𝟎𝟑 | 𝐒𝐩𝐞𝐧𝐜𝐞𝐫 𝐑𝐞𝐢𝐝

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·°¯'·• für Blackhoodlea •·'¯°·

Es ist einfach furchtbar. Unser aktueller Fall hat ein Level von Grausamkeit erreicht, das ich in meiner kurzen Zeit bei der BAU noch nicht erlebt habe. Dazu muss man zwar sagen, dass ich erst seit einigen Wochen Teil des Profiler-Teams bin, aber dennoch. Wir sind einem Killer in Alaska auf der Spur, der seine Opfer jagt wie Wild. Er bringt sie kaltblütig um, ohne jede Reue oder auf den ersten Blick erkennbares Muster.

Franklin ist ein sehr sehr kleiner Ort hier im kältesten Staat der Vereinigten Staaten. So klein, dass es hier nur eine einzige Pension gibt, mit so wenigen Zimmern, dass sich immer zwei Leute eins teilen müssen. Natürlich wollte Penelope in ein Zimmer mit ihrem Schokodonut Derek, was mir natürlich in die Hände spielt, weil ich so auf ein Zimmer mit meinem Freund kann.

Spencer und ich haben uns vor über einem Jahr in einem Club kennengelernt. Wir wurden beide von unseren jeweiligen Freunden mitgeschleppt und haben uns so unwohl gefühlt, dass wir zusammen abgehauen sind. Wir wollten nach Hause und haben uns zusammen an die Haltestelle gesetzt, um auf unsere Busse zu warten. Aber dann haben wir uns unterhalten und jeden Bus vorbeifahren lassen, weil wir so viel Spaß hatten.

Nur Tage später wollten wir uns eigentlich treffen, aber es kam ein Fall dazwischen. Spence wusste aber damals schon, dass ich mich beruflich mit Sprachanalyse und linguistischen Fingerabdrücken beschäftige, sodass er mich aus Boston anrief, damit ich ihm und seinem Team helfen konnte, einen Serientäter zu fangen, der Frauen erschoss, die ihn an seine Mutter erinnerten. Typischer Mutterkomplex im Extremformat.

Jedenfalls wurde ich danach von dem Team zum Grillen bei David Rossi Zuhause eingeladen. Spence und ich sind uns bis heute unsicher, ob wir das als Date zählen lassen können oder nicht, aber das ist eigentlich auch egal. Wir haben uns danach an beinahe jedem freien Tag gesehen und wenn er bei einem Fall war, haben wir am Abend telefoniert.

Ich konnte dem Team noch einige Male helfen, bis Hotch mir vor zwei Monaten eine Stelle angeboten hat. Als Teammitglied in der BAU, an der Seite meines Freundes. Da unsere Beziehung nicht erst im Team angefangen, sondern bereits vorher bestanden hat, war auch das kein Problem, solange Hotch als unser Vorgesetzter regelmäßige Leistungsbeurteilungen über unsere professionelle Zusammenarbeit bei der Personalabteilung des FBI einreicht.

Vor drei Monaten sind Spence und ich zusammengezogen, und als ich das Angebot bekam, mit ihm zu arbeiten, waren wir kurzzeitig unsicher, ob wir uns nicht irgendwann gegenseitig auf den Keks gehen würden. Aber Gott sei Dank ist dem nicht so. Wir genießen es, beinahe jeden Tag miteinander verbringen zu können und ich kann ihm endlich richtig beistehen, bei all den Monstrositäten, denen er im Job begegnet. Naja, schließlich sehe ich mich mittlerweile auch mit ihnen konfrontiert, und es tut gut, eine nahestehende Vertrauensperson zu haben, die einem hilft, anfänglich mit sowas umzugehen.

Ich kann mit ihm zusammen über alles reden, was mich beschäftigt. Aber ich kann auch mit ihm schweigen, wenn ich mich nicht nach Reden fühle. Wir sind uns näher als je zuvor.

Heute ist ein Abend, an dem möchte ich auf gar keinen Fall reden. Penelope ist dieses Mal mit uns unterwegs. Normalerweise nimmt sie von Quantico aus teil an unseren Ermittlungen und liefert uns aus ihrem bunten Büro entscheidende Hinweise. Aber hier in Franklin, Alaska, ist das Netzwerk nicht wirklich zuverlässig und stabil, weswegen sie hier in der Pension mit ihrem Laptop sitzt und die Kleinstadt ins einundzwanzigste Jahrhundert führt. Zumindest was die Technik angeht...

Aber vorhin war etwas so Furchtbares passiert, dass wir wohl alle kaum werden schlafen können: Penelope - unsere quietschbunte, leicht naive einhornvernarrte Penelope - musste nicht nur einen Mord mitansehen, sie sah auch die schemenartigen Umrisse des Mörders und war alleine mit dem Opfer, während der Mann an seinem eigenen Blut erstickte.

Ich glaube, ich habe noch nie jemanden, der mir nahesteht, so aufgelöst gesehen, und das hat mich doch mehr aufgewühlt, als ich gedacht hätte. Derek kümmert sich um Penelope und wir anderen wurden von Hotch wieder in unsere Betten geschickt, weil wir in der Dunkelheit sowieso nichts ausrichten können, ohne uns vielleicht selbst oder gegenseitig zu verletzen. Nachdem wir die nähere Umgebung also abgesucht haben, falls der Täter sich doch noch hier aufhalten sollte - was wir jedoch aufgrund seiner vorherigen Taten ausschließen -gehen wir alle wieder ins Zimmer.

Ich liege hier und habe die Decke bis zu meiner Nasenspitze gezogen, während Spencer noch kurz duschen ist. »Woran denkst du?«, fragt er mich, als er aus dem Bad kommt und unter seinem Bademantel wahrscheinlich nur noch eine Boxershorts trägt. Seine mittlerweile kurzen Haare kringeln sich in seiner Stirn, was ich absolut liebe, also verziehen sich meine Lippen automatisch zu einem Lächeln, bevor mein Gehirn von meinem süßen Freund zu dessen gestellter Frage zurückspringt.

»Ich denke an Penelope. Sie hasst es ja schon auf ihren Bildschirmen von solchen Gräueltaten zu lesen. Sie muss sich nach den Fotos eines Mordopfers erst mindestens eine halbe Stunde lang Videos von süßen Tierbabys ansehen! Wie soll sie denn hiermit klarkommen, Spence?«

Spencer seufzt und lässt das Oberteil seines Pyjamas achtlos fallen, als er zu mir aufs Bett krabbelt und sich so nah neben mich legt, dass seine feuchten Löckchen auf meine Stirn tropfen. Er stützt sich auf seinem Ellenbogen neben meinem Kissen ab und sieht mir fest in die Augen, während ein sanftes Lächeln seine Lippen ziert: »Penelope ist viel taffer als du denkst. Sie wird sich selbst überraschen, aber sie wird damit klarkommen. Vor allem weil sie niemals alleine ist und wir alle ihr dabei helfen werden.«

»Ich liebe dich Spence«, flüstere ich und vergrabe meine Hand in seinem Nacken, um ihn zu mir runterzuziehen, bis unsere Lippen in einem süßen Kuss verschmelzen. »Ich liebe dich auch«, murmelt er an meine Lippen und rollt sich über mich. »Möchtest du reden?«, fragt er mich und streicht mir zärtlich über die Wange. Ich schüttle meinen Kopf. »Ich möchte nicht daran denken. Ab morgen früh müssen wir uns wieder den ganzen Tag mit diesem furchtbaren Serienkiller beschäftigen, aber bis dahin will ich nicht einmal mehr darüber nachdenken...«

Spence nickt und verzieht seine weichen Lippen zu einem Grinsen. »Als guter Freund ist es dann wohl meine Aufgabe, dich jetzt abzulenken«, grinst er und fährt mit seiner Hand an meiner Schulter runter, bis zu meiner Seite, wo er seine warmen Finger unter den Stoff meines Pullovers schiebt. »Mhh«, seufze ich glücklich, »ich finde auch, dass das jetzt deine Aufgabe ist.« Spence küsst mich in den Himmel, auf dass ich die Hölle und ihre Brut vergessen kann. Seine Hände vertreiben alle meine Sorgen, streichen sie sanft von meiner Haut, bevor er sich in mich schiebt und nicht nur die bösen Gedanken vertreibt, sondern auch alles andere, was nichts mit uns und diesem Moment zu tun hat.

Tja, und was soll ich sagen: ich habe bis zum Frühstück am nächsten Morgen nicht mehr an den Fall gedacht und konnte mich dank der gelungenen Ablenkung später voll und ganz darauf konzentrieren, den Mann zu fassen, der meiner Freundin Albträume beschert hat. 

𝐚𝐝𝐯𝐞𝐧𝐭𝐬𝐤𝐚𝐥𝐞𝐧𝐝𝐞𝐫 𝟐𝟎𝟐𝟑Where stories live. Discover now