[Kapitel 14/Teil 2]

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*Noan POV*

-Mitte des 19.Jahrhunderts-

Gerade als ich auf Nara zugehen wollte hörte ich das leise Wimmern aus der Richtung des Bettes in welchem Elara bis vorhin noch saß. Auf dem ersten Blick konnte ich sie nicht sehen, da sie ihre Decke fast ganz über ihren Kopf gezogen hatte. Sie hatte angst. Vor mir?

Mit einem Mal löste sich meine Wut und meine Gefühle schlugen in eine schuldbewusst sanftere Art um. Langsam ging ich auf sie zu und griff vorsichtig ihre Decke. Darauf bedacht ihre Hände nicht zu berühren, welche ihre weiche Schutzmauer verkrampft fest an ihren Kopf drückten. "Elara?" auch meine Stimme klang nun deutlich sanfter. Wie schön sich ihr Name anhörte, ich sprach ihren Namen das erste Mal laut aus. "Du brauchst keine Angst zu haben, ich könnte dir niemals etwas antun." Ich spürte die stechenden Blicke meines Bruders deutlich in meinem Rücken, doch war mir das in dem Moment mehr als nur egal. Er und Nara sollten ruhig sehen, was für eine Wirkung Elara auf mich hatte.

Sie würden durch mein Gemütswechsel sowieso schon erkannt haben in welcher Beziehung Elara und ich zueinander standen.

Auch wenn die beiden hinter mir sich deutlich entspannten reagierte Elara nicht annähernd so erleichtert auf mein Stimmungswechsel. Vorsichtig um sie nicht noch weiter zu verschrecken versuchte ich ihre Decke aus ihrem Griff zu lösen. Elara zögerte kurz bevor sie etwas über den Rand schaute. "So ist gut. Ich bin wieder ich." versuchte ich ihr ruhig zuzusprechen während ich weiterhin bedächtig an ihrer Decke zog. "Ich habe mir nur sorgen um dich gemacht, es war nicht meine Absicht dich zu verschrecken." Elara sah mir gebannt, doch weiterhin etwas eingeschüchtert, entgegen.

Instinktiv legte ich behutsam meine Hand an ihre Wange und sah ihr dabei nur in ihre leuchtenden moosgrünen Augen. Schon wieder bewegte sich etwas in meiner Brust, doch dieses Mal war es deutlich stärker. Mit einem Mal verstand ich, dass meine Reaktion auf dem Flur nicht der Nähe zu Vega galt, sondern der Gefühle die Elara ausstrahlte. Ihre Gefühle schwappten in Wellen auf mich zu, auch wenn wir vorher mehrere Meter von einander entfernt waren. Nach einem kurzen zögern schloss sie ihre Augen und schmiegte ihr Gesicht etwas tiefer in meine Hand. Sie beruhigte sich.

Je länger wir so saßen wurde unsere Verbindung mit sanften Stromschlägen immer intensiver. Auch ich schloss meine Augen und gab mich den Gefühlen hin, die sich in meinem Inneren warm ausbreiteten. Wenn wir allein auf so eine einfache Berührung so intensiv reagierten, wollte ich gar nicht erst wissen wie schwer es, mit der Zeit, werden würde meine Gefühle für sie zu hemmen.

Ich hatte das Paar hinter meinem Rücken schon lange ausgebländet, als Torin sich räusperte. Elara zuckte aus ihrer Trance und rückte wieder zurück an den Rand des Bettes um für etwas mehr abstand zwischen uns zu sorgen. Der plötzliche Abbruch unserer körperlichen Nähe holte auch mich aus unserer ganz persönlichen Blase. "Was?" zischte ich und dreht mich zu meinem Bruder. "Du siehst doch, dass wir das gebraucht hatten, also was willst du?" fragte ich deutlich aufgebracht, doch versuchte ich Elara zur liebe meine Wut zu zügeln.

"Du bist Verlobt. Schon vergessen?" fauchte Nara aufgebracht. "Du kannst das meiner Schwester nicht antun." beendete sie ihren Satz und deutete dabei eisern zu Elara.

MythosWhere stories live. Discover now