Kapitel 280

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Wincent

Nun ist es schon eine Woche her seitdem Paul auf die Welt kam. In dieser Woche ist einiges passiert. Paul geht es einfach blendend. Er isst so gut mit der Flasche, sodass die Ärzte vor zwei Tagen die Magensonde entfernt haben. Das Temperatur halten funktioniert auch immer besser. Er hat nur noch wenige Temperaturabfälle am Tag und wenn dann, dann sind sie nur minimal. Elli geht es von Tag zu Tag besser. Vorgestern wurde sie von der Intensivstation auf die Normalstation verlegt. Zwar ist sie immer noch sehr schlapp und sehr müde, aber sie ist außer Lebensgefahr. Wir hatten Paul gestern auch für drei Stunden am Stück unten, bevor es ihr wieder zu viel wurde. Endlich haben wir mal ein bisschen mehr das Gefühl eine Familie zu sein. Gerade bin ich zu Hause. Denn wir brauchen ein paar neue Klamotten und Elli möchte auch ihren eigenen Rollstuhl haben. Sie mag die Rollstühle im Krankenhaus nicht allzu sehr und wenn es ihr hilft, bringe ich ihn gerne mit. Mama ist gerade bei ihr und hat mir ein Foto geschickt. Sie sind gerade bei Paul und Elli gibt ihm ein Fläschen. Dieser Anblick erwärmt sofort mein Herz. Zwar braucht sie noch viel Unterstützung im Umgang mit ihm, aber Hauptsache sie hat nun mehr Bindung mit ihm. Das wichtigste ist, Elli ist außer Lebensgefahr. Denn Paul und ich brauchen sie. Ich will mir nicht vorstellen, was passiert wäre wenn wir sie verloren hätten. Vor ein paar Tagen haben wir auch die Kinder aufgeklärt. Wir haben es versucht so schonend wie möglich zu machen, aber natürlich haben sie sich gleich Sorgen gemacht. Aber im nächsten Moment wollten sie gleich ins Krankenhaus fahren. Das muss aber leider noch warten. Elli ist dafür noch zu schwach. Auch Paul braucht noch viel Ruhe und wir müssen auch noch ein bisschen auf sein Immunsystem achten. Er ist immerhin noch ein Frühchen. Ich bin einfach nur froh, dass ich noch im Krankenhaus sein darf. Ein bisschen Angst hatte ich, dass ich in eines der Zimmer ziehen muss, die für die Frühcheneltern vorgesehen sind, aber ich darf Gottseidank bei Elli im Zimmer sein.

Nachdem ich uns ein paar frische Klamotten eingepackt habe, gehe ich rüber ins Babyzimmer. Dort packe ich noch ein paar Mullwindeln, kleine Mützen und zwei weitere Decken ein. Zudem wollte Elli, dass ich ihr Stillkissen und das Babynestchen mitbringe. Vollgepackt laufe ich eine Stunde später zum Auto und fahre wieder ins Krankenhaus. Als ich hoch ins Zimmer komme, liegt Elli wieder im Bett. ,,Hey Schatz, bist du wieder hier?", lächle ich und stelle die Sachen ab. ,,Ja, hatte noch eine kleine Untersuchung", seufzt sie. ,,Deine Mama ist noch oben ein bisschen kuscheln", lächelt sie. ,,Sie liebt die Rolle als Oma jetzt schon", lache ich und fange an die Sachen auszupacken. Wir haben unsere Betten zusammengeschoben, sodass wir ein bisschen kuscheln können. ,,Ich bin schon wieder so müde", gähnt sie. ,,Dann schlaf doch ein bisschen", sage ich leise und streichle ihr durchs Haar. ,,Nein, ich will bisschen wach bleiben", lächelt sie und legt ihre Hand auf meinen Bauch.   ,,Ich vermisse die Kugel ja schon ein bisschen", schmunzelt sie. Ich greife nach meinem Handy und öffne meinen Kalender. Beim 26. Oktober vermerke ich den Geburtstag von Paul. ,,Hast du Angst du vergisst den Geburtstag deines Kindes", lacht Elli und kuschelt sich an mich. Plötzlich geht die Tür auf und Mama kommt rein. ,,Er schläft", lächelt sie und zieht sich ihre Jacke an. ,,Danke", sage ich und lege mein Handy weg. ,,Ich fahr jetzt zu meinem Termin. Soll ich euch danach etwas kochen? Dann habt ihr mal was gescheites zum Essen?", fragt sie. ,,Wenn du das machen würdest, sehr gerne", antworte ich direkt. ,,Dann komme ich später nochmal", sagt sie und verabschiedet sich.

Elli und ich schalten uns unsere Serie an, um uns ein bisschen abzulenken. Irgendwann klopft es an der Tür und Schwester Sandra von oben kommt mit einem Bettchen rein. ,,Hallo ihr zwei. Ich dachte mir, ich bring euch mal jemanden", lächelt sie und stellt das kleine Gitterbett neben Elli ab. ,,Kann er ein bisschen hier bleiben?", strahlt Elli. ,,Ja, dem steht nichts im Wege.Ich habe euch ein Fieberthermometer mitgebracht. Misst einfach ab und zu die Temperatur und so lange sie in Ordnung ist, könnt ihr ihn bei euch lassen. Wenn irgendwas ist, egal was, auch wenn Elli Ruhe braucht, könnt ihr ihn wieder bringen", lächelt sie. ,,Gut, ich komme dann später mit ihm hoch", sage ich und stehe vom Bett auf. Ich lege das Babynestchen zwischen uns ins Bett und hebe Paul aus dem Bettchen und lege ihn zwischen uns. ,,Er ist einfach so winzig", lächelt Elli und greift nach seiner Hand. ,,Ja, aber er hat ja schon ganz schön zugenommen", kichere ich und lege mich zu meiner kleinen Familie. Elli legt sich auf die Seite und haucht ihm einen Kuss auf die Stirn. ,,Ich kann es immer noch nicht glauben, dass er in meinem Bauch war." ,,Das ist wirklich unvorstellbar", stimme ich ihr zu und lege meine Lippen auf ihre. ,,Ich liebe dich so sehr", hauche ihr gegen die Lippen. ,,Ich dich auch, euch", schmunzelt sie und streichelt mir über die Wange. ,,Wir sind einfach Mama und Papa", flüstere ich lächelnd und lehne mich zurück ins Kissen. Ich greife wieder nach meinem Handy, öffne die Innenkamera und mache ein Selfie von uns. Ich möchte so viele Erinnerungen wie nur möglich festhalten.

Aus vielleicht irgendwann, wird irgendwo ankommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt