deiner Reise wichtig, davor wirst du nicht in der Lage sein es zu lesen. Erst der fallende Stern muss sich von deinem Schicksal lösen."

Meine Sicht wurde ganz trüb.. Sprach sie absichtlich in Reimen oder war das nur ein sich ständig wiederholender Zufall? Machte das überhaupt einen Sinn? Machte hier denn überhaupt irgend etwas einen Sinn?

"Komm schon Elara schweif nicht vom Thema ab. Das hier ist wichtig." Ich blinzelte. Versuchte die Trübheit meiner Augen zu lösen. Meine Sicht verschärfte sich erst nach mehreren Versuchen, wieder starrte ich sie nur an, zu mehr war ich wirklich nicht mehr fähig. "Nun muss ich mich von dir Verabschieden. Sobald dein Geist wieder mit deinem Körper im Einklang ist wirst du mich nicht mehr sehen können, aber glaube mir du bist nicht allein. Halt dich einfach nur an meine Worte."

Solaris löste ihre Hände von meinen und nahm sich den Ring von ihrem linken Mittelfinger ab. Vorsichtig, als ob ich viel zu zerbrechlich wäre, legte sie es mir in meine rechte Hand und verschloss sie mit beiden Händen zu einer Faust. Ohne meine Hand loszulassen Sprach sie weiter: "Ab heute Elara, bist du mein Kind. Ab Heute bist du mein letztes Erbe. Meine letzten Gaben haben die Menschen nur vergeudet, mögen sie dich in Ehren auf Händen tragen." Ich versuchte meine Augen offen zu halten, doch sie schienen mir nicht gehorchen zu wollen. "Warte auf mein Zeichen vergiss das nicht." sagte sie und drückte meine Faust etwas, dabei hörte ich ihren letzten Satz nicht mehr ganz so klar. Es hörte sich an als ob sie durch eine Steinerne Wand zu mir Sprach.

Sie verschloss mein Geist wohl wirklich.

Es fühlte sich an wie ein großes Nichts, nicht hell nicht dunkel, nicht kalt und auch nicht heiß. Hier schien die Zeit nicht vergehen zu wollen.

Vorsichtig versuchte ich meine Augen zu öffnen, aber das Licht um mich herum war zu Hell also verschloss ich sie gleich wieder. Es roch vermodert nach altem Holz. Ich konnte das Holz sogar knarzen hören. Ich hielt ein ledernes Buch auf meiner Brust und lag hier wie in einem Sarg, ganz steif. Mit einem Ruck setzte ich mich auf und sah an mir herunter. Das Licht störte mich nun nicht mehr und auch im Sarg schien ich nicht zu liegen.

Ich lebte.

Es mussten viele Stunden vergangen sein, denn die Sonne war gerade dabei aufzugehen. Noch immer war ich in der alten Hütte nur war ich jetzt auf dem Boden, statt auf dem alten Stuhl. Schnell setzte ich mich noch ein Stück  auf und sah mich um und suchte das innere der Hütte nach der Göttin Solaris ab. Doch sie war wie versprochen nirgends zu sehen. Alles schien als ob sie nie da gewesen wäre. Nur das dunkelblau lederne Buch war neu.

MythosWhere stories live. Discover now