XX | Nächste Schritte

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Leonora 

Seufzend drehte ich mich um und vergrub meine Nase im Kissen. Ein warmer Arm umfasste mich und zog mich wieder an die Wärmequelle heran. Ein tiefes Seufzen erklang hinter mir.

Nach der gestrigen Schicht hatte er mich vom Krankenhaus abgeholt und mit zu ihm nach Hause genommen. Seit mehreren Wochen waren wir abwechselnd bei mir oder bei ihm gewesen. Es hatte sich zwischen uns eine leichte Routine eingeschlichen, die ich aber mochte.

"Ich würde dir gerne meine Equipe vorstellen. Also meine besten Freunde, die sowas wie meine Familie sind." Ich spürte seinen warmen Atem in meinem Nacken, während seine raue Stimme mir durch den Kopf ging.

Er wollte mir seine Freunde vorstellen? Das war ein großer Schritt. Ich bewegte mich nicht und überlegte, was das zu bedeuten hatten für uns.

"Alles okay? Geht es dir zu schnell?" Rafs Hand fuhr beruhigend über meinen nackten Oberarm. Ich drehte mich in seinem Bett so, dass ich ihm ins Gesicht blicken konnte. Mein Blick ging zu seinen Augen. "Es geht mir nicht zu schnell. Ich freu' mich für darauf deine Equipe kennenzulernen."

"Wenn du mir deine besten Freunde vorstellst, stell' ich dir meine vor. Die denken sowieso schon das wir zusammen sind also..." Meine Augen vielen vor Müdigkeit wieder zu. Es war gerade mal acht Uhr und ich war erst um sechs Uhr von der Schicht nach Hause gekommen. Das Licht des Weckers tat in meinen Augen weh.

Mit meiner Nase berührte ich Raphaels nackte Brust als ich wieder vor Müdigkeit die Augen schloss. "Ich finde deine Freundinnen sollten nicht nur denken, dass wir zusammen sind, sondern es wissen." "Mhm?" Mein Gehirn verstand nicht ganz, was er meinte. "Naja, also ähm...ich wollte damit sagen oder besser fragen, ob du und ich, ob wir offiziell ein Paar sein sollten?"

Seine Stimme war leiser geworden und hörte sich sowohl überzeugend an als auch leicht unsicher. "Was?" Ich war...ich konnte es nicht ganz beschreiben, ich war einfach glücklich und zufrieden.

Ich war schlagartig wieder wach. Raphaels Gesicht war ernst und belustigt zugleich als ich zu ihm aufschaute. "Ja. Ja klar auf Jeden Fall!" Meine Augen flogen ungläubig über sein Gesicht. Ein Lächeln breitete sich jetzt auch auf seinem Gesicht aus.

Seine Lippen legten sich sanft auf meine. Ein Kribbeln breitete sich in meiner Magengegend aus. Nach dem Kuss drückte er mir noch einen Kuss auf die Stirn. Dann legte ich meinen Kopf wieder an seine Brust. "Musst du nicht zum Sport?" Fragte ich im Halbschlaf.

"Nein, ich war schön." "Müsstest du dann nicht im Studio sein?" Fragte ich weiter. "Sag mal, möchtest du deinen Lebenspartner los werden?" "Nein. Keines falls. Ich finde es toll das du mit mir hier noch liegst." "Schlaf erstmal weiter. Wir sehen uns gleich wieder."

Als ich wieder aufwachte, war der Platz neben mir leer. Nachdem ich mich gestreckt hatte, kroch ich aus dem Bett. Der Wecker zeigte zwölf Uhr an. Ich rieb mir meine Augen, während ich den Weg zur Küche zurücklegte.

Ich lehnte mich an den Türrahmen, um Raphael beim Kochen zu gucken zu können. Er stand wie für in typisch ganz in Schwarz, mit der Cap falsch herum auf dem Kopf in der Küche. Das Fenster war geöffnet und ließ ungefiltert die Sonnenstrahlen mit frischer Luft in den Raum hinein.

Ich beobachtete, ihn mehre Minuten. Stand einfach da und genoss es zu wissen, dass dieser Mann ab heute zu mir gehörte, dass er mein Freund und Lebenspartner war.

Raphael drehte sich vom Herd weg und blieb bei der Hälfte seiner 180 Grad Drehung stehen. Sein Blick traf meinen. Das Braun seiner Augen blitze glücklich auf, als wie sich unsere Blicke trafen. Ich stieß mich vom Türrahmen ab und ging zu ihm hinüber. Sein Arm umfing meine Taille. Unsere Nasenspitzen berührten sich leicht. Ich stupste seine Nase leicht an. Als Antwort gab Raphael mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.

Danach ließ er mich los und drehte sich wieder zum Herd. "Hast du Hunger?" Ich setze mich Raphael gegenüber an die Küchentheke. "Immer. Was gibt es denn?" Der Mann mit der Cap schüttete die Nudel ab und drehte sich dann zu mir um. "Penne all'arrabbiata. Ich hoffe du magst es." "Ich kenne das Gericht nicht, aber so wie es riecht, muss es gut schmecken." Wir lächelten uns an. Ich stand vom Stuhl auf und ging um die Theke herum. Ich nahm Teller und Besteck raus und während Raphael das Gericht fertigstellte deckte ich den Tisch.

Dampf stieg von dem Teller hoch, als mein Freund das Essen vor uns abstellte. "Guten Appetit." Wünschte ich und nahm mithilfe der Gabel mehrere Nudeln vom Teller und schob sie in Mienen Mund. Vor Begeisterung wurden meine Augen groß. Mein Gegenüber hatte noch keinen Bissen genommen. Er hatte mich die ganze Zeit beobachtete.

"Das schmeckt echt gut." Raphael lächelte selbstgefällig. In seinen Augen sah ich, dass er sich sehr über mein Kompliment freute. "Freut mich." Jetzt nahm er auch einen Bissen. Wir aßen schweigend.

"Die Jungs kommen nächste Woche aus Hamburg. Ähm, ich hatte gedacht, dass wir uns nächste Woche am Samstag mit ihnen treffen könnten. Du hast doch erzählt, dass du da freihast." Seine braunen Augen sahen vorfreudig in meine. Ich überlegte kurz, aber er hatte recht. "Ja müsste klappen." Er lächelte mich an.

"Wo willst du dich treffen?", fragte ich, danach nahm ich die nächste Gabel vom Essen. Raphael legte die Stirn in Falten und schien zu überlegen. "Bei mir im Studio? Wir werden da sowieso arbeiten. Dann kannst du einfach dazu kommen." Fragend schaute er mich an. Sein Blick zeigte mir, dass ihm meine Meinung wichtig war.

"Klar. Sowohl ich kenne dein Studio als auch deine Freunde. Ich finde, ist eine Gute Idee." Ich nahm ein Schluck Wasser. Seine lächeln wurde breiter. Ein Kribbeln schlich sich in Mienen Bauch. Ich liebte es, wenn er lächelte.

Wir aßen auf und räumten dann den Tisch ab. Raphael nahm sein Handy in die Hand. "Ich schreib' den Jungs kurz. Das sind erstmal nur meine Freunde aus Hamburg, also John, Jonas und so. Die ganze 187 halt. Mit denen habe ich Palmen aus Plastik gemacht." Erklärte er mir, während er auf seinem Handy tippte.

Er schickte die Nachricht ab. Starrte noch paar Sekunden auf den Bildschirm, bevor er sich mir wieder zuwendete. "Sie freuen sich darauf, dich kennenzulernen." Berichtete er mir mit einem lächeln. "Den Rest meiner Freunde stelle ich dir auch noch vor, aber ich will dich nicht überfordern."

Stirnrunzelnd sah ich zu ihm auf. "Wie meinst du das?" "Meine Freunde, mein Umfeld ist anders als deines, Leonora." Sein Ton war sanft. "Sie haben keine Ahnung von fechten oder gehen zu Polo spielen. Die meisten kommen aus Familien, die in Brennpunkten leben und haben einen Migrationshintergrund. Sie sind einfach anders. Nicht auf eine schlechte weise, aber...ich will dich nicht überfordern oder verschrecken. Dafür finde ich das zwischen uns viel zu gut."

Er strich mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr. Ich umfasste mit meinen Armen seinen Oberkörper. Mein Blick war immer noch nach oben in seine Augen gerichtet. "Das verstehe ich. Aber ich bin auch nicht aus Zucker oder lasse mich leicht verschrecken." Mein Blick war fest in seine Augen gerichtet.

"Ich weiß." Er drückte mir einen liebevollen Kuss auf die Lippen. "Sollen wir diesen Anime weiter gucken?", fragte ich und ließ ihn los. Ein Lachen erklang hinter mir. "Ich dachte, dir würde, das nicht so zusagen?" Raphael folgte mir belustigt in sein Wohnzimmer.

"Ach weißt du, es war ganz okay." Ich setze mich auf seine Couch, schnappte mir eine Decke und setze mich gemütlich hin. Er stand belustigt vor der Couch und beobachtete mich. Auffordern zog ich meine Augenbraue in die Höhe. "Wenn wir noch was schaffen wollen, sollten wir jetzt anfangen. Ich muss bald zur Arbeit." "Ai Ai Captain." Erklang es von ihm. Kurz darauf wurde der Fernseher eingeschaltet. 

Zukunft | Raf Camora FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt