[Kapitel 2/Teil 5]

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*Elara POV*
-Anfang des 17.Jahrhunderts-

Ich fühlte mich noch sehr benommen, meine Sicht schien mich zu trügen denn ich glaubte, je weiter ich mich umsah, die einzelnen Rillen und Furchen der Holzmaserungen erkennen zu können. Nicht nur von dem alten Tisch direkt neben mir, sondern auch von der Wand gegenüber der Tür. Das war doch unmöglich ich hätte niemals so gut und vor allem so detailliert sehen dürfen. Ich schloss meine Augen um sicher zu gehen, dass das nur eine Einbildung war und schaute mich noch einmal um, doch meine Sicht wurde entgegen meiner Hoffnungen noch viel besser. Jetzt sah ich sogar die winzig kleinen Staubkörner in den einzelnen Rillen. Schnell schloss ich meine Lieder noch fester und schüttelte meinen Kopf um mich wirklich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Als ich meine Augen dieses mal öffnete sah ich zu aller erst in meinen Schoß zu meinen zittrigen Händen, denn ich hatte die Sorge meinen Verstand zu verlieren.

Meine rechte Hand war nicht mehr in einer Faust, der goldene Ring steckte nun an meinem Zeigefinger, sonst wirkten meine Hände ganz wie gewohnt. "Es ist alles gut" sagte ich zu mir selbst. "Es wird alles wieder gut." Um sicher zu gehen, dass wieder alles normal war schaute ich mich ein weiteres Mal genauer um. Die Tür, der alte modrige Tisch, der Stuhl hinter mir, die Hölzernen Wände und auch das Buch. Alles schien wieder beim alten zu sein. Solaris hatte mir wirklich ein Buch hinterlassen, welches mir beim aufsetzen wohl von meiner Brust in meinen Schoß gerutscht war.

"Es ist alles wieder so wie es war." War ich das denn auch?

Ganz langsam nahm ich mir das Buch in die Hand und stand vorsichtig auf um mich wieder auf den Stuhl zu setzen. Ich traute meinen Beinen noch nicht ganz. Der Stuhl knatschte in Protest sobald ich mich hinsetzte. Ich legte das lederne Buch vor mich auf den Tisch ab, um es mir genauer ansehen zu können.

Es war sehr dunkel, das Blau konnte ich nur im Licht der aufgehenden Sonne erkennen. In der Mitte des Buches stach ein silberner Kelch ohne Fuß hervor. Der Nodus verschmolz mit dem Knauf eines ebenso silbernen Dolches welches den Schaft des Kelches bildete. Die Cuppa des Kelches hatte eine Relief Verzierung aus lianenartigen Pflanzen. Am Knauf des Dolches war ein großer feuerroter Edelstein und auch am Schaft waren mehrere kleine rötliche Edelsteine eingearbeitet. Die Steine erinnerten mich an das Kleid der Göttin. Wie ein Echo hallte Solaris' Stimme in meinem Kopf "...ein Buch zum Teil aus mir und zum Teil aus dir." Wieder stellten sich meine Härchen auf. Auch wenn ich wusste, dass sie nicht mehr in der Hütte war drehte ich mich nach hinten um mich selbst davon zu überzeugen. Auch wenn hinter mir wirklich keiner stand fühlte ich mich beobachtet.

Schnell stand ich auf und nahm das Buch wieder von dem Tisch, meine Benommenheit war wie vergessen. Um dieses mal den Rock meines Kleides halten zu können klemmte ich das Buch unter meinen Arm, damit ich nicht wieder stolperte. Noch einmal würde ich mich nicht fangen lassen. Gerade als ich mich zu der Tür drehte Schwang sie plötzlich mit einem lauten Knall auf. Jemand hatte die die Tür mit solch einer Kraft aufgetreten, dass sie mit einen lauten Knall gegen die Wand dahinter Stieß.

Solaris hatte mich sicher im stich gelassen, denn es war der alte grießgram. Der dicke Mann mit der hässlichen Narbe, der mich zuvor verfolgt hatte.

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Danke fürs lesen :)

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