Kapitel 287

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Wincent

Nun sind es wieder zwei Tage vergangen und seit gestern ist Kamil hier. Darüber bin ich auch mehr als froh, denn gestern Abend hat es wieder geklingelt und Dina stand mit ihrem neuen Lebensgefährten vor der Tour und hat versucht Elli zu drohen. Kamil hat ihr eine Ansage gemacht und daraufhin sind sie verschwunden. Für uns geht es heute Nachmittag nach Berlin und da wird er uns ebenfalls begleiten. Ich habe ein paar Termine bei Anna und Co. Eigentlich wollte ich alleine fahren, aber Elli möchte gerne mit und Paul trauen wir das ganze auch zu. Deswegen heißt es heute: Erste Familienausflug für Familie Weiß. Elli ist schon den ganzen Morgen am packen und verzweifelt bald. Denn sie ist sich nicht sicher was sie alles für den Kleinen einpacken muss. ,,Schatz, beruhig dich jetzt bitte. Im Notfall können wir auch was in Berlin besorgen", lache ich, als ich oben ins Babyzimmer komme. ,,Du hast ja recht. Aber eigentlich müsste ich jetzt auch alles haben", seufzt sie und schließt den kleinen Kinderkoffer, denn wir zur Geburt von meiner Schwester geschenkt bekommen haben. ,,Dann bleib locker. Ich bring ihn schonmal ins Auto", schmunzle ich und hauche ihr einen Kuss auf die Lippen. ,,Okay, ich mach den Kleinen fertig." ,,Gut", erwidere ich, schnappe mir den Koffer und gehe wieder nach unten. ,,Alles eingepackt?", lacht Kamil und trinkt einen Schluck von seinem Kaffee. ,,Hoffentlich", lache ich ebenfalls und schlüpfe in meine Schuhe. Wieder drinnen schmeiße ich meine restlichen Sachen in den Rucksack. ,,Soll ich eigentlich mit zur Besichtigung kommen oder soll ich hier auf euch warten?", wirft Kamil ein. Bevor wir nach Berlin fahren, fahren wir noch zum Hof und schauen uns da das Objekt an. ,,Du kannst gerne mitkommen. Sicher ist sicher", seufze ich und stelle meinen Rucksack in den Flur. In dem Moment kommt Elli mit Paul die Treppen runter. ,,Ey was hast du denn an?", strahle ich und nehme den Kleinen. Elli hat ihm einen Pulli aus dem Merch Paket von Amelie angezogen. ,,Man muss doch sehen zu wem er gehört", zwinkert Elli und geht in die Küche.

Eine halbe Stunde später befinden wir uns endlich auf dem Weg zum alten Bauernhof. ,,Das sieht jetzt schon richtig schön aus", schwärmt Elli hinter mir, als wir auf das Grundstück fahren. Kaum sind wir ausgestiegen, kommt ein Mann im mittleren Alter auf uns zu. ,,Sie müsse Herr und Frau Weiß sein", lächelt er. ,,Ja genau", sage ich und schüttle seine Hand. ,,Ich bin Herr Peters." Elli holt währenddessen Paul aus der Babyschale. ,,Ach sie haben ja Nachwuchs", sagt der Makler überrascht. ,,Ja seit genau einem Monat. Aber wir würden ingesamt mit vier Kindern einziehen", erkläre ich. ,,Meine Geschwister leben bei uns", wirft Ellie ein, als Herr Peters uns interessiert anschaut. ,,Da haben sie hier reichlich Platz. Auch für noch mehr Nachkömmlingen", lacht er und zeigt auf das. ,,Dann folgen sie mir mal", lächelt er. Das Haus ist schon richtig alt, deswegen müsste man richtig viel machen. Aber das Grundstück mit den Ställen und dem Garten hinter dem Haus hat richtig potenzial. Hinter der Scheune ist sogar ein großer Teich. Kurz und Knapp kann man sagen, es ist einfach traumhaft. ,,Man könnte ja das alte Bauernhaus auch abreißen und neu bauen oder?", frage ich als wir mit der Führung fertig sind. ,,Natürlich. Wenn das Grundstück ihnen gehört, können sie das gerne machen." ,,Das wäre eine Idee. Denn jetzt ist es arg klein und sehr heruntergekommen", antwortet Elli und schaut mich an. ,,Ja, neu bauen könnte ich mir auch vorstellen. So eher nicht. Aber der Hof ist einfach ein Traum", schwärme ich. Wir unterhalten uns nochmal über die Detail, bevor wir uns verabschieden. ,,Dann besprechen sie nochmal alles und melden sie sich bei mir", lächelt Herr Peters, bevor wir zum Auto gehen. ,,Das machen wir", verspreche ich und sperre das Auto auf.

,,Dann mal los", sage ich, als Kamil den Motor startet. Kaum sind wir auf die Landstraße abgebogen, erkennen wir ein bekanntes Auto hinter uns. ,,Wince", sagt Elli panisch. ,,Ganz ruhig Elli. Wir versuchen sie abzuwimmeln", sagt Kamil und schaut sie durch den Rückspiegel an. Aber Kamils Plan geht nicht ganz auf. Sie folgen uns bis auf die Autobahn. Elli hinten ist ganz aufgelöst. ,,Shh Schatz, du brauchst keine Angst zu haben", versuche ich sie zu beruhigen und strecke meine Hand nach hinten zu ihr. Sie ergreift sie augenblicklich und drückt sie fest. ,,Wenn sie euch noch einmal bedrohen, rufen wir sofort die Polizei", spricht Kamil eindringlich und schaut mich an. Daraufhin nicke ich einfach und drehe mich wieder um. Nach einer Stunde machen wir eine kurze Pause, da Paul angefangen hat zu quengeln. Als Elli ausgestiegen ist, ziehe ich sie erstmal in meine Arme. ,,Es ist alles gut", murmelt sie. ,,Das sehe ich aber anders. Du bist ganz blass", flüstere ich und hauche ihr einen Kuss aufs Haar. Plötzlich schluchzt sie los. ,,Ich schaffe das einfach nicht mehr", wimmert sie gegen meine Brust und sinkt zu Boden. ,,Hey hey, stehen bleiben", sage ich und lege meine Arme fester um sie. ,,Wincent, soll ich ihm die Flasche geben?", fragt Kamil und hält die Flasche hoch. ,,Das wäre lieb", sage ich und drehe mich kurz zu ihm um. ,,Gerne", lächelt er und holt den Kleinen vorsichtig aus dem Babysitz. ,,Dann komm mal zu Onkel Kamil", höre ich ihn sprechen. Augenblicklich ist Paul ruhig und beobachtet ihn mit großen Augen.

,,Ich bin so eine schlechte Mutter", schluchzt Elli plötzlich. ,,Rede doch sowas nicht." ,,Doch, ich kann nicht einmal richtig für meinen Sohn da sein", wimmert sie. ,,Shh, Elli. Es ist keine einfache Situation für dich. Es ist doch ganz klar das du panische Angst vor deiner Mutter hast. Aber du bist eine gute Mama für Paul. Also rede dir das bitte nicht ein", spreche ich auf sie ein. ,,Ich liebe dich", flüstert sie und schaut mich endlich an. ,,Ich liebe dich auch", lächle ich und hauche ihr einen Kuss auf die Stirn. ,,Pass auf, wenn der Kleine aus dem gröbsten raus ist, schnappen wir ihn und fahren für ein paar Tage nach Tirol ins Hotel. Ich glaube das wird uns allen gut tun." ,,Das ist eine gute Idee", lächelt sie nun und wischt sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. ,,Dann machen wir es so", sage ich und küsse sie liebevoll. Während der restlichen Autofahrt reden wir über das Grundstück und philosophieren über alles mögliche. Am Ende einigen wir uns darauf nochmal alles genau durchzugehen und wenn alles passt zu zu sagen. Nach ingesamt drei Stunden und zwei Pausen kommen wir in Berlin an. Wir checken gleich ins Hotel ein und machen uns alle nochmal frisch, bevor wir ins Büro aufbrechen. ,,Wir sind da", rufe ich als wir oben ankommen. ,,Schön das ihr da seid", strahlt Amelie und nimmt uns kurz in den Arm. ,,Ja, wen haben wir denn da", strahlt sie und schaut in den Maxi Cosi. ,,Ah, wir haben hohen Besuch", kommt Anna strahlend um die Ecke. ,,Herzlichen Glückwunsch nochmal persönlich", lächelt sie und nimmt uns auch kurz in den Arm. ,,Ist alles okay Elli?", fragt Amelie besorgt, als sich Elli seufzend hinsetzt.

,,Lange Geschichte. Kurze Zusammenfassung, meine Mutter ist wieder aufgetaucht und hat einen neuen Freund", seufzt sie. ,,Das ist nicht dein Ernst", sagt Anna schockiert. ,,Dich, ihr vollster", murmle ich und hole den Kleinen aus der Babyschale. ,,Willst du?", frage ich Amelie schmunzelnd, die den Kleinen ganz verliebt anschaut. ,,Ja gib schon her", lacht sie und streckt ihre Arme aus. Grinsend gebe ich ihn ihr und schaue die Beiden amüsiert an. ,,Bist du ein süßes Geschöpf", flüstert Amelie und streichelt ihm über die Wange. ,,Er ist ja mal das Ebenbild seines Papas", grinst Anna und streichelt ihm über die Beine. ,,Ja das ist doch unfair oder?", lacht Elli. ,,Die Mama macht die ganzen Strapazen durch und dann sieht er ihr nicht mal annähernd so aus wie sie", kichert sie. ,,Hauptsache er ist ist süß und hübsch", lacht Linda. ,,Willst du mir jetzt sagen ich sehe scheiße aus", grinst Elli. ,,Nein, so habe ich das nicht gemeint", kichert sie. ,,Sie hat damit gemeint, dass sie mich hübsch findet", zwinkere ich und gehe mir einen Kaffee machen. Die nächste Stunde stand nur darin den Kleinen zwischen Linda, Anna und Amelie durchzureichen. Irgendwann beschließen wir uns erstmal etwas zu Abend zu essen. Während wir essen, reden wir über die nächsten Tage und Termine. Als wir zu Ende gegessen haben, wendet sich meine Frau an Amelie, die Paul auf dem Arm hat. ,,Amelie, er müsste mal gewickelt werden. Willst du es vielleicht mal probieren?", lächelt sie und ich weiß sofort was jetzt passiert. ,,Wenn ich darf?", strahlt Amelie und steht auf. ,,Klar", sage ich schulterzuckend und trinke einen Schluck aus meinem Bier. Als Elli eine Wickelstation aufgebaut hat, legt Amelie ihn hin und zieht ihm vorsichtig den Pulli über den Kopf. Kaum hat sie den Body genauer angeschaut, quietscht sie los und schaut uns mit Tränen in den Augen an.

Aus vielleicht irgendwann, wird irgendwo ankommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt